Fieber
zur Hölle zu wünschen.
Eine Zeitlang wartete der Institutsdirektor auf eine Antwort von Charles, dann räusperte er sich. »Lassen Sie mich offen sein, Charles. Ich weiß, daß Sie uns jetzt, wo Sie eine Art Berühmtheit geworden sind, eine Menge Schwierigkeiten machen könnten. Aber es würde für niemanden etwas dabei herauskommen. Ich habe den Direktionsrat davon überzeugen können, keine Anklage gegen Sie zu erheben und Ihnen Ihr Labor zurückzugeben …«
»Ich will Ihr verdammtes Labor nicht«, antwortete Charles scharf. Seine Schmerzen ließen ihn zusammenzucken.
»Schon gut«, sagte Dr. Ibanez besänftigend. »Ich kann verstehen, daß Sie nicht ans Weinburger-Institut zurückkehren möchten. Aber es gibt noch andere Institute, und wir könnten Ihnen helfen, an einem von ihnen die Arbeit zu finden, die Sie wollen. In einer Stellung, die es Ihnen erlauben würde, Ihre Forschungen ungehindert fortzuführen.«
Charles mußte an Michelle denken und an das, was er getan hatte, um ihr zu helfen. War ihm wirklich schon der entscheidende Durchbruch bei seinen Forschungen gelungen? Er wußte es nicht, aber er mußte es herausfinden. Und dafür benötigte er ein gut ausgerüstetes Labor.
Er sah Dr. Ibanez prüfend ins Gesicht. Charles hatte nie eine Abneigung gegen Dr. Ibanez verspürt wie gegen Morrison. »Ich muß Sie warnen«, sagte er. »Wenn ich mich auf eine Verhandlung mit Ihnen einlasse, werde ich eine Menge Forderungen stellen.« In Wahrheit hatte Charles bisher nicht eine Sekunde lang daran gedacht, was er eigentlich tun sollte, wenn er das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Doch jetzt spielte er in Gedanken alle erdenklichen Möglichkeiten durch.
»Ich bin bereit, auf jede Ihrer Forderungen einzugehen, solange sie annehmbar sind«, sagte Dr. Ibanez.
»Und was verlangen Sie als Gegenleistung?« fragte er.
»Das Sie das Weinburger-Institut nicht in eine weitere Verlegenheit bringen. Wir hatten jetzt genug Skandale.«
Einen Moment war Charles nicht sicher, wie Dr. Ibanez das gemeint hatte. Denn wenn ihm während der Ereignisse der letzten Woche etwas klargeworden war, dann seine eigene Machtlosigkeit und Verletzlichkeit. Von der Außenwelt abgeschlossen, erst in seinem Haus, dann auf der Intensivstation des Krankenhauses, hatte er gar nicht mitbekommen, wie berühmt ihn die Medien inzwischen gemacht hatten, den angesehenen Wissenschaftler, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um seine Tochter zu retten. Die Presse würde noch die leiseste kritische Bemerkung von ihm über das Weinburger-Institut dankbar aufgreifen, und das erst recht, nachdem das Institut bereits für einige schlechte Nachrichten gesorgt hatte.
Allmählich wurde sich Charles bewußt, wie stark seine Verhandlungsposition war. »Also gut«, sagte er langsam. »Ich verlange eine Forschungsstelle, an der ich mein eigener Herr bin.«
»Das wird sich arrangieren lassen. Ich habe bereits mit einem Freund in Berkeley gesprochen.«
»Und dann zur Canceran-Auswertung«, fuhr Charles fort. »Alle vorliegenden Versuchsergebnisse müssen in den Reißwolf geworfen werden. Das Medikament muß untersucht werden, als ob Sie es gerade erst ans Institut bekommen hätten.«
»Darüber sind wir uns im klaren«, antwortete Dr. Ibanez. »Wir haben auch schon eine neue toxikologische Versuchsreihe begonnen.«
Von Charles’ Gesicht war sein Erstaunen über das, was Dr. Ibanez gesagt hatte, deutlich abzulesen. »Und schließlich die Recycle Ltd. Die Einleitung von Chemikalien in den Fluß muß gestoppt werden.«
Dr. Ibanez nickte. »Nach den ersten Schritten Ihres Anwaltshat die USB den Fall aufgegriffen. Wenn ich richtig informiert bin, wird das Problem in Kürze beseitig sein.«
»Und«, sagte Charles. Er fragte sich, wie weit er gehen konnte. »Ich verlange, daß Breur Chemical den Schönhausers eine Entschädigung zahlt. Das muß ja nicht an die große Glocke gehängt werden.«
»Ich glaube, das wird sich einrichten lassen, wenn die Sache anonym bleiben kann.«
Eine Pause entstand. »Noch etwas?« fragte Dr. Ibanez.
Charles war erstaunt, wieviel er schon durchgesetzt hatte. Angestrengt überlegte er weiter, doch es fiel ihm nichts mehr ein. »Ich glaube, das war alles.«
Dr. Ibanez stand auf und schob seinen Stuhl zurück zur Wand. »Ich bedauere, daß wir Sie verlieren werden, Charles. Ich bedauere es wirklich.«
Charles sah Dr. Ibanez nach, als er langsam aus dem Zimmer ging und leise die Tür hinter sich schloß.
Eines wußte
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