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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Führer auf der Stelle zu mir!« Es überraschte ihn, wie leicht ihm jetzt alles fiel. »Gut, Mr. Pyper, Sie können mitkommen.« Er klopfte ihm auf die Schulter.
    Pyper starrte ihn an. Er verstand nicht, was seinen Leutnant so plötzlich animierte.
    »Jawohl, Sir.«
    Prideaux sagte gelangweilt: »Ein Angriff von rückwärts, fünf oder sechs Salven mit Kartätschen, und sie rennen wie die Hasen. Direkt vor die Geschütze der Tempest .«
    Herrick sah ihn an und versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. Prideaux fegte immer die Pläne anderer mit ein paar abfälligen Bemerkungen beiseite. Das Ärgerlichste war dabei sein selbstherrlicher Ton.
    »Wir werden sehen«, entgegnete Herrick steif.
    »Inzwischen ...«
    Er drehte sich um und ging zu dem wartenden Führer, einem untersetzten, fast nackten Eingeborenen, dessen Ohrläppchen von spitzen Knochenstücken durchbohrt waren.
    Pyper schnitt eine Grimasse. »Er stinkt ziemlich, Sir.«
    Der Führer zeigte grinsend die Zähne; sie waren spitz wie die eines Hais gefeilt.
    »Mein Gott!« Herrick überprüfte seine Pistole und lockerte den Degen. »Gehen wir also.«
    Die Insel war winzig, doch nach ihrem Stolpern und Kriechen über Stock und Stein, ihrem Vordringen durch dicht verschlungene Farne hätte Herrick sie für doppelt so groß wie Kent gehalten.
    Der Führer hüpfte über einige verrottete Baums tümpfe vor ihnen und wedelte mit den Händen zum dichter werdenden Rauch hin. Er war sichtlich aufgeregt.
    Herrick sagte beklommen: »Sehen wir selbst.«
    Er ließ sich wieder auf die Knie sinken und kroch dem narbigen und staubigen Führer nach durch ein dichtes Gewirr stachliger Büsche.
    Pyper rief aus: »Masten und Rahen, Sir. Sie ankern unmittelbar unterhalb des Dorfes, aus dem der Rauch kommt!«
    Herrick schüttelte den Kopf. »Freche Schurken! Sie fühlen sich also absolut sicher bei ihrem blutigen Geschäft.« Er rieb sich die Hände. »So kann sich die Tempes t wenigstens Zeit lassen und sie nach Belieben beharken.« Er drehte sich mühsam um. »Wir wollen die anderen benachrichtigen.« Er sah den Midshipman an. »Was gibt's?«
    Pyper errötete. »Ich meine – also, mir wurde einmal gesagt ...«
    »Was? Heraus mit der Sprache!«
    Pyper sagte fest: »Sollten wir diese Schiffe nicht erst beobachten?
    Eines davon könnte besser bewaffnet sein. Vielleicht sollten wir unsere Scharfschützen in eine Position bringen, aus der sie die Besatzung ausschalten können, falls sie Anstalten treffen, Anker zu lichten.« Lahm fügte er hinzu: »Ich meine nur, Sir ... Pardon.«
    Herrick seufzte. »Sie haben völlig recht.« Es mußte an der Hitze liegen. »Ich hätte selbst daran denken sollen.«
    Sie ließen den verblüfften Führer im Gebüsch versteckt zurück und robbten nach vorn zu einer Geländefalte im Hang. Von dort aus sahen sie die Bucht und auf dem gegenüberliegenden Ufer eine Reihe wie Fackeln brennender Hütten. Rauch verhüllte das Wasser unter ihnen. Nach links erstreckte sich keilförmig eine Landzunge; näher am Hang und für Herrick deshalb teilweise verdeckt, lagen weitere Hütten. Doch er konnte den Blick nicht von der Landzunge und dem Strand wenden.
    »Das sind Ihre ›Schiffe‹, Mr. Pyper.«
    Er konnte es immer noch nicht fassen. Die Masten und Rahen wirkten durchaus echt, aber sie standen direkt auf dem kleinen Strand, wurden durch Streben und Lianengeflecht aufrecht gehalten. Von einem Mast flatterte sogar ein Wimpel, doch die lose aufgegeiten Segel waren in Wirklichkeit nichts anderes als grobgeflochtene Matten.
    Die Wahrheit ernüchterte ihn wie Eiswasser. Wenn diese Masten ihm aus kurzer Entfernung schon echt erschienen waren, mußten sie den Ausguck der Tempes t völlig täuschen und ihm zwei ankernde Schiffe vorgaukeln, deren Besatzungen vom Morden und Plündern an Land völlig absorbiert waren.
    Pyper starrte ihn verwirrt an. »Was tun wir, Sir?«
    Herrick spürte, wie ihm die Kehle trocken wurde. Knapp oberhalb der Landzunge hatte er eine Bewegung wahrgenommen: Die Tempes t war also bereits da. Er sah sie so deutlich vor sich, als wäre sie für ihn nicht mehr verdeckt: die Geschütze bemannt, die Offiziere auf Gefechtsstation, Bolitho und Lakey auf dem Achterdeck. Panik überkam ihn. Was stand dem Schiff bevor? Wo waren die Piraten? Er konnte vereinzelte Musketen und Pistolenschüsse hören, und inzwischen war auch der Rauch sehr viel stärker geworden.
    Hinter den brennenden Hütten glänzte etwas, und Pyper sagte mit belegter Stimme: »Eine

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