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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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da nicht.«
    »Komm schon!«, erwiderte Poppy und legte den Kopf schief. »Er ist ziemlich beeindruckend. Groß. Und silbern.«
    »Ein riesiger silberner Hausmeister. Penny, so kann das Universum nicht funktionieren!«
    »Unser Orden bezeichnet das als ›inverse Profundität‹. Wir haben das in vielen Fällen beobachtet. Je tiefer man die kosmischen Geheimnisse durchdringt, desto weniger interessant erscheinen sie.«
    Das war er also. Der große Meister, der Oberboss. An der Quelle der Magie. Verstand er überhaupt, was er da tat, begriff er die Schönheit der Magie und wie sehr die Menschen sie liebten? Er sah nicht so aus, als empfände er Liebe für irgendetwas. Er existierte einfach nur. Aber wie konnte man so etwas Wunderbares wie die Magie erschaffen und es nicht lieben?
    »Wie sie das bloß herausgefunden haben?«, fragte sich Poppy. »Ich meine, dass wir die Magie benutzen. Wer hat es ihnen wohl verraten?«
    »Vielleicht sollten wir mit ihm reden«, schlug Quentin vor. »Und ihn irgendwie dazu bringen, seine Meinung zu ändern. Indem wir ihnen zum Beispiel beweisen, dass wir der Magie würdig sind. Die Götter könnten uns einer Prüfung unterziehen.«
    Penny schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass sie ihre Meinung ändern können. Wenn man auf diese Ebene der Macht, Erkenntnis und Perfektion gelangt, werden die Handlungsschritte immer zwangsläufiger, immer stärker reglementiert. Man kann in jeder Situation nur noch auf die ruhmreichste, perfekteste Art reagieren. Es kann dann nur eine einzige Lösung geben. Irgendwann hat man gar keine Wahl mehr.«
    »Willst du etwa behaupten, die Götter hätten keinen freien Willen?«
    »Keine Freiheit, Fehler zu begehen«, korrigierte Penny. »Die haben nur wir. Wir Sterblichen.«
    Eine Weile sahen sie schweigend dem Gott bei der Arbeit zu. Er pausierte oder zögerte nie. Seine Hände bewegten sich unablässig, bogen Drähte, unterbrachen eine Verbindung, schlossen eine andere. Es blieb Quentin verborgen, warum ein Muster besser als das andere sein sollte, aber das lag wohl an seiner Unvollkommenheit als Sterblicher. Das bedauerte er ein wenig. Er vermutete, dass es ein Glück sein musste, niemals zu zweifeln oder zu zögern und in alle Ewigkeit sicher zu sein, dass man recht hatte. Andererseits erschien ihm das Wesen wie ein gigantischer, göttlicher Roboter.
    »Komm, schließen wir den Deckel«, sagte er. »Ich kann das nicht mehr mit ansehen.«
    Der Bronzedeckel schabte über die Steine und fiel dann mit lautem Dröhnen wieder an seinen Platz. Quentin verriegelte ihn. Wen der Riegel allerdings ausschließen sollte, war ihm schleierhaft. Sie umringten den Brunnen wie ein frisch zugeschaufeltes Grab.
    »Warum geschieht das ausgerechnet jetzt?«, fragte Quentin.
    Kopfschüttelnd antwortete Penny: »Irgendetwas hat ihre Aufmerksamkeit erregt. Irgendwo muss jemand Alarm ausgelöst und sie von dort heraufbeschworen haben, wo sie sich bis dahin aufgehalten hatten. Es könnte sein, dass die Schuldigen gar nicht wissen, was sie verursacht haben. Wir wussten nicht, dass die Götter zurückgekehrt waren, bis die Kälte einzog. Dann erlosch die Sonne, Schnee fiel, und Wind kam auf. Die Gebäude stürzten ein. Alles geht zu Ende.«
    »Josh war hier«, sagte Quentin. »Er hat uns davon erzählt.«
    »Ich weiß«, sagte Penny und wand sich unbehaglich unter seiner Robe. Er vergaß seine Würde und erklärte mit seiner normalen Stimme: »In der Kälte schmerzen meine Stümpfe.«
    »Was wird geschehen?«, fragte Poppy.
    »Die Nirgendlande werden zerstört werden. Sie waren nie Teil des göttlichen Plans. Meine Vorgänger haben sie im Raum zwischen den Universen erbaut. Die Götter werden sie entfernen wie ein Wespennest an einer alten Wand. Wenn wir bis dahin noch hier sind, werden wir mit ihnen untergehen. Aber damit wird es noch nicht vorbei sein. Sie haben nicht die Nirgendlande im Visier, sondern das, was sie am Leben erhält.«
    Eines musste man Penny lassen: Er hatte den Mut, einer unangenehmen Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Solchen Dingen gegenüber besaß er eine merkwürdige Integrität. Er war ruhig und beherrscht und schreckte nicht zurück. Das wäre ihm im Traum nicht eingefallen.
    »Das Problem ist die Magie. Sie gehört nicht in unsere Hände. Die Götter werden jedes Schlupfloch verschließen, durch das wir sie erhalten. Wenn sie fertig sind, wird die Magie verschwinden, nicht nur hier, sondern überall, in allen Welten. Diese Macht werden dann nur noch

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