Fieber
auf den Gefangenen einzuschlagen. Dann beganner alle Lichter einzuschalten. Er wollte keine Finsternis mehr um sich, die Heimlichkeiten mußten ein Ende haben.
Er rief die Jungen aus dem ersten Stock herunter. Die Familie versammelte sich in der Küche.
»Morgen ist Schluß«, sagte Charles. »Wir werden das Haus verlassen und uns ergeben.«
Cathryn war froh über seine Entscheidung, aber die Jungen sahen sich betroffen an. »Warum?« fragte Chuck.
»Ich habe alles für Michelle getan, was ich tun konnte. Und es sieht so aus, als ob sie eine Bestrahlungstherapie braucht. Dafür muß sie zurück ins Krankenhaus.«
»Wird sich ihr Zustand denn jetzt bessern?« fragte Cathryn.
»Das kann ich nicht sicher sagen«, mußte Charles zugeben. »Theoretisch gibt es keinen Grund, der dagegen spricht, aber ich mußte bei meinem Experiment unzählige Fragen unbeantwortet lassen. Meine Behandlungstechnik steht außerhalb aller anerkannten Methoden der Schulmedizin. Das einzige, was uns jetzt noch zu tun bleibt, ist hoffen.«
Charles ging zum Telefon und rief alle Zeitungen und Fernsehstationen an, deren Namen ihm einfielen. Jedem, der bereit war, ihm zuzuhören, erklärte er, daß er und seine Familie am nächsten Mittag das Haus verlassen würden.
Anschließend rief er das Polizeirevier von Shaftesbury an und sagte dem Mann in der Zentrale, daß er Frank Neilson sprechen wolle. Es dauerte fünf Minuten, bis der Polizeichef sich meldete. Charles teilte Neilson kurz mit, daß er bis nach Boston sämtliche Nachrichtenredaktionen darüber informiert habe, daß er und seine Familie sich morgen mittag der Polizei stellen würden. Dann legte er auf. Charles hoffte, daß die Gegenwart von vielen Zeitungsleuten und Fernsehreportern jede Gewalt gegen seine Familie verhindern würde.
Es war Punkt zwölf Uhr, als Charles die vordere Eingangstür aufschloß und ins Freie trat. Es war ein wunderschöner Tag. An dem klaren, blauen Himmel hing eine blasse Wintersonne. Am Fuß der Auffahrt hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, vor der ein Krankenwagen, die zwei Streifenwagen und die Übertragungswagen mehrerer TV-Stationen standen.
Charles wandte sich zurück zu seiner Familie. Ein Gefühl aus Stolz und Liebe durchströmte ihn. Sie hatten entschlossener hinter ihm gestanden, als er zu hoffen gewagt hatte. Er ging zurück ins Wohnzimmer und hob Michelle aus ihrem Krankenbett. Michelles Lider flatterten kurz, ihre Augen blieben geschlossen.
»Also los, Mr. Ferrullo, nach Ihnen«, sagte Charles.
Ferrullo trat auf die Veranda hinaus, die Brandwunden in seinem Gesicht glänzten in der Sonne. Dann traten die beiden Jungen vor die Tür, gefolgt von Cathryn. Als letzter kam Charles mit Michelle auf den Armen. Eng beieinander ging die kleine Gruppe die Auffahrt hinunter.
Zu seiner Überraschung entdeckte Charles am hinteren Ende des Krankenwagens Dr. Ibanez, Dr. Morrison, Dr. Keitzman und Dr. Wiley. Je weiter sie sich der Menge näherten, um so deutlicher wurde den Neugierigen, daß es zu keinen Ausschreitungen kommen würde. Einige Männer begannen zu rufen. Die meisten von ihnen kamen von der Recycle Ltd. Nur einer in der Menge klatschte spontan Beifall. Es war Patrick O’Sullivan, der sich unendlich erleichtert fühlte, daß die Sache noch ein friedliches Ende genommen hatte.
Wally Crab stand schweigend im Schutz einer Baumgruppe. Er legte seinen rechten Zeigefinger vorsichtig um den Abzug seines Lieblingsgewehrs und drückte seine Wange gegen den hölzernen Kolben. Er versuchte zu zielen, doch der Alkohol in seinem Blut von den vielen Bourbons, die er am Morgen getrunken hatte, ließ seine Hände zittern. Erst als er das Jagdgewehr auf einen dicken Ast auflegte, konnte er es einigermaßen ruhig halten. Aber Brezos Drängelei machte ihn nervös.
Der durchdringende Knall eines Gewehrschusses zerriß die Winterstille. Die Menge drängte nach vorn, als sie Charles Martel taumeln sah. Doch er stürzte nicht, sondern sank auf die Knie und vorsichtig, als hätte er ein neugeborenes Kind auf den Armen, legte er seine Tochter in den Schnee. Dann fiel er vornüber neben sie. Cathryn drehte sich erschrocken um und schrie entsetzt auf. Dann warf sie sich neben Charles auf die Knie, um zu sehen, wie schwer verletzt er war.
Patrick O’Sullivan reagierte als erster. In einem Reflex fuhr seine rechte Hand um den Kolben seiner Dienstwaffe. Er zogden Revolver nicht, aber er hielt ihn schußbereit, als er ein paar Neugierige aus dem Weg
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