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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Penny. »Warum hat niemand anders …«
    »He! Arschloch!« Quentin schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum. Jetzt konnte er es sich ja erlauben, ihm gegenüber offen feindselig aufzutreten. Er fühlte sich sehr zügellos. »Siehst du nicht, dass sie Schmerzen hat? Phase zwei, Arschloch, und zwar ein bisschen schnell!«
    Er hoffte, Penny würde auf seine Provokation eingehen und sie könnten eine Rückrunde ihres Kampfes einläuten. Doch Penny warf Quentin nur einen ruhigen, abschätzigen Blick zu und wandte sich ab. Er nutzte die Gelegenheit, um sich über ihn zu erheben, der Überlegene zu sein, der huldvolle Gewinner. Er schüttelte klappernd eine Sprühdose mit industrie-orangeroter Farbe und umkreiste damit den Brunnen, um den Boden mit Kreuzen zu markieren. Dann marschierte er in die Richtung, die er als palastwärts bezeichnete, hin zu dem verschwenderischen weißen Palais auf der entsprechenden Seite des Platzes. Es war kein Geheimnis, wohin sie gingen: Plover hatte die Szene in seiner charakteristischen, klaren, unmissverständlichen Prosa im Buch beschrieben. Die Chatwins gingen von ihrem Ankunftsort aus drei weitere Plätze palastwärts und dann einen nach links, um zu dem Brunnen zu gelangen, der nach Fillory führte.
    Die anderen platschten in ihren nassen Kleidern hinter Penny her. Janet hatte die Arme um Quentins und Eliots Schultern gelegt.
    Die letzte Etappe führte sie über eine Steinbrücke, die einen schmalen Kanal überquerte. Der Grundriss der Stadt erinnerte Quentin an ein Welters-Spielfeld, nur deutlich größer. Vielleicht beruhte das Spiel auf einem fernen, nebulösen Gerücht über die Nirgendlande, das bis zur Erde durchgesickert war.
    Sie hielten inne, als sie einen schmucken Platz erreichten, der kleiner war als der, auf dem sie angekommen waren. Er wurde von einem großen, würdevollen Steingebäude dominiert, das dem Bürgermeistersitz eines französischen Dorfes aus dem Mittelalter glich. Die Uhr am Giebel der Fassade war um zwölf Uhr mittags oder nachts stehen geblieben. Der Regen fiel jetzt heftiger. In der Mitte des Platzes befand sich ein runder Brunnen mit einer Statue des Atlas, der unter einer Bronze-Weltkugel gebückt ging.
    »So!« Penny sprach unnötig laut. Der große Zirkusdirektor. Quentin sah ihm an, dass er nervös war. Der tolle Liebhaber war jetzt gar nicht mehr so tough. »Diesen Brunnen benutzen die Chatwins in den Büchern. Ich werde reinspringen und sehen, wie das Wetter unten so ist.«
    »Worauf wartest du? Auf einen Trommelwirbel?«, giftete Janet mit zusammengebissenen Zähnen. »Los!«
    Penny zog den weißen Knopf aus seiner Hosentasche und umschloss ihn mit der Faust. Er atmete tief durch, öffnete den Brunnendeckel und sprang mit gestreckten Beinen zuerst in das stille Wasser. Im letzten Moment hielt er sich in einem Reflex die Nase zu. Er fiel ins dunkle Wasser und verschwand. Die Wellen hatten ihn verschluckt.
    Ein langes Schweigen trat ein. Man hörte nichts als Janets keuchenden Atem und das Plätschern des Brunnens. Eine Minute verging. Dann tauchte Penny wieder an der Oberfläche auf, spuckend und prustend.
    »Es hat geklappt!«, rief er. »Es ist warm! Es ist Sommer! Es ist Sommer dort!«
    »War es Fillory?«, fragte Josh.
    »Ich weiß nicht!« Schnaufend paddelte Penny an den Brunnenrand. »Ich war in einem Wald. An einem abgelegenen Ort. Weit und breit niemand zu sehen.«
    »Das genügt«, sagte Eliot. »Wir springen!«
    »Mir geht’s schon wieder besser«, ächzte Janet.
    »Geht’s dir nicht. Los, rein mit euch!«
    Richard wühlte bereits die Rucksäcke durch und warf die Winterausrüstung raus, die brandneuen Parkas, Wollmützen und heizbaren Socken, alles auf einen teuren, bunten Haufen.
    »Setzt euch schon mal nebeneinander auf den Rand«, befahl er über die Schulter hinweg. »Mit den Füßen ins Wasser. Fasst euch an den Händen.«
    Quentin war nach einer sarkastischen Bemerkung zumute, aber ihm fiel keine ein. An den Rändern des Brunnens waren dicke, verrostete Eisenringe eingelassen, die den umgebenden Stein dunkelbraun verfärbt hatten. Er hielt die Füße in das tintenschwarze Wasser. Es fühlte sich etwas dünner an als echtes Wasser, mehr wie medizinischer Alkohol. Er blickte hinunter auf seine untergetauchten Schuhe. Sie waren kaum zu erkennen.
    Ein winziger, vernünftiger Teil von ihm wusste, dass er völlig durchgedreht war, aber das war nicht der Teil, der am Ruder war. Alles, was die anderen sagten, klang in seinen

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