Fieber
er nichts gehört hatte, schlich Ferrullo langsam weiter. Tastend schob er jedesmal erst den Fuß vor, bevor er sein Gewicht verlagerte. Er war direkt über Charles.
Charles hatte für einige Minuten aufmerksam die Scheune beobachtet, bis er überzeugt war, daß sich dort niemand versteckte. Verwundert fragte er sich, was Jean Paul gehört habenkonnte. Dann wandte er sich wieder zum Flur. Plötzlich knarrten leise die Deckenbalken über seinem Kopf. Charles lauschte in die Stille und hoffte, daß er sich das Geräusch nur eingebildet hätte. Aber kurz darauf hörte er das Knarren zum zweiten Mal.
Ein Zittern lief durch seinen erschöpften Körper. Jemand war in die Dachkammer eingestiegen!
Charles faßte den Feuerhaken noch fester und fühlte den Schweißfilm auf seinen Handflächen. Schritt für Schritt folgte er den Geräuschen in der Bodenkammer, bis er vor der Wand in Michelles Zimmer stand, hinter der die Bodentreppe lag. Leise ging er zur Zimmertür. Am Ende des Flurs konnte er in der Dunkelheit die Tür erkennen, die den Aufgang zur Dachkammer versperrte. Sie war nicht abgeschlossen. Der Schlüssel ragte verlockend aus dem Schloß. Als Charles den ersten Schritt auf der Treppe hörte, begann sein Herz wie wild zu schlagen. Nie zuvor hatte er solchen Schrecken erlebt. Krampfhaft versuchte er zu überlegen, ob er die Tür abschließen oder einfach darauf warten sollte, daß der Eindringling im Flur erschien. Wer immer auch die Treppen herunterkam, er tat es quälend langsam. Charles packte den Feuerhaken mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte. Plötzlich war nichts mehr hinter der Tür zu hören. Eine bedrückende Stille breitete sich aus. Charles wartete mit wachsender Angst.
Aus dem Wohnzimmer hörte er Michelle im Schlaf stöhnen. Erschrocken krümmte er sich zusammen. Er hoffte verzweifelt, daß niemand ihn rufen oder, noch schlimmer, zu ihm heraufkommen würde. Sekunden später hörte er, wie Jean Paul seinem Bruder etwas zuflüsterte.
Das Geräusch aus dem Wohnzimmer hatte die Bewegung auf der Bodentreppe wieder in Gang gebracht. Charles hörte noch einen Schritt, dann sah er mit Schrecken, wie sich der Türknauf langsam zu drehen begann. Er faßte den Feuerhaken mit beiden Händen und hob ihn über den Kopf.
Vorsichtig öffnete Anthony Ferrullo die Tür eine Handbreit. Schräg gegenüber konnte er eine kleine Holzbalustrade erkennen, an die sich das Geländer der Treppe zum Parterre anschloß. Von der Balustrade aus konnte er die Granate direkt in das Wohnzimmer werfen. Er prüfte noch einmal den Sitz seines Revolverholsters, dann löste er die Erschütterungsgranate von seinem Gürtel und riß den Sicherungsbolzen aus dem Zeitzünder.
Charles hielt das zermürbende Warten nicht eine Sekunde länger aus. Außerdem war ihm klargeworden, daß er es nicht über sich bringen würde, mit dem Eisenhaken auf den Eindringling einzuschlagen. Er hob den Fuß und trat gegen die Bodentür. Charles spürte einen leichten Widerstand, doch war er nicht groß genug, um die Tür am Zuschlagen zu hindern. Charles sprang aus seiner Deckung hervor, um den Schlüssel herumzudrehen.
Er erreichte die Tür nicht mehr. Eine gewaltige Explosion erschütterte das Haus. Die Treppentür flog wieder auf und schleuderte Charles zurück in Michelles Zimmer. Seine Ohren waren sekundenlang taub. Als er benommen auf allen vieren wieder aus dem Zimmer kroch, sah er einen Mann die Bodentreppe herunterstürzen. Bewußtlos blieb der Fremde auf der letzten Stufe liegen.
Angst und gespannte Erregung hatte Cathryn und die Jungen ergriffen, als die Explosion durch das Haus hallte. Kurz darauf waren auf der hinteren und der vorderen Veranda eilige Schritte zu hören. Im nächsten Moment schlug krachend ein Vorschlaghammer durch das schmale Zierglas neben der Vordertür. Der Hammer verfehlte Chucks Kopf nur um Zentimeter. Dann schob sich eine Hand durch die Öffnung und griff nach dem Türknauf. Chuck reagierte sofort. Er packte die Hand und zog so fest er konnte. Jean Paul ließ seinen Baseballschläger fallen und sprang seinem Bruder zu Hilfe. Mit vereinten Kräften zerrten sie den sich heftig wehrenden Arm bis zur Schulter durch das zersplitterte Glas und drückten ihn dabei gegen die Scherben. Der Fremde schrie vor Schmerz. Dann fiel ein Pistolenschuß, und Holzsplitter flogen von der Tür. Sofort ließen die Jungen den blutenden Arm los.
Als Cathryn hörte, wie sich zwei Männer an der beschädigten Tür zur Küche zu schaffen
Weitere Kostenlose Bücher