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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Feuer gehalten.«
    Herrick wandte sich voller Abscheu ab. »Mein Gott, lebendig gebacken!«
    Tinah hob die Schultern. »Mein Vater hat mir von solchen Dingen erzählt. Aber auf der Nordinsel ...«
    Herrick nickte. »Ich weiß. Die Menschen dort sind anders als Ihr Volk.«
    Der Häuptling blickte Herrick nach, der in das Haus zurückging. »Das muß der starke Kämpfer sein. Der Mann, der allein stehenblieb.« Er nickte. »Ja, ich habe von ihm gehört.«
    Hardacre kam wieder und sagte: »Es ist vorbei.« Er sah Bolitho an. »Wenn das alles ist, Captain?«
    Bolitho griff an seinen Hut. »Ja.«
    Offensichtlich hatten Hardacre und der Häuptling über Probleme zu diskutieren; eine Kluft zu überbrücken, ehe sie für beide tödlich wurde.
    In Raymonds Arbeitsraum traf er die anderen beim Wein an. Eine Tür wurde geöffnet, und ein Diener wich zur Seite, um Viola Raymond eintreten zu lassen.
    Raymond stellte sie de Barras vor, der sich aus der Hüfte verbeugte, ihr die Hand küßte und sagte: »Teure Lady, ich war so enttäuscht, daß Sie nicht mit Ihrem Gatten, dem Residenten, in mein bescheidenes Quartier gekommen sind.«
    Sie erwiderte: »Danke, M'sie u l e Comte . Vielleicht ein andermal.«
    Der französische Leutnant verneigte sich steif und murmelte etwas in sehr gebrochenem Englisch.
    Viola sah Herrick an und streckte die Hand aus. »Ach, Leutnant, es freut mich sehr, Sie wiederzusehen.«
    Herricks Sonnenbräune ließ sein Erröten nicht erkennen.
    »Äh, vielen Dank, Ma'am. Auch ich freue mich, Sie zu sehen. Freue mich wirklich.«
    Sie ging weiter zu Bolitho und reichte ihm die Hand. »Captain ...«
    Bolitho berührte ihre Finger mit den Lippen. »Mrs. Raymond.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und er spürte den schwachen Druck ihrer Finger.
    Als sie weiterging, um mit dem Diener zu sprechen, trat de Barras an Bolithos Seite und sagte mit gedämpfter Stimme: »Ah, jetzt weiß ich, warum Madame nicht auf mein Schiff wollte, oui ?«
    Er kehrte zu seinem Leutnant zurück und lachte leise vor sich hin.
    Herrick flüsterte: »Haben Sie das gehört, Sir? Der unverschämte Hund!« Er drehte den anderen den Rücken zu.
    »Aber Sie sehen, wie es geht, Sir. Sie müssen vorsichtig sein.«
    Bolitho blickte an ihm vorbei und bewunderte Violas Haar, das ihr auf die Schultern fiel. Vorsichtig sein ... Herrick ahnte nicht, wie es war, ergeben danebenzustehen und zuzusehen, wie die so innig geliebte Frau um Armeslänge von ihm ferngehalten wurde.
    Die einzige erfreuliche Nachricht, die er erhalten hatte, hatte der junge Häuptling Tinah gebracht. Wenn sie die Piraten stellen und ein für allemal vernichten konnten, bestand eine reale Möglichkeit, daß die Tempes t nach Hause zurückbeordert wurde, nach England. Und dann?
    Herrick beobachtete traurig seinen Kapitän. Es war hoffnungslos. Als wolle man einem Stier befehlen, nicht anzugreifen, einer Katze, nicht zu mausen.
    Er bemerkte, daß im Nebenraum eine Tafel vorbereitet wurde, und zählte die Stühle. Nun gut, beschloß er, machen wir das Beste daraus.

Der schlimmste Feind
    Zwei Tage nach der Besprechung in Raymonds spartanischem Hauptquartier lichtete die französische Fregatte Anker und lief aus.
    Sogleich schien ein Teil der freigiebig gebotenen Gastfreundlichkeit der Eingeborenen zurückzukehren, und es kam selten vor, daß nicht welche an Bord der Tempes t zu finden waren oder längsseit in ihren schnellen Kanus. Sie tauschten, brachten Geschenke oder sahen lediglich den Matrosen bei der Arbeit an den stetig weniger werdenden Reparaturen zu. Das trug viel dazu bei, die Spannung zu mildern.
    Die Insulaner hatten keinen Grund, die französischen Seeleute zu fürchten oder sie nicht zu mögen. Tatsächlich hatten sie gar keine Gelegenheit gehabt, mit vielen von ihnen zusammenzutreffen. Nur in kleinen Gruppen waren sie an Land gekommen, um Brennholz oder Lebensmittel zu holen, jedesmal von schwerbewaffneten Wachen begleitet. Bolitho war der Meinung, daß die Insulaner trotz oder wegen ihrer schlichten Natur die Unterdrückung an Bord der Narva l ebenso gespürt hatten wie er und davon abgestoßen wurden, weil sie sie nicht verstanden.
    Das Leben an Bord der Tempes t war hart genug, besonders vor Anker in einer geschützten Bucht, wo die Sonne mit jeder Stunde heißer zu brennen schien, um das Unbehagen noch zu steigern. Aber während der Hundewachen kam es selten vor, daß man nicht die krächzende Fidel eines Musikanten oder das Klatschen nackter Füße hörte, wenn die

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