Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

sondern auch das Schicksal eines anderen –
nämlich das von Redman International.”
    Er
pausierte, wartete auf die Wirkung und beobachtete, wie alle Blicke kurz zu
Peter Horrigan gingen, der rechts von Louis saß, bevor sie zu Louis
zurückkehrten.
    Louis
fuhr fort. „Ich bin sicher, die meisten von Ihnen wissen, dass George Redman
und seine Direktoren heute Morgen alles auf eine Karte gesetzt und WestTex
Incorporated, die große Schiffahrtsgesellschaft aus Corpus Christi in Texas,
übernommen haben. Während der ersten zwanzig Minuten des heutigen Dow Jones’
sind die Redman Aktien um elf Punkte gefallen – und sie fallen noch
immer.
    „Bevor
ich hierher kam, hat mich eine meiner Quellen bei Redman International
angerufen und mich dahingehend informiert, dass sich George Redman und seine
Direktoren in einem Zustand der Panik befinden. Um die Übernahme von WestTex zu
erwirken, hat Redman sich auf ein Abkommen verlassen, das er privat mit dem
Iran getroffen hatte. Die Einhaltung dieses Abkommens hätte ihn nicht nur zum
Hauptölexporteur des Iran gemacht, sondern ihm zudem Milliarden
eingebracht.   Theoretisch war das
eine brilliante Idee – aber das Abkommen existierte nur mündlich. Redman
hat die Würfel fallen lassen und alles von einer verbalen Verpflichtung
abhängig gemacht, denn der Iran hatte sich geweigert, etwas schriftlich festzuhalten,
bevor WestTex an Redman International übergegangen war. Die Iraner haben sich
gesagt, es sei eine Zeitverschwendung, sich vorher zu binden, und sie hatten
Recht behalten.”
    Er
schüttelte mit dem Kopf und ließ damit alle wissen, dass er die Meinung
vertrat,   das Risiko, welches Redman
eingegangen war, sei völlig unangemessen gewesen. „Zum großen Unglück von
George Redman hatte Anastassios Fondaras ähnliche Verhandlungen mit dem Iran in
Vorbereitung – und die wurden nur Minuten, nachdem Redman die endgültigen
Verträge mit WestTex unterzeichnet hatte, zu einem erfolgreichen Abschluss
gebracht – somit bleiben Redman $10 Milliarden zusätzlicher Schulden
sowie ein Transportunternehmen, das sich nicht selbst finanzieren kann.”
    Die
Leute schauten einander an, während Louis sich setzte. Dann meldete sich
Charles Stout, ein früherer Vorsitzender von American Express und
sprichwörtlicher Dorn in Louis’ Auge, zu Wort. „Was schlagen Sie demnach vor,
Louis? Dass wir die Firma übernehmen?”
    Louis
lächelte Stout an. „Das ist genau das, was ich vorschlage, Charles. Durch die
Übernahme von Redman International werden wir nicht nur weltweit führend in
Stahl und Textilien, sondern wir gelangen auch zu einer kommerziellen
Fluggesellschaft und zu einigen der attraktiveren und profitableren Hotels und
Casinos in der ganzen Welt – von dem Redman International-Gebäude selbst
einmal ganz zu schweigen, das, sofern man es korrekt führt, eine wahrhafte
Goldgrube an Mietobjekten sein könnte. Das sind wir unseren Aktionären schuldig.”
    Stout
konnte es nicht glauben. „Wir schulden das unseren Aktionären?” sagte er.
„Wollen Sie damit sagen, wir schulden es unseren Aktionären, eine Firma zu
übernehmen, die gerade $10 Milliarden Schulden auf sich geladen hat? Ein
Transportunternehmen, das schon seit Monaten um seinen Fortbestand kämpft?
Unsere Aktien werden abstürzen. Wir werden dort enden, wo Redman schon jetzt
ist.”
    Louis
war vollkommen ruhig. „Schauen Sie auf das große Ganze, Charles. Wir verkaufen
WestTex. Wir werden die Schulden los.”
    „Und
wem verkaufen wir WestTex, Louis? Wer in aller Welt wird dieses
Transportunternehmen kaufen? Wir würden uns schon glücklich schätzen, wenn wir
es verschenken könnten, geschweige denn, es jemandem für $10 Milliarden zu
verkaufen.”
    Lange
Zeit sprach niemand. Dann zog Louis, der auf Stouts Wutausbruch überhaupt nicht
reagiert hatte, seine Trumpfkarte hervor und brach damit den letzten
Widerstand.   „Ich habe schon einen
Käufer, Charles. Vor diesem Treffen habe ich Anastassios Fondaras im Iran
angerufen, der mir versichert hat, er werde WestTex unter der Voraussetzung
kaufen, dass Redman International uns gehört. Er braucht eine größere Flotte
für dieses neue Geschäft. Und er hat sich bereit erklärt, die gesamte Summe von
$10 Milliarden zu zahlen.”  
    Stouts
Augen wurden größer. Er wollte etwas sagen, war jetzt aber sprachlos.
    Louis
genoss diesen Moment und schaute auf die Gesichter hinter dem Tisch, sah, dass
sie das Spektrum von Interesse bis zu verhaltenem Erstaunen