Fieses Karma
schließlich haut er mich jeden Tag schier um. Aber nicht in einer Million Jahre hätte ich wirklich damit gerechnet, dass Trend Girl ihn tatsächlich vorstellen würde. Na ja, zugegeben: Ein paarmal habe ich mir schon vorgestellt, wie es wäre, wenn sie es tun würden. So was in der Art, wie es sonst nur in billigen Teeniefilmen vorkommt. Dass Masons Foto angenommen wird, alle in der Schule es sehen und ich über Nacht berühmt werde, und dass ich vielleicht sogar zur Ballkönigin gewählt werde. Dass meine Klamotten auf wundersame Weise modischer sind (entweder weil ich über Nacht weiß, wie man hippe Klamotten aussucht, oder weil alle plötzlich alles, was ich trage, toll finden und es deswegen egal ist, was ich anziehe) und dass Mason und ich über Nacht das beliebteste Pärchen der Colonial Highschool werden.
Trotzdem ist das hier noch viel aufregender als alles, was ich mir je vorgestellt habe. Und es kommt mir total unwirklich vor.
»Komm, lies vor«, holt mich Angie wieder in die Wirklichkeit zurück. »Der Artikel ist echt gut.«
Ich nehme die Zeitschrift fest in die Hände und fange an lautzu lesen. »Mason Brooks, ein Oberschüler der Colonial Highschool in Pine Valley, Kalifornien, ist seiner Freundin Madison Kasparkova seit dem zweiten Schuljahr hoffnungslos ergeben.« Ich unterbreche mich und lächle Angie wie betäubt an. »Das bin ich!«
»Ich weiß.« Sie verdreht die Augen. »Lies weiter.«
Ich vertiefe mich in die Seite und lese weiter. »In ihrem Jahrgang sind mehr als vierhundert Schüler. Und so lernten sie sich erst kennen, als beide in einem örtlichen Ferienlager einen Job als Betreuer annahmen. Seitdem sind sie unzertrennlich. ›Er ist so lieb zu mir‹, sagt die siebzehnjährige Madison. ›Er spürt immer, wenn ich nicht gut drauf bin. Dann steht er mit meinen Lieblingsbonbons vor der Tür. Ich liebe Fruchtkaubonbons. Die gibt es nicht so oft. Sie werden nicht überall verkauft. Aber irgendwie schafft er es immer, sie zu finden. Als hätte er einen Peilsender für Kaufrüchtchen im Schrank versteckt oder so.‹«
Wieder sehe ich auf. »Das hab wirklich ich geschrieben!«, sage ich strahlend.
»Ich weiß«, wiederholt Angie. »Ich musste die E-Mail ja auch nur ungefähr fünfzig Mal lesen, bevor du sie abgeschickt hast.«
»Es ist witzig geschrieben, oder? Findest du es nicht auch witzig?«, frage ich sie, denn plötzlich werde ich von Panik erfasst. Die ganze Welt wird das hier lesen und mich für total bekloppt halten, weil ich »Peilsender für Kaufrüchtchen« geschrieben habe.
»Ja, doch«, versichert Angie ungeduldig. »Es ist witzig. Es war schon witzig, als du es geschrieben hast. Und es ist immer noch witzig.«
Ein wenig beruhigt wende ich mich wieder der Zeitschrift zu. »Wenn Mason Brooks nicht gerade Zeit mit seiner auf Kaubonbons und auf ihn versessenen Freundin verbringt, kümmert er sich um seine Aufgaben als Schulsprecher und um seinen Nebenjob als Pizzabäcker. Aber lasst euch von diesem Traummannkein Mehl in die Augen streuen, Girls – Mason und Madison schmieden schon gemeinsame Pläne. Nach dem Schulabschluss wollen sie auf dasselbe College gehen. Klingt fast so, als wäre diese vollkommene Verbindung von Dauer.«
Ich bin vor Staunen wie erstarrt, während ich gleichzeitig versuche zu begreifen, was in den letzten fünf Minuten alles passiert ist. Mein Freund Mason Brooks wird in Trend Girl präsentiert! Sie nennen ihn sogar einen »Traumtyp«. Ja, okay, das klingt zwar ein bisschen schmalzig, aber was soll’s? Das hier ist was ganzGroßes! Jedes Mädchen im ganzen Land wird das lesen. Jedes Mädchen im ganzen Land wird meinen Freund anhimmeln.
Plötzlich höre ich ein schrilles, aufgeregtes Kreischen am Vordereingang des Drugstores, und mir wird schlagartig klar, dass ich nicht die Einzige bin, der Angie die Neuigkeit brühwarm erzählt hat.
»Wo ist die Zeitschrift denn? Lasst mich mal sehen! Wie sieht er denn aus? Gott, das ist der Hammer!«
Angie und ich drehen uns um und sehen, wie unsere andere beste Freundin Jade in den Laden gerannt kommt. Ihr Gesicht ist gerötet und ihr schulterlanges blondes Haar weht wild hinter ihr her. Sie eilt zur Kasse und versucht, mir die Zeitschrift aus den Händen zu reißen. »Lass mich auch mal sehen!«, quietscht sie.
Ich reiche ihr die Zeitschrift und beobachte sie aufmerksam. Ihr Gesicht leuchtet auf wie ein Weihnachtsbaum, während ihr Blick über den Artikel fliegt.
Dann hebt sie den Kopf. »Sie haben dich
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