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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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neu eingeteilt werden, ein Mangel an Kräften in einer Wache mußte durch Versetzungen aus einer anderen behoben werden. Die ganze Wacheinteilung mußte neu geordnet werden, wobei die behinderten Männer zu Arbeiten herangezogen wurden, denen sie gewachsen waren und die sie gut verrichten konnten.
    Jemand mußte gefunden werden, der die Stelle des armen Noddall übernahm.
    Er drehte sich um, als der Posten von der Gangway rief: »Die Jolle kommt zurück.«
    Borlase sagte schroff: »Die Streife bringt die beiden Deserteure zurück. Sie sollten bis zur Bewußtlosigkeit ausgepeitscht werden, nach dem, was wir durchgemacht haben!«
    »Das meine ich nicht.« Herrick beobachtete das näherkommende Boot, die beiden bedrückten Gestalten zwischen den Marinesoldaten. »Wir brauchen jeden gesunden Mann, und, bei Gott, die beiden werden arbeiten!«
    Er sah Jury mit einem seiner Unteroffiziere auf sich zukommen, und aus der entgegengesetzten Richtung tauchte die rote Weste des Zimmermanns auf. Fragen, Dinge, die gesucht wurden, Dinge, die kaputtgegangen waren. Er lächelte. Das alles gehörte zur tägl ichen Arbeit eines jeden Ersten Offiziers.
    Es war eine gemischte Gesellschaft. Raymond, sehr beherrscht und streng, saß an einem langen, mit Schnitzereien verzierten Tisch. John Hardacre, mit buschigem Haar und Bart und in seiner lose fallenden, fremdartigen Robe, unterschied sich sehr von Raymonds gepflegter Eleganz.
    Auf der anderen Seite des Raums saß, ein Bein lässig über das andere geschlagen, der Kommandant der Narval , Comte de Barras, mit seinem dienstältesten Offizier, Leutnant Vicariot. Beide waren in leuchtend blauen und weißen Uniformen, und de Barras' Perücke fügte dem Bild noch einen zusätzlichen Akzent des Unwirklichen hinzu. Die Franzosen boten so elegante Erscheinungen, daß Bolitho sich daneben schäbig vorkam, und ein Blick auf Herrick überzeugte ihn, daß sein Erster Offizier weitgehend das Gleiche empfand.
    Ein pockennarbiger Aufseher von der Siedlung, ein Mischling namens Kimura, der mehr als alles andere wie ein Henkersknecht wirkte, vervollständigte die Versammlung. Bolitho versuchte, in seinem Rohrstuhl bequem zu sitzen. Er fragte sich, wie der Ort hier wohl in einem Jahr aussehen mochte. Ein großes, gut gebautes Haus und eine gedeihende Gemeinschaft von Händlern und Verwaltungsbeamten? Schreiber und Vorarbeiter, Fachleute für dieses und jenes aus England? Oder würde es so sein, wie er es schon an anderen Orten in der Südsee gesehen hatte? Vom Dschungel wieder überwuchert, selbst von den Eingeborenen verlassen, die in die Abhängigkeit von Außenposten dieser Art geraten waren?
    Durch ein hohes Fenster, gegen die strahlende Sonne durch geflochtene Matten gut geschützt, konnte er das Ende der Bucht sehen, eine dunkelgrüne Landzunge, hinter der sich die See wie ein durch einen Deich eingedämmtes Wasser erstreckte.
    Die Tempes t lag seit fünf Tagen vor Anker, Tage endloser Arbeit und aufflammender Temperamente. Drei Leute waren ausgepeitscht worden aus so trivialen Anlässen, daß man zu anderen Zeiten darüber hinweggegangen wäre. Bolitho verabscheute überflüssige Bestrafungen genausosehr wie die Leute, die darin das beste Mittel sahen, Verstöße zu ahnden.
    Die enge Nachbarschaft des französischen Schiffes hatte alles noch verschlimmert, die Gesichter, die seine Reling säumten, um das bittere Ritual der Bestrafung mit der Peitsche zu beobachten.
    Bolitho war mehrmals an Land gewesen, um Raymond über die Fortschritte bei der Arbeit zu berichten, um mit den Wachen des Corps, die mit den Sträflingen aus Sydney gekommen waren, über Sicherheitsfragen zu beraten. Er hatte auch eine Fülle von Möglichkeiten gehabt, mit Deportierten zusammenzukommen. Selbst nach den langen Monaten, die sie auf ihre Prozesse gewartet und die weite Reise ans andere Ende der Welt zurückgelegt hatten, schienen sie immer noch gelähmt zu sein. Aber sie wirkten durchaus gesund und waren auch nicht mehr so verstört wie damals, als Bolitho einige an Bord der Eurota s gesehen hatte.
    Die Eurota s stellte ihn vor ein Rätsel. Warum konnte man sie entbehren und hier in der Bucht nutzlos vor Anker liegen lassen? Versorgungsschiff war sie nicht, und vo n ihrer unterbesetzten Mannschaft abgesehen, schien sie nichts anderes zu bieten als eine Fluchtmöglichkeit, wenn die Siedlung in Gefahr geriet. Bolitho wußte, daß Herrick zweimal drüben auf dem Schiff gewesen war und versucht hatte, Männer für die Tempes t

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