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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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sich jemals hätte vorstellen können.
    »Ich glaube, das war eine Wehe!«
    »Das ist gut«, sagte der Pfleger. »Das bedeutet, dass alles so läuft, wie es sollte.«
    Ynez begann mit Lamaze-Atemübungen, während sie zügig weiterliefen. Mit einem Mal überlief es Jorge eiskalt. Er mochte dieses Krankenhaus nicht. Die Flure wirkten zu finster, und obwohl es mitten in der Nacht war, erschien das Gebäude viel leerer, als er erwartet hätte. Sie kamen an mehreren Zimmern vorbei, die tatsächlich völlig leer zu sein schienen - nicht einmal ein Bett stand darin -, und in fast allen Räumen, in denen medizinische Geräte zu sehen waren, fehlten die Patienten.
    Die Entbindungsstation war in einem Halbkreis eingerichtet, wobei das Schwesternpult die Nabe bildete, während die einzelnen Räume wie Speichen davon abgingen. Hinter der halbrunden Theke standen drei Krankenschwestern: eine hagere Schwarze, die Daten von einer Reihe elektronischer Displays aufschrieb, und zwei übergewichtige weiße Frauen, die sich mit gedämpfter Stimme unterhielten.
    Der Pfleger stellte den Rollstuhl vor der Theke ab, klopfte zweimal auf die Arbeitsfläche der Theke und lief dann winkend weiter den Gang hinunter. »Sie gehört ganz Ihnen, die Damen!«
    Erneut stieß Ynez einen spitzen Schrei aus und keuchte vor Schmerz.
    Eine der übergewichtigen Frauen kam zu ihr. »Machen Sie sich keine Sorgen, es wird alles gut. Wir haben für Sie schon ein Zimmer vorbereitet, Schätzchen.« Geschickt half sie Ynez dabei, aus dem Rollstuhl aufzustehen, führte sie in einen der leeren Räume und legte im Vorbeigehen den Lichtschalter um.
    »Was ist das denn hier für ein Krankenhaus?«, fragte Jorge, während er sich umschaute. Der Raum war wie ein Kleinkinder-Schlafzimmer eingerichtet, in leuchtenden Farben. An die Wände waren Clowns gemalt ... nur dass diese Clowns hasserfüllt und bösartig wirkten. Gekrümmte, buschige Brauen verliehen den tiefliegenden Augen, die auf das Bett starrten, in dem Ynez ihr Kind zur Welt bringen sollte, etwas Boshaftes. Gemalte Münder grinsten verzerrt.
    »Alle unsere Entbindungsräume sind wie Säuglingsstationen eingerichtet. Wir wollen, dass sich sowohl die Mutter als auch das Kind sofort hier wohlfühlen, und wir versuchen, es zu einem Zuhause für sie zu machen, so gut wir können.«
    Wohlfühlen? Zuhause? Diese Begriffe waren wirklich das Letzte, was Jorge durch den Kopf ging, als er sich umschaute.
    Aber vielleicht nahm er alles ja irgendwie verzerrt wahr. Vielleicht bildete er sich das alles nur ein.
    Aber nein. Er sah ja den Gesichtsausdruck seiner Frau ... und er wusste, dass sie das alles genau so wahrnahm wie er selbst.
    Nun blickte Jorge zu dem fetten Clown neben der Badezimmertür hinüber, einem weißgesichtigen Dämon, der zwischen übergroßen Zähnen eine gespaltene Zunge herausstreckte.
    Jorge lief es eiskalt über den Rücken. Sie waren hier, weil sie nicht genügend Zusatzversicherungen abgeschlossen hatten. Hatte der Vertreter nicht genau das gesagt? Dass zusätzliche Versicherungsleistungen erforderlich werden könnten - gegen beträchtliche zusätzliche Kosten?
    Die Krankenschwester half Ynez aus ihrer Kleidung, wischte mit einem feuchten Schwamm das Blut fort, legte ihr ein Krankenhaus-Nachthemd an und half ihr dabei, sich in das Bett zu legen. Sie untersuchte sie flüchtig und verkündete dann, Ynez' Muttermund habe sich bereits um drei Zentimeter geweitet, und das Baby werde in dieser Nacht zur Welt kommen.
    Ynez umklammerte den Arm der Schwester. »Aber was ist mit dem vielen Blut?«
    »Das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie es Ihnen vielleicht erscheint. Der Doktor wird aber gleich hier sein, und er wird Sie ausgiebig untersuchen. Dann wissen wir mehr.«
    Die Schwester verließ das Zimmer. Jorge und Ynez waren allein. Wie überall im Krankenhaus war auch hier das Licht gedämpft. Jorge wusste, dass man in allen Krankenhäusern so verfuhr, um wenigstens das Gefühl von »Nacht« zu erzeugen, weil die Patienten sich dann wohler fühlten, doch es machte ihn unruhig und sorgte dafür, dass er sich noch unbehaglicher fühlte.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Ynez mit schwacher Stimme. »Das ... das fühlt sich irgendwie nicht richtig an.«
    »Hast du Schmerzen?«
    »Nein. Ich meine das ganze Krankenhaus hier ... wie sie sich hier verhalten ... einfach alles. Niemanden scheint es zu interessieren, dass ich blute. Ich hätte schon in der Notaufnahme von einem Arzt untersucht werden müssen, nicht

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