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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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hatte, zurückkehren und sie vernichten würde?
    »Okay!«, rief Poppy. »Weg da, Quentin!«
    Quentin presste eine Handfläche gegen das Holz, wenn es denn Holz war. Falls dieser Zauber nicht funktionierte, konnten sie dann vielleicht aus irgendetwas einen magischen Knopf basteln? Nein, nicht in fünfzehn Minuten. Nicht mal in fünfzehn Jahren.
    Zwischen den Türflügeln klaffte ein schmaler Spalt. Bleiches, blaues Licht fiel schwach hindurch. Sternenlicht. Nein, kein Sternenlicht. Es flackerte!
    »Warte!«, rief er.
    »Quentin!« Poppys Stimme klang verzweifelt. Sie hatte die Hände unter die Achseln geklemmt. »Wir haben nicht mehr viel Zeit!«
    Quentin presste das Gesicht gegen das eiskalte Holz, konnte aber nichts weiter erkennen. Er ging von Fenster zu Fenster, doch alle waren dunkel. Vielleicht konnte man von der anderen Seite mehr sehen. Er rief Poppy zu, sie solle mitkommen, und rannte durch einen Torbogen hinüber zum nächsten Platz.
    Bei dem Gebäude handelte es sich um einen riesigen Palazzo im italienischen Stil mit gleichmäßigen Fensterreihen. Quentin befürchtete einen Moment, sie könnten vom Regen in die Traufe geraten, wenn sie das erreichten, was das blaue Licht verursachte, aber es schien unwahrscheinlich, dass es ihnen einen langsameren, grausameren Tod bereiten konnte als den, dem sie ohnehin ins Auge sahen. Ob er so tief sinken konnte, dass er vor seinem Tod Ember anflehen würde, ihn zu erretten? Ja, vermutlich.
    Auf dieser Seite des Palazzos gab es überhaupt keine Tür, aber die Fassade war eingestürzt: Sie endete in zerklüfteten Mauern über der zweiten Fensterreihe. Quentin glaubte, hinüberkommen zu können – ihm blieb auch nichts anders übrig. Ein eisiger Wind kam auf. Quentin fragte sich, was hier geschehen war. Früher waren die Nirgendlande so still und geschützt gewesen, eine Welt unter Glas. Irgendjemand hatte den Strom abgestellt, die Scheiben eingeworfen und dem Wüten der Elemente Bahn gebrochen.
    Mit Anlauf sprang er auf das erste Fenstersims. Er dankte Gott – oder Ember oder wem auch immer – dafür, dass der Architekt der Nirgendlande einen solchen Fimmel für Barockornamente gehabt hatte. Das raue Gestein schürfte Quentins halberfrorene Finger auf, aber er spürte keinen Schmerz.
    »Stell dich dahin«, befahl er Poppy und setzte einen Fuß auf ihre Schulter, was sie klaglos hinnahm. Von da aus schaffte er es, den anderen Fuß auf das nächste Fenstersims zu setzen, das zwar keinen richtigen Halt bot, aber genügen musste. Quentin drückte sich ab und erwischte den Rand der abgebrochenen Mauer. Er konnte nur mit aller Gewalt die Finger krümmen.
    Die Wange gegen den kalten Stein gepresst, riskierte Quentin einen Blick hinunter. Poppy beobachtete ihn erwartungsvoll, das schöne Gesicht bleich und ernst im Sternenlicht. Langsam zog sich Quentin hoch, bis er einen Unterarm über die Mauer legen konnte, dann hievte er ungeschickt ein Knie darauf. Zum ersten Mal konnte er ins Innere eines Gebäudes in den Nirgendlanden blicken.
    Es erinnerte ihn an die Bilder von der Zerstörung Londons im Zweiten Weltkrieg, die er gesehen hatte. Das Dach des Palazzos fehlte, und das, was von der ersten Etage übrig war, war eingestürzt und lag in Ruinen im Erdgeschoss. Der Boden war mit Papierfetzen bedeckt, die der Wind in langsamen Spiralen durcheinanderwirbelte. Große und kleine Bücher lagen in verschiedenen Stadien der Unversehrtheit herum, manche zugeklappt, andere aufgeschlagen und ausgeweidet.
    Am anderen Ende, wo Reste des ersten Stockwerks ein wenig Schutz boten, hatte irgendjemand die besser erhaltenen Bücher zu hohen, sauberen Stapeln aufgeschichtet. Der Mann, der das vermutlich getan hatte, stand inmitten dieser Stapel. Oder besser: Er stand nicht, sondern schwebte dreißig Zentimeter über dem Boden, die Arme ausgebreitet.
    Von dort kam das blaue Licht. Auf den Boden unter dem Mann waren Runen gezeichnet, die einen schwachen, kalten Lichtschein abgaben. Entweder war der Mann ebenfalls ein Flüchtling vor der Zerstörung, oder er war die Ursache. Es schien ein passender Augenblick zu sein, ein großes Risiko einzugehen.
    »Da drin ist jemand!«, rief Quentin zu Poppy hinunter. Dem Mann schrie er zu: »Hallo!«
    Der Mann blickte nicht auf.
    »Hallo!«, rief Quentin noch einmal. »Hey!« Vielleicht stammte er aus Fillory.
    »Quentin«, sagte Poppy.
    »Augenblick. Hallo! Hallo!«
    »Quentin, die Türen öffnen sich.«
    Quentin blickte hinunter. Tatsächlich! Die Türen

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