Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
helfe.”
Sein
Blick erwiderte den ihren gelassen, unbeirrt.
Die
Frau spürte, dass er ihr nicht glaubte.
„Schauen
Sie her,” sagte er. „Wenn Ihnen diese Party so viel bedeutet, dann würde es mir
auch nichts ausmachen, heute Abend alleine hierher zu kommen, um mir den Blick
anzusehen. Geben Sie mir einfach den Schlüssel, und ich gebe ihn Ihnen morgen
früh vor meinem Flug zurück.”
„Das
verstößt leider gegen das Gesetz,” sagte die Frau. „Ich darf das nicht machen.”
„Nur
ich werde hier sein.”
„Ich
könnte in Schwierigkeiten kommen,” sagte sie. „Ich könnte meine Lizenz
verlieren.”
„Oder
Sie könnten eine Kommission von $2 Millionen kassieren. Wer würde es erfahren?”
„Der
Portier.”
„Man
kann mit Portiers verhandeln,” sagte er. „Ein wenig Charme, viel Geld –
und sie werden zu Ihren besten Freunden.”
Sie
dachte darüber nach und traf ihre Entscheidung. „Also gut,” sagte sie. „Wenn es
Ihnen nicht allzu viele Unannehmlichkeiten bereitet – und wenn es unter
uns bleibt.”
„Natürlich,”
sagte der Mann und schaute hinüber zu dem Hotel. „Es bleibt unter uns.”
* * *
Sie
erwachten zu der plötzlich einsetzenden Musik aus ihrer gegenseitigen
Umarmung.
Michael
hob den Kopf aus dem Kissen und schaute auf die Uhr, die auf dem Nachttisch
stand. Er hätte alles dafür gegeben, wenn er an jedem x-beliebigen Ort der Welt
aufgewacht wäre, außer an diesem. Er wusste, dass Leana sich auf diesen Tag
vorbereiten musste, und somit ließ er die Musik weiterspielen. Sie schmiegte
sich enger an ihn und murmelte etwas.
Michael
legte den Arm um sie und küsste sie zärtlich auf den Nacken. Keiner von ihnen
hatte gut geschlafen. Mehr als einmal hatte er sich in der Nacht umgedreht und
gesehen, wie sie ihn anblickte – ihr Gesicht war in dem Mondschein blass
und wachsam, ihre Augen waren
schwer und tot aufgrund der Erinnerungen an Harold und Celina.
Bei
der Beerdigung ihrer Schwester stand er gestern Morgen auf einem eleganten
Friedhof in Connecticut an der Seite von ihr und ihren Eltern. Er fühlte sich
wie ein Heuchler, der um eine Frau trauert, die er gar nicht gekannt hatte, die
er aber ohne weiteres hätte retten können.
Als
Leana gestern Morgen versucht hatte, sich etwas auszuruhen, hatte Louis
angerufen und seine Drohung bezüglich Santiago wiederholt. Schweigend und
verbittert hatte Michael ihn angehört, aber was Louis nicht wusste, war, dass
Michael von der Nichtexistenz Santiagos erfahren hatte und er zudem nicht
länger glaubte, George Redman habe seine Mutter auf dem Gewissen. Da er den
Mann kennen gelernt und gesehen hatte, wie er von seiner Mutter sprach, hatte
er seine Meinung über ihn geändert. Er wollte seinen Vater mit diesen Lügen
konfrontieren, aber stattdessen fabrizierte er selbst welche und versicherte
Louis, dass auch er Redman tot sehen wolle, und dass seine Zusammenkunft mit
ihm diese Entscheidung nur verstärkt habe.
Seine
Worte waren ihm noch frisch in Erinnerung. „Ich habe ihn gefragt, Dad. Ich habe
ihn gefragt, wie Mom gestorben ist, und du hättest sein Gesicht sehen sollen.
Er hat sich geweigert zu antworten. Es war, als ob ich ihn allein mit meiner
Frage des Mordes bezichtigt hätte.”
„Und
das hat dich überrascht?” sagte Louis.
„Ich
müsste lügen, wenn ich das Gegenteil behaupten würde,” sagte Michael. „Ich
traue dir nicht. Ich habe es nie getan, und nach dieser Erfahrung werde ich es
auch nie tun. Aber jetzt ist das auch für mich zu einer persönlichen
Angelegenheit geworden. Als ich den Ausdruck in Redmans Gesicht sah, war mir
klar, dass er abgedrückt hatte, und dafür möchte ich ihn tot sehen. Was du dir
begreiflich machen musst, ist jedoch Folgendes: Wenn das hier vorbei ist, will
ich dich nie wieder sehen. Du wirst Santiago auszahlen – wie du es
versprochen hast – und mir Geld geben, damit ich von vorn anfangen kann.
Viel Geld. Das sind meine Bedingungen. Entweder du akzeptierst sie, oder ich
verschwinde. Und nun sag mir, was ich tun soll, und ich werde es machen.”
Eine
Stille breitete sich aus. Sie ließ den Eindruck entstehen, als hätte Louis eine
andere Reaktion von seinem Sohn erwartet, vielleicht eine weitere Enttäuschung,
aber sicherlich nicht das hier.
„Also
gut,” sagte Louis. „Ich rufe dich morgen an. Dann besprechen wir alles
gründlich.”
Michael
war momentan erleichtert und legte auf. Er wusste genau, wenn sein Plan
funktionieren sollte – Leana
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