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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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und Andy Jackson steht am anderen Ende, die beiden starren sich während des ganzen verdammten Weges gegenseitig an. Mehr Kristall und Silber und farbiges Glas, als der Planters’ Club sich je würde träumen lassen, Ölgemälde, Speisen, wie Sie sie noch nie gekostet haben, und Spiegel - riesige Spiegel. Und all das ist noch gar nichts, wenn man ihre Geschwindigkeit bedenkt.
    Unter dem Hauptdeck befinden sich 15 Kessel. Sie hat einen 11Fuß-Hub, und es gibt kein Boot auf dem ganzen Fluß, das mit ihr mithalten kann, wenn Cap’n Sturgeon ihr richtig Dampf macht. Sie hat schon mal achtzehn Meilen pro Stunde stromaufwärts geschafft, leicht. Damals, ’53, stellte sie den Rekord von New Orleans nach Louisville auf. Ich weiß ihre Zeit auswendig. Vier Tage, neun Stunden, dreißig Minuten, und sie hat die verfluchte A. L. Shotwell um fünfzig Minuten geschlagen, und die Shotwell war auch nicht gerade langsam.« Marsh wandte sich wieder zu York um. »Ich hatte gehofft, meine Lady Liz würde es eines Tages mit der Eclipse aufnehmen, würde sie schlagen oder wenigstens mit ihr Bug an Bug einlaufen, aber sie hätte es niemals geschafft, das weiß ich jetzt. Ich hab’ mir nur etwas vorgemacht. Ich hatte nie das Geld, um ein Boot zu bauen, das es mit der Eclipse aufnimmt.
    Geben Sie mir das Geld, Mister York, und Sie haben einen Partner. Da haben Sie Ihre Antwort, Sir. Sie wollen die Hälfte von Fevre River Packets und einen Partner, der die Dinge ruhig laufen läßt und Ihnen keine Fragen über Ihre Geschäfte stellt? Prima. Dann geben Sie mir das Geld, um ein Dampfboot wie dieses dort zu bauen.«
    Joshua York starrte den riesigen Raddampfer an, wie er erhaben und still in der Dunkelheit lag, leicht wie eine Feder auf dem Wasser schwamm, bereit für jeden Herausforderer. Er wandte sich mit einem leisen Lächeln auf den Lippen und einer winzigen flackernden Flamme in den dunklen Augen zu Abner Marsh um.
    »In Ordnung«, war alles, was er sagte. Und er streckte ihm seine Hand entgegen.
    Marsh verzog sein Gesicht zu einem verschlagenen Grinsen, womit er seine Zahnstümpfe entblößte, und er umschloß Yorks schlanke weiße Hand mit seiner eigenen fleischigen Pfote und drückte zu. »In Ordnung«, sagte er laut, und er sammelte all seine massige Kraft, drückte und quetschte, wie er es immer bei Geschäften machte, um den Willen und den Mut des Mannes zu testen, mit dem er es zu tun hatte. Er drückte immer zu, bis er den Schmerz in ihren Augen sah.
    Aber Yorks Augen behielten ihren klaren Ausdruck, und seine eigene Hand umklammerte die von Marsh mit einer Kraft, die verblüffend war. Fester und fester drückte die Hand zu, und die Muskeln unter dem fahlen Fleisch spannten sich und verhärteten sich wie Stahlfedern, und Marsh schluckte heftig und bemühte sich, nicht aufzuschreien.
    York entspannte seine Hand. »Kommen Sie«, sagte er und schlug Marsh dabei auf die Schultern, so daß er ein wenig schwankte. »Wir müssen jetzt Pläne machen.«

KAPITEL ZWEI
 
New Orleans, Mai 1857
     
     
    S our Billy Tipton betrat um kurz nach zehn Uhr die Französische Börse und schaute zu, als vier Fässer Wein, sieben Kisten Stoff und eine ganze Ladung Möbel versteigert wurden, ehe sie die Sklaven hereinbrachten. Er stand schweigend da, die Ellbogen auf die Marmorbar gestützt, die sich halb um die Rund-halle erstreckte, trank einen Absinth, während er verfolgte, wie die encanteurs ihre Waren zweisprachig anpriesen. Sour Billy war ein düsterer, leichenhaft blasser Mann, dessen längliches Pferdegesicht seit seiner Jugend von Pockennarben gezeichnet war, die Haare dünn und braun und voller Schuppen. Er lächelte nur selten, und er hatte furchterregende eisblaue Augen.
    Diese Augen, diese kalten und gefährlichen Augen, waren Sour Billys Schutz. Die Französische Börse war ein imposanter Ort, für seinen Geschmack zu prachtvoll, und im Grunde hielt er sich dort überhaupt nicht so gerne auf. Die Warenbörse befand sich im Rundbau des St. Louis Hotels unter einer riesigen Glaskuppel, durch die Tageslicht sich auf den Auktionsblock und auf die Kaufinteressenten ergoß. Die Kuppel hatte einen Durchmesser von mindestens achtzig Fuß. Hohe Säulen standen im Rund der Halle, Galerien verliefen an der Innenwand der Kuppel, die Decke war kunstvoll gearbeitet und reich geschmückt, die Wände waren mit Malereien bedeckt, die Bar bestand aus Marmor, der Fußboden war Marmor, und die Pulte der encanteurs bestanden ebenfalls aus Marmor. Die

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