Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
verharrte einen Moment lang – das Licht brach sich
in seinen Augen –, bevor er aufstand und an die Bar ging, wo er sein Glas
abstellte und sich Jack zuwandte. „Celina hat sich ganz schön gewehrt,” sagte
er, indem er Dianas Frage ignorierte. „Sie hat mich so heftig mit den Fäusten
geschlagen, dass ich gedacht hatte, ich bekäme dieses verdammte Seil nie um
ihre Beine.” Er legte eine Pause ein, als ob er in Gedanken wäre. „Als ich von
ihr wegschwamm, habe ich sie schreien hören. Sie auch?”
Der
Klang von Celinas unterdrückter Stimme hallte hohl in Jacks Erinnerung wider.
Plötzlich sah er ihre ausdruckslosen Augen und ihren schlaffen Kiefer vor sich
und begriff erneut, dass er sie nur Sekunden zu spät gefunden hatte, um ihr
Leben zu retten.
„Zu
der Zeit,” sagte Spocatti, „habe ich gedacht, wie lächerlich das doch war
– zu schreien und die ganze Luft aus den Lungen zu pumpen.” Er schüttelte
mit dem Kopf, als ob ihr Verhalten unangemessen gewesen wäre. „Was sie getan
hat, war lächerlich. Dieser Schrei hat sie dazu gezwungen, all das Wasser
einzuatmen. Aber auf der anderen Seite war sie ja nie so klug, wie die Presse
uns glauben machen wollte, nicht wahr, Mr. Douglas? Bloß eine andere dumme
Blondine, die es dank Vati gut getroffen hatte.”
Jack
sah auf die Waffe, die der Mann in der Hand hielt, und wusste, wenn er eine
plötzliche Bewegung machen würde, würde der auf ihn schießen und ihn töten
– was es ihm unmöglich machen würde, sowohl den Redmans als auch Diana zu
helfen. Er zwang sich dazu, seine Wut zu unterdrücken und den rechten
Augenblick abzuwarten. Etwas würde sich ergeben. Das musste es einfach.
Spocatti
kehrte an seinen Platz zurück. „Ihre Eltern leben in Florida, nicht wahr, Jack?
West Palm?”
Jack
richtete seine Augen auf ihn.
„Ich
habe selber einen Freund in dieser Gegend, den ich angerufen habe, bevor ich
hierher gekommen bin. Schöner Fleck, West Palm. Ihre Eltern haben gewiss all
ihr Geld über die Jahre zusammengekratzt. Etwas für die Zukunft zur Seite
gelegt.” Er lächelte. „Wenn jemand wie Ihr Vater sein ganzes Leben in einer
Pittsburgher Stahlfabrik geschwitzt hat, zieht man nicht nach West Palm, ohne
dass man mit seinem Geld vorsichtig umgegangen ist.”
Seine
Stimme senkte sich um eine Stufe. „Mein Freund hat ihnen einen Besuch
abgestattet, Jack. Er hat mir gesagt, dass ihr Heim sehr schön sei –
offene Flächen und luftig. Er hatte den Eindruck, dass Ihre Mutter besonders
nett ist. Mein Freund hatte nach dem Weg gefragt, und sie hat ihm bereitwillig
geholfen. Man muss diese ältlichen Arbeiter einfach mögen.”
Jack
fühlte die Wut wie einen Schmerz in seiner Brust. Tausend Gedanken rasten durch
sein Hirn und in den Raum. Aber nur einer zählte – die Sicherheit seiner
Eltern. „Haben Sie ihnen wehgetan?” fragte er.
Spocatti
schaute beleidigt drein. „Wehgetan?” fragte er. „Das ist das letzte, was ich
tun möchte.” Er schaute auf die Uhr und dann zu dem Telefon, das auf dem Tisch
neben Jack stand. „Warum rufen Sie sie nicht an?” sagte er. „Überzeugen Sie
sich selbst, dass es Ihnen gut geht.”
In
diesem Augenblick wusste Jack ganz genau, dass es ihnen nicht gut ging. Er
griff nach dem Apparat und wählte die Nummer. Es klingelte etliche Male, bevor
seine Mutter abnahm. „Ja?” sagte sie. Ihre Stimme klang angespannt.
„Mom,
Jack hier. Ist alles in Ordnung?”
Sie
brach in Tränen aus.
Jack
machte die Augen zu und stellte sich vor, wie er Spocatti auseinanderriss. „Hör
mir zu, Mom. Du musst dich jetzt beruhigen. Hörst du? Sag mir, was los ist.”
Sie
sprach zwischen Schluchzern. „Ein Mann ist in unser Haus eingedrungen.”
„Was
für ein Mann?”
„Ich
weiß nicht.” Ihre Stimme war schrill. „Wir dachten, du wüsstest das. Er sitzt
neben deinem Vater. Er hat eine Waffe. Er hat gesagt, wenn du nicht tust, was
er will, dann tötet er uns.”
„Das
wird nicht passieren,” sagte Jack. „Dir und Dad wird nichts geschehen.
Verstehst Du mich? Euch wird nichts passieren. Ich verspreche es.”
„Er
hat deinem Vater weggetan,” sagte sie. „Er hat ihm ins Gesicht geschlagen. Er
wird uns umbringen. Du musst machen, was er sagt.” Bevor Jack etwas erwidern konnte,
hörte er einen schrillen und ängstlichen Schrei – und dann war die
Leitung tot.
Er
starrte auf den Hörer. Er fühlte sich hilflos, unfähig. Seine Eltern befanden
sich am anderen Ende des Landes. Er konnte nichts
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