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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bettlaken beiseite, während er zu erkennen versuchte, was ihn aufgestört hatte. Dann sah er ein Paar Augen im Düstern wie schwache Lampen glimmen und erinnerte sich, daß Orlando, der riesige Neger, jetzt die Aufgaben seines Stewards wahrnahm. Anscheinend war Allday bald nach Noddalls Tod auf diesen Gedanken gekommen, und da Orlando weiter seinen neuen Pflichten nachging, nahm Bolitho an, daß Allday mit ihm zufrieden war, obwohl in Anbetracht der vielen Flüche und Schimpfworte, die er mit anhören mußte, das Gegenteil erwartet werden konnte.
    »Was gibt es, Mann?«
    Er richtete sich in eine sitzende Stellung auf und bemerkte, daß seine Koje unbewegt blieb und von außen nur die normalen Geräusche eines vor Anker liegenden Schiffes in die Kajüte drangen. Es war stickig, und bei der Anstrengung lief ihm der Schweiß über die nackte Haut.
    Orlando nickte und zog Bolithos Laken von der Koje, bückte sich dann und tastete nach Bolithos Schuhen.
    Allday tauchte in der Dunkelheit auf. »Ein Boot liegt längsseit, Captain. Mr. Raymond wünscht, Sie an Land zu sprechen. Der Kapitän der Pigeo n ist bei ihm, wie es scheint.«
    Bolitho stellte die Füße auf die Planken, versuchte, die Neuigkeit zu verdauen. Gestern hatte der Ausguck auf dem Berggipfel Segel in Südost gemeldet. Nach wenigen Stunden war die überfällige Brigg Pigeo n ausgemacht worden, und wieder einmal hatte Bolitho gespürt, daß die Erregung wie eine frische Brise durch das ganze Schiff lief: Nachrichten aus der Heimat! Erinnerungen wurden lebendig, bei allen.
    Auch in der Siedlung selbst war Interesse wach geworden. Feuer wurden angezündet, und der schwere Geruch nach Holz und gebratenem Fleisch strich über die abgelegene Bucht.
    Und dann flaute der Wind ab; als sich die Dunkelheit über die Inseln senkte, hatte die Brigg geankert, um das Licht der Morgendämmerung für eine sichere Passage zwischen den Riffen abzuwarten.
    Er hörte Füße an Deck und das Knarren von Blöcken, als ein Boot zu Wasser gebracht wurde. Das mußte Herrick veranlaßt haben, der dafür sorgen wollte, daß der Kapitän über seine eigene Gig verfügte und nicht auf eines von Hardacres alten Langbooten angewiesen war. Er fragte: »Wie spät ist es?«
    »Die Morgenwache ist gerade angetreten, Captain.« Allday rieb sich das Kinn. »Der Kapitän der Pigeo n muß im Boot an Land gekommen sein.«
    Bolitho sah ihn an. Wie schnell Allday auf den Kern der Dinge kam. Es mußte etwas sehr Dringendes sein, was den Kapitän einer Brigg nach der langen und anstrengenden Reise von England so schnell an Land trieb. War es Krieg mit Spanien? Wurde die Tempes t nach Hause beordert? Er dachte angestrengt nach, stellte seine eigenen Wünsche den Forderungen des Dienstes gegenüber. Viola würde in Cornwall sicher sein, während er ... Er fluchte, als Orlando ihm versehentlich mit seinem kräftigen Ellbogen gegen den Leib stieß.
    Allday zündete eine Lampe an und grinste. »Das ist das Gute daran, wenn man stumm ist, Captain. Man braucht sich nie zu entschuldigen.«
    Bolitho blickte kritisch in den Spiegel. Halbnackt und verschlafen, mit in die Stirn hängendem Haar, sah er eher wie ein Vagabund aus als wie ein Kapitän des Königs.
    Aber Orlando war geschäftig um ihn herum, hatte warmes Wasser aus der Kombüse geholt, und während Allday sich mit Seife und Rasiermesser zu schaffen machte, legte er, wie befohlen, Bolithos Uniform zurecht. Er konnte das viel besser, als nach so kurzer Übung zu erwarten war. Bolitho nahm an, daß der Neger früher auf einem großen Besitz gedient oder andere überwacht hatte, wenn sie ihre Herren bedienten.
    Herrick kam nach achtern und klopfte an die Tür. »Die Gig ist klar, Sir.« Er musterte die kleine Szene in der Kajüte.
    »Wie ich sehe, brauche ich mir keine Sorgen zu machen.«
    Bolitho streifte das frische Hemd über und ließ sich von Allday die Halsbinde knüpfen. »Keine weiteren Neuigkeiten?«
    »Nein.« Herrick sah müde aus. »Aber ich glaube, daß die Pigeo n schlechte Nachrichten mitgebracht hat. Gute lassen sich immer viel Zeit.«
    Bolitho griff nach seinem Hut. »Wir werden sehen.« Er zögerte und gab Allday damit Gelegenheit, zur Pforte vorauszulaufen. »Halten Sie alles bereit, Thomas. Vielleicht müssen wir bei Morgengrauen Anker lichten.«
    »Jawohl.« Offensichtlich hatte er sonst an nichts anderes gedacht. »Nur das Landekommando konnte nicht alarmiert werden. Der junge Valentin Keen wird damit fertig werden

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