Fillory - Die Zauberer
Zeit, zu gehen, und sie hatten einfach nur auf jemanden gewartet – auch wenn es ein offensichtlich Betrunkener, ja, Wahnsinniger war –, der aufstand und es laut ausrief.
Als er in einer philosophischen Anwandlung zurückdachte, fiel Quentin ein, dass er immer geglaubt hatte, dies würde ein glücklicher Tag sein, der glücklichste seines Lebens. Seltsam, wie das Leben so seine Tricks bereithielt, um einen zu überraschen. Kleine Launen des Schicksals.
Zwar war er nicht glücklich, aber wenigstens fühlte er sich unerwartet befreit. Er ging nicht länger unter der Last der Scham geduckt. Dies hier war reine Emotion, ungetrübt von irgendwelchen bösen Vorahnungen, Einschränkungen oder Bedingungen. Alice hatte ihren Status als Säulenheilige eingebüßt und es fiel Quentin nicht mehr so schwer, ihr über den Kreis hinweg in die Augen zu sehen. Und erkannte er da tatsächlich so etwas wie Verlegenheit in ihrem Blick? Vielleicht lernte sie nun ein wenig über Reue und wie sich das anfühlte. Sie saßen jetzt zusammen in der Scheiße.
Den Vormittag über hatten sie die Ausrüstung und den Proviant zusammengesucht und eingepackt, obwohl alles sowieso schon größtenteils zusammengestellt und verpackt war. Dann sammelten sie die Freunde ein, die teilweise noch im Bad, bei der Auswahl der richtigen Schuhe oder aus unerfindlichen Gründen draußen auf dem Rasen waren. Endlich hatten sich alle im Wohnzimmer eingefunden und standen im Kreis beisammen. Sie verlagerten ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, blickten sich an und sagten:
»Alles klar?«
»Alles klar?«
»Alle fertig?«
»Es geht los!«
»Ja, es geht los!«
»Okay!«
»Okay!«
»Lasst uns …«
Und dann musste Penny den Knopf berührt haben, denn gemeinsam stiegen sie durch klares, kaltes Wasser hinauf an die Oberfläche.
Quentin kletterte als Erster aus dem Brunnen. Sein Rucksack zog ihn hinunter. Er war jetzt nüchtern, jedenfalls glaubte er das, aber immer noch wütend, so unglaublich wütend, und er quoll über vor Selbstmitleid. Egal, er ließ es zu. Er wollte niemanden berühren und wollte von niemandem berührt werden. Aber er genoss es, in den Nirgendlanden zu sein. Die Nirgendlande wirkten besänftigend auf ihn. So still und ruhig. Wenn er sich doch nur für einen Augenblick hätte hinlegen können, gleich hier auf die alten, abgenutzten Steine, nur eine Minute, dann hätte er vielleicht schlafen können.
Der kostbare Perserteppich, auf dem sie gestanden hatten, trieb hinter ihnen im Wasser. Irgendwie war er versehentlich mit durchgekommen. Hatte der Knopf ihn als Kleidungsstück betrachtet? Komisch, wie diese Dinger funktionierten.
Quentin wartete, während die anderen sich einer nach dem anderen aus dem Brunnen kämpften. Sie scharten sich am Rand zusammen, traten Wasser und hielten sich aneinander fest, dann hievten sie ihre Rucksäcke hinaus und kletterten danach selbst über die Steinbrüstung. Janet sah blass aus. Reglos hing sie im Wasser, und Josh und Eliot mussten sie rechts und links unterstützen, um sie an der Oberfläche zu halten. Sie schaffte es nicht, den Rand zu überwinden. Ihre Augen blickten ins Leere und ihr Gesicht war aschfahl.
»Ich weiß nicht, ich ….« Sie schüttelte nur den Kopf und wiederholte unablässig: »Ich weiß nicht, was mit mir los ist …«
Zusammen zerrten sie sie aus dem Wasser, aber ihre Arme und Beine waren so schwach, dass ihre Knie nachgaben und sie auf alle viere niederfiel. Das Gewicht ihres Rucksacks zog sie seitlich auf die Pflastersteine. Dort blieb sie einfach liegen, nass und blinzelnd. Quentin sah Janet nicht zum ersten Mal handlungsunfähig, aber diesmal war es anders als sonst.
»Ich weiß nicht, ob ich kotzen will oder nicht«, brachte sie mühsam hervor.
»Da stimmt was nicht«, sagte Alice. »Die Stadt. Sie hat eine allergische Reaktion oder so.«
Ihre Stimme klang nicht übermäßig mitleidig.
»Hat es sonst noch jemanden erwischt?«, fragte Eliot und sah sich rasch um. Er übernahm jetzt die Leitung der Operation. »Niemand sonst, in Ordnung. Lasst uns zu Phase zwei übergehen. Schnell!«
»Mir geht es gut, ich muss mich nur ein bisschen ausruhen. Ich bin nur … Mein Gott, spürt ihr das nicht?« Janet sah die anderen an und rang nach Luft. »Hat keiner von euch dieses Gefühl?«
Anaïs kniete sich in schwesterlicher Solidarität neben sie. Alice musterte sie mit unergründlichem Blick. Kein anderer zeigte eine Reaktion.
»Wie interessant«, bemerkte
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