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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Pocken, die zwei Drittel einer Schiffsbesatzung innerhalb weniger Wochen dahinraffen konnten.
    Er sagte: »Kommen Sie mit zur Pier. Es wird bald hell.«
    Wie still es im Dorf war. Es fiel ihm schwer zu glauben, daß der Strand und die seichten Wellen voll lachender Mädchen und junger Männer gewesen waren, unter ihnen Keens schöne Malua.
    »Sir!« Quares Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. »Ich habe Segel gesehen.«
    Bolitho sprang auf einen Felsen und spähte angestrengt in die Dämmerung hinaus. Doch alles, was er zwischen Himmel und Wasser ausmachen konnte, waren die Brecher auf den vorgelagerten Riffen jenseits der Lagune.
    Es wurde schnell heller, und er konnte bereits den stattlichen Umriß der Eurota s ausmachen, auf der noch ein Ankerlicht flackerte.
    Bolitho sah sich nach der Siedlung um, doch dort regte sich noch kein Leben.
    Quare wiederholte hartnäckig: »Dort, Sir.«
    Diesmal nahm er es wahr, eine bleiche Finne über den fernen Brechern, von Gischt verwischt, aber auf das Land zustrebend.
    Ein Schoner, klein und gut geführt.
    Er sagte: »Wecken Sie Mr. Keen. Er soll Mr. Hardacre benachrichtigen, daß sein Schoner kommt.«
    Der Kapitän dort draußen würde eher auf Hardacre als auf Raymond hören. Er hörte Quares knirschende Schritte auf dem Abhang, und irgendwo weinte ein Kind. Es klang bedrückend.
    Und dann sagte sie hinter ihm: »Ich bin aufgewacht, aber du warst fort.«
    Sie kam an seine Seite, und er legte ihr den Arm um die Schultern und spürte ihre Wärme.
    »Es ist der Schoner.« Er versuchte, ruhig zu sprechen. »Ich bin neugierig, was er für Nachrichten bringt.«
    Die Rahen waren fast mittschiffs geholt, bogen sich beinahe unter dem Winddruck. Es mußte draußen stärker wehen als in der geschützten Bucht, dachte er wehmütig.
    Er drückte ihre Schulter. »Großer Gott, laß es bitte gute Nachricht sein«, sagte sie.
    Dunstiges Licht stieg über den Horizont wie dampfende Flüssigkeit, die am Rand der Erde überlief. Es floß um die beiden Masten mit Hardacres zerfetztem Wimpel. Das Schiff näherte sich den Riffen, ging in einer Wolke von Gischt und Sprühwasser meisterlich über Stag.
    Keen kam den Pfad herab, schob sich dabei das Hemd in den Hosenbund. Er sah Viola Raymond und sagte: »Guten Morgen, Ma'am.«
    »Hallo, Val.« Sie lächelte, entdeckte dann die dunklen Schatten unter seinen Augen und teilte seinen Kummer. Bolitho sagte: »Hardacre wird bald hier sein, nehme ich an.« Er sah zu der Palisade. Er würde warten, bis der Schoner festgemacht hatte, und dann an Bord gehen. Niemand aus der Siedlung konnte ihn daran hindern, denn sie hatten zuviel Angst, den Schutz des Forts zu verlassen.
    Die Bucht lag nach beiden Seiten offen, und sie standen schweigend da, beobachteten, wie aus der Dunkelheit Farben wuchsen, die stillen, drohenden Schatten von Bewegung und schlichter Schönheit belebt wurden.
    Keen dachte zweifellos an Malua, wie sie mit ihm lachend den Strand hinunter und ins Meer gelaufen war.
    »Er ist also zurück.« Hardacre stand auf dem festen Sand, die Hände in die Hüften gestemmt, und beobachtete, wie der Schoner immer klarer erkennbar wurde. »Wird auch Zeit.« Bolitho beschattete seine Augen und spähte nach irgendeinem Signal von der Eurota s oder von den Palisaden aus. Falls Raymond dem Schoner befahl zu ankern und auf weitere Anweisungen zu warten, würde er eine Überraschung erleben.
    Plötzlich bemerkte Hardacre: »Das ist ungewöhnlich.« Bolitho sah ihn fragend an. »Was?«
    »Der Kapitän kennt die Bucht wie die eigene Tasche. Gewöhnlich beginnt er an diesem Punkt zu halsen, wenn der Wind so steht wie heute.«
    Bolitho wandte sich wieder dem kleinen Schoner zu. Plötzlich lief eiskalt ein warnender Schauer durch sein Gehirn.
    »Mr. Keen, gehen Sie zum Tor und alarmieren Sie die Posten. Sagen Sie den Narren, sie sollen den Schoner auffordern, sich zu erkennen zu geben.«
    Er beobachtete das kleine Fahrzeug, dann hörte er Keen oben am Tor rufen. Er erstarrte. Der Schoner wechselte schon wieder den Kurs, steuerte auf die Eurota s zu. Hardacre sagte: »Was, in Gottes Namen, macht dieser Wahnsinnige?«
    Bolitho rief: »Gebt mir eine Muskete!« Er sah Quare auf dem Hang. »Schnell! Schießen Sie Ihre ab!«
    Aber durch Feuchtigkeit oder Übereifer versagte die Muskete, und Bolitho hörte Quare wütend knurren, als er sie neu lud.
    Von der Palisade ertönte eine belegte, undeutliche Stimme, verschlafen und protestierend. Keen kam zurück und sagte wütend:

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