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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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noch keine Erlaubnis erhalten, durch diesen Brunnen zu tauchen.«
    Quentin überlegte, wie der Himmel für Penny aussehen musste. Wahrscheinlich hatte man dort immer recht und konnte ununterbrochen reden. Mein Gott, konnte er fies sein, wenn es um Penny ging! In seinem Himmel hatte er wahrscheinlich Hände.
    Sie schwiegen für eine Weile, während sie eine Steinbrücke über einen Kanal überquerten. Kleine wirbelnde Schneeteufel jagten einander über das Eis.
    »Wo sind denn die Götter?«, fragte Poppy.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht waren sie vorher im Himmel, aber jetzt sind sie wieder zurück. Sie sind gekommen, um das Schlupfloch zu schließen. Sie holen sich die Magie zurück, Quentin. Sie werden sie uns wegnehmen.«
    Sie waren auf einen Platz gelangt, der sich scheinbar nicht von den anderen unterschied, nur dass der Brunnen in der Mitte mit einem Deckel verschlossen war. Eine patinierte Bronzekuppel mit verschnörkelten Inschriften wölbte sich über der Öffnung, verschlossen mit einem einfachen Haken. Penny glitt zu dem Brunnen, über den Schnee hinweg, den er nur mit den Zehenspitzen streifte. Dann ließ er sich sanft zu Boden sinken.
    Quentin versuchte zu verarbeiten, was Penny ihnen enthüllt hatte. Das musste der Drache in Venedig gemeint haben, das musste das Geheimnis an der Wurzel sein. Aber es konnte nicht wahr sein! Es musste sich um einen Irrtum handeln! Das Ende der Magie: Es würde das Ende von Brakebills, von Fillory und von allem bedeuten, was seit Brooklyn mit ihm geschehen war. Er würde kein Zauberer mehr sein, niemand wäre es mehr. Alle, die ein Doppelleben führten, behielten nur noch ein einziges übrig. Das würde der Welt ihren Glanz nehmen. Quentin dachte darüber nach, auf welchem Weg sie hierhergelangt waren. Die Reise zur Außeninsel – mehr hatte er ursprünglich nicht vorgehabt. Er hatte an einem Faden gezogen, und mit einem Mal befand sich die ganze Welt in Auflösung. Er hätte das gerne rückgängig gemacht, den Faden losgelassen und den Stoff neu verwoben.
    Penny schien auf irgendetwas zu warten.
    »Bitte öffnet den Deckel für mich«, sagte er schließlich. »Ihr müsst den Haken wegschieben.«
    Richtig. Ohne Hände konnte er das nicht. Wie betäubt, aber nicht vor Kälte, löste Quentin den Bronzehaken, der den Deckel an seinem Platz hielt, und fuhr mit den Fingern zwischen Brunnenrand und Kuppel. Der Deckel war zweieinhalb Zentimeter dick und entsprechend schwer, aber mit Poppys Hilfe gelang es Quentin, ihn aufzuklappen. Sie blickten in die Öffnung.
    Es dauerte einen Moment, bis sie die Perspektive erfassten, doch dann wichen sie instinktiv zurück. Der Brunnen war sehr tief.
    Es war kein Wasser darin, nur unendliche, hallende Dunkelheit. Es war, als blickten sie durch die Scheitelöffnung eines gewaltigen Doms. Dort unten musste sich das befinden, was unter den Nirgendlanden lag. In der Tiefe, Quentin schätzte anderthalb Kilometer weit, erkannte man ein flaches Muster schimmernder weißer Linien oder Drähte, wie ein schematischer Schaltkreis oder ein Irrgarten ohne Ausgang. Inmitten der Drähte stand etwa hüfttief eine silbrige Gestalt, riesig, kahlköpfig und muskulös. Dort unten herrschte Dunkelheit, doch von dem Riesen ging ein wunderschönes, gleichmäßiges, silbriges Leuchten aus.
    Der Riese war beschäftigt. Er arbeitete. Er veränderte das Muster. Er ergriff einen Draht, löste ihn, bog ihn, verknüpfte ihn mit einem anderen Draht. Da sie so gewaltig wie Kräne waren und große Entfernungen überwinden mussten, bewegten sich seine Arme langsam, aber unablässig. Das ebenmäßige Gesicht zeigte keinerlei Regung.
    »Penny? Was ist das?«
    »Ist das Gott?«, fragte Poppy.
    »Das ist ein Gott«, verbesserte sie Penny. »Obwohl das in Wahrheit nur ein Begriff für einen Zauberer ist, der auf einem titanischen Kraftniveau operiert. Wir haben bisher mindestens ein Dutzend von ihnen gesehen, aber sie sind schwer zu unterscheiden. Jeweils einer von ihnen arbeitet an einem dieser Zugänge. Aber wir wissen, was sie tun. Sie reparieren das System. Sie verdrahten die Welt neu.«
    Quentin starrte hinunter auf die entblößte Schaltzentrale der Welt und ihren Meister. Er ähnelte ein wenig dem Silver Surfer.
    »Ich nehme an«, sagte Quentin bedächtig, »du wirst mir jetzt erklären, das sei ein Wesen von sublimer Schönheit und Macht, dessen wahre Erhabenheit die Augen eines gefallenen Sterblichen nur nicht erblicken könnten.«
    »Nein. Wir glauben, viel mehr ist

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