Fieber an Bord
davor sicher. Mag sein, daß wir zu schlecht sind, um schon erlöst zu werden.«
Bolitho sah Miller und Quare grinsen, wie er es von ihnen erwartet hatte. Von der anderen Seite der kleinen Lichtung her beobachtete Allday ihn gelassen. Er hatte derlei schon früher gehört.
Bolitho sagte: »Nur ein einziges Schiff kann den Kampf mit Tuke aufnehmen, gleichgültig, über welche Kräfte er jetzt verfügt: die Tempes t ist ihm mehr als gewachsen.«
Blissett nickte, und Lenoir, der Franzose, bekreuzigte sich. Orlando stand abseits von den anderen, die Arme vor der Brust gekreuzt, einen Fuß auf der letzten Kiste Schiffszwieback. Er sah kraftvoll aus und irgendwie majestätisch.
Langsam fügte Bolitho hinzu: »Doch zwischen uns und der Tempes t liegen fünfhundert Meilen, Jungs.«
Er konnte ihre Zweifel erkennen. Fünfhundert? Es konnten ebensogut fünftausend sein.
Bolitho blickte in ihre angespannten Gesichter, wünschte, er könne es ihnen ersparen.
»Ich beabsichtige, ein Langboot zu nehmen und so viele Freiwillige, wie sich bereitfinden, um unsere Tempes t zu suchen.«
Es folgte ein langes, benommenes Schweigen. Als Pyper dann mit einer provisorischen Kladde vortrat, meinte Allday: »Wäre es nicht besser, beide Langboote zu nehmen, Captain?« Er lächelte träge. »Größere Chancen, denke ich.« Pyper rief: »Freiwillige heben die Hand!«
Der Bootsmannsmaat Miller erwiderte: »Nicht nötig. Wir kommen alle mit.« Er grinste mit seinem Raubtiergebiß.
»Zwei Langboote, was, Jungs?«
Alle drängten nach vorn, klatschten sich gegenseitig auf den Rücken und grinsten, als ob ihnen etwas Kostbares angeboten worden wäre.
Bolitho sah auf seine Hände und erwartete, daß sie zitterten.
Er hörte Viola sagen: »Du kannst mich nicht zurücklassen, Richard.«
Er blickte sie an. Sein Widerspruch verstummte, als sie seine Hände nahm. Da nickte er. »Besser gemeinsam, Liebste.«
Allday räusperte sich. »Verzeihung, Ma'am, aber ein offenes Boot voller Matrosen ist kein Platz für eine Dame.« Es klang schockiert. »Ich meine, Captain, es wäre nicht recht.« Viola sah ihn von oben bis unten an. »Ich kenne das alles schon. Und ich glaube, daß Sie mich brauchen, damit ich Ihre Unverschämtheit in Grenzen halte, Allday.« Sie lächelte. »Wann fahren wir?«
Bolitho zog seine Uhr und bemerkte, daß Viola zusah, als er den Deckel aufspringen ließ.
»In der Dämmerung. Wenn wir früher losfahren, könnten die Wachen in Panik geraten und auf uns schießen, um uns zurückzuhalten.«
Er führte sie von den anderen und ihrer merkwürdigen, befreiten Erregung fort.
»Ich weiß nicht, Viola, ob ich es schaffe. Fünfhundert Meilen ... Und selbst dann ...«
Sie nahm seinen Arm und drehte ihn sanft den Hütten zu.
»Sieh dir den Marinesoldaten an, Richard, diesen Billyboy. Er war schwer verwundet, aber jetzt ist er wieder auf den Beinen. Und auch den beiden anderen geht es viel besser. Mit solchen Männern wirst du es selbstverständlich schaffen.« Sie wollte sich abwenden, sagte aber noch: »Und bitte nicht Hardacre, sich um mich zu kümmern, bis du zurückkommst. Wir bleiben zusammen.« Sie sah ihn fest an.
»Das ist unser Gelübde.«
Er nickte. »Wenn du entschlossen bist?«
Sie warf den Kopf zurück, und er sah sie so wie beim erstenmal vor fünf Jahren. Ihre ganze Energie und das, was er damals für Arroganz gehalten hatte. Trotz ihres zerrissenen Kleides und ihrer abgetretenen Schuhe war diese Frau unverkennbar im Vollbesitz ihrer Kraft.
»Noch nie war ich so fest entschlossen, Liebster. Zu allem!«
Wenn, nicht falls
Bolitho lockerte den Griff an der Pinne und sagte: »Wir wollen eine Weile treiben, Mr. Pyper. Rufen Sie das andere Boot an.«
Dankbar holten die Ruderer die Riemen ein und ließen sich wie Betende darübersinken. Die Boote ungesehen und unangefochten von der Pier fortzubringen, war ein Kinderspiel gewesen im Vergleich dazu, einen sicheren Kurs zwischen den Riffen zu finden. Die Strömung war sehr stark, und wie um ihren mühsamen Anstrengungen zu spotten, hatte sie hinter der Landzunge ein unerwartet heftiger Wind angegriffen; es bedurfte der ganzen Kräfte jedes einzelnen, um offenes Wasser zu erreichen.
Jetzt stand die Sonne schon hoch am leeren Himmel, und es war schwer, es sich noch einmal vorzustellen.
Bolitho sah forschend über das Boot, beobachtete, wie jeder einzelne reagierte, sich der Situation anpaßte.
Dicht hinter ihrem Heck holte das andere Boot auf, und Bolitho sah Keen an
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