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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zu verschließen. Auf der Insel scheint Fieber ausgebrochen zu sein.«
    Raymond blieb der Mund offenstehen. »Unmöglich! Sie versuchen nur, meinen Befehl zu umgehen.« Er bemerkte Bolithos Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Ihr Leutnant irrt sich. Er muß sich irren!«
    Bolitho verließ den Raum. Revolution auf der anderen Seite der Welt, die Inseln hier warteten nur darauf, daß ihre Herren sich untereinander bekämpften, und jetzt war, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der schlimmste Schlag erfolgt. Durch einen Feind, der von innen kam und gegen den es keine Abwehr gab.

Freiwillige
    Bolitho kniete auf der Binsenmatte und blickte auf das junge Mädchen hinab. In der Hütte, die erst vor wenigen Tagen gebaut worden war, herrschte fast völlige Stille, als ob die umstehenden Bäume, sogar die Inseln selbst lauschten. Über seinem Kopf hörte er das gedämpfte Surren von Insekten, die gegen Keens Laterne schwirrten, und das unregelmäßige Atmen des jungen Leutnants, der ihm über die Schulter sah. Er hielt das Handgelenk des Mädchens, konnte aber so gut wie nichts fühlen. Ihre glatte Haut war feucht, und ihr Herz schlug schnell und gehetzt.
    Hardacre drängte sich zwischen einem Marinesoldaten und zwei Eingeborenen vorbei in den Lichtschein der Laterne. Mit seinen großen Händen tastete er den Körper des Mädchens ab und sah dann in Keens verängstigtes Gesicht auf.
    »Sie hat das Fieber. Wie sehr hängen Sie an ihr?«
    Keen antwortete gebrochen: »Mit allem, was ich habe! Sie muß leben, sie muß!«
    Hardacre stand auf. »Decken Sie sie gut zu. Auch wenn sie versucht, die Decken abzuwerfen, halten Sie sie warm.«
    Er sah Bolitho an und ging mit ihm aus der Hütte. Der Himmel war jetzt viel heller, und einige Vögel hatten schon angefangen zu zwitschern.
    »Schon früher ist Fieber auf den Inseln aufgetreten. Im vergangenen Jahr, frühzeitig. Viele starben. Sie haben wenig Widerstandskraft.« Er blickte auf die Tür der Hütte. »Ich fürchte, Ihr Leutnant wird seine Freundin verlieren.« Seine grimmigen Züge wurden sanfter. »Sie verstehen kaum ein Wort von der Sprache des anderen. Ich habe sie zusammen beobachtet. Sie ist Malua, Tinahs Schwester, und wird sehr vermißt werden.« Er blickte Bolitho ernst an. »Ich werde ins Dorf gehen, dort gibt es gewisse Wurzeln und Krauter.
    Vielleicht besteht eine Chance.« Er hob die Schultern.
    »Aber wer weiß, was kommen wird?«
    Bolitho hörte Schritte auf dem Sand und sah Allday eilig auf sich zukommen.
    »Sie sollten Mr. Herrick meine Nachricht bringen!«
    Allday sah ihn sehr ruhig an. »Ja, Captain. Aber ich habe den zweiten Bootsführer mit der Gig zurückgeschickt; ein zuverlässiger Mann.« Er reckte die Schultern. »Ich kenne mich mit dem Fieber aus und weiß, was zu tun ist. Mein Platz ist hier bei Ihnen.«
    Bolitho wandte sich ab, tief gerührt von Alldays unerschütterlicher Loyalität, aber auch verzweifelt über das, was sie wirklich bedeutete. Für sie beide.
    Keen kam aus der Hütte, seine Augen leuchteten wieder.
    »Es scheint ihr besser zu gehen, Sir.«
    Bolitho nickte. Wie wir uns doch selbst täuschen, wenn das Schlimmste bevorsteht. »Hardacre holt Hilfe. Er ist meine größte Hoffnung.«
    Keen schien benommen. »Ich dachte, daß der Arzt kommen würde, Sir.«
    Bolitho blickte zum Himmel auf. »Sie müssen wissen, was geschehen kann, Mr. Keen, uns allen. Vielleicht ist das Fieber örtlich beschränkt und kann unter Kontrolle gehalten werden. Andererseits sind viele Seuchen für diese Inseln neu – und ihre Behandlung ist unbekannt -, da sie von Außenstehenden eingeschleppt werden. Von Leuten wie uns. Aber -«, er bemerkte die Angst, die sich auf Keens Gesicht widerspiegelte -, »wir müssen an das Schiff und unsere Aufgabe denken. Falls wir Mr. Gwyther an Land rufen, berauben wir das Schiff seiner Hilfe, wenn es ihn braucht. Denn ich könnte ihm nicht erlauben, wieder an Bord zu gehen.«
    Keen nickte ruckartig. »Ja, Sir. Ja, ich verstehe jetzt.« Bolitho begriff seine Empfindungen, seine Ängste. Beinahe schroff sagte er: »Wir müssen also klare Verhältnisse schaffen. Sie fungieren hier als mein Stellvertreter. Meines Wissens ist Mr. Pyper ebenfalls an Land, und von heute an gilt er als Leutnant. Geben Sie das bekannt. Ich habe Mr. Herrick schon angewiesen, Mr. Swift und Mr. Starling, den Steuermannsmaat, im gleichen Rang einzusetzen. Wir werden unser ganzes Können brauchen, und es ist besser, wenn wir so viele wie möglich in den

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