Fillory - Die Zauberer
sich gehen. Irgendjemand – wer, erfuhr er nie, aber nicht Alice – legte ihm die Hand auf die Schulter. Er war endlich angekommen. Er würde aufgehoben und gereinigt werden, und es würde dafür gesorgt, dass er sich wieder sicher, glücklich und vollkommen fühlen konnte. Wie hatte nur alles so schiefgehen können? Wie hatten er und Alice so dumm sein können? Doch das spielte jetzt kaum noch eine Rolle. Das hier war jetzt sein Leben, das Leben, auf das er immer gewartet hatte. Endlich war es da.
Und plötzlich leuchtete ihm ein, was Richard gesagt hatte: Sie mussten dringend Martin Chatwin finden, sollte er tatsächlich noch am Leben sein. Das war der Schlüssel. Jetzt, wo er hier war, würde er es nie wieder verlassen. Er musste das Geheimnis ergründen, wie er für immer bleiben konnte, für immer und ewig.
Verschämt stand Quentin wieder auf und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
»So«, sagte Josh schließlich und brach damit das Schweigen. »Ich denke, damit ist alles geklärt. Wir sind in Fillory.«
»Solche Uhrenbäume sind das Werk der Wächterin«, erklärte Quentin, noch immer schniefend. »Sie muss hier irgendwo in der Nähe sein.«
»Ich dachte, sie sei tot«, wandte Janet ein.
»Vielleicht befinden wir uns in einer früheren Zeitphase«, vermutete Alice. »Es könnte sein, dass wir in der Zeit zurückgegangen sind. Wie in dem Band Das Mädchen, das die Zeit lenkte. «
Alice, Janet und Quentin sahen sich nicht an, während sie sprachen.
»Könnte sein. Aber vielleicht hat man auch einige von ihnen stehen gelassen, sogar, als sie die Wächterin losgeworden waren. Denkt daran, dass die Chatwins sogar in der Wanderdüne noch einen sehen.«
»Ich habe es nie geschafft, dieses Buch zu Ende zu lesen«, gestand Josh.
»Ich frage mich gerade«, begann Eliot und sah die Eiche bewundernd an, »ob wir dieses Ding zurück nach Brakebills schaffen könnten? Das wäre doch ein tolles Geschenk für Fogg.«
Außer ihm schien niemand daran interessiert, darüber zu spekulieren. Josh zeigte mit zwei Fingern auf Eliot und formte mit den Lippen das Wort Depp .
»Ob die Uhr richtig geht?«, fragte Richard.
Quentin hätte den ganzen Tag einfach nur dastehen und den Uhrenbaum anstarren können, aber die Kälte machte es ihnen unmöglich, reglos auszuharren. Die Mädchen hatten sich bereits auf den Weg gemacht. Widerstrebend folgte er ihnen, und bald wanderten sie in einer lockeren Gruppe an dem Grabenweg entlang weiter nach Fillory hinein. Das Geräusch ihrer Schritte in den raschelnden Blättern klang in der Stille ohrenbetäubend laut.
Keiner sprach ein Wort. Trotz ihrer sorgfältigen Vorbereitungen hatten sie kaum über die weitere Vorgehensweise und die nächsten Ziele nach ihrer Ankunft geredet. Doch das erschien jetzt, wo sie hier waren, ohnehin überflüssig. Warum hätten sie sich mit der Planung eines Abenteuers aufhalten sollen? Das hier war Fillory – das Abenteuer würde schon von selbst auftauchen! Auf Schritt und Tritt rechneten sie mit einer wundersamen Erscheinung oder Offenbarung, die plötzlich aus dem Wald hervorkäme. Aber es erschien nicht sehr viel. Es war fast eine Antiklimax – oder war es vielleicht nur die Vorbereitung auf etwas wahrhaft Erstaunliches? Die Überreste bröckeliger Steinwände verloren sich im Unterholz. Die Bäume um sie herum blieben halsstarrig unbelebt, sogar nachdem Penny, erfüllt vom Geist der Eroberung und Entdeckung, sich einigen von ihnen förmlich vorgestellt hatte. Hier und da zirpten, flatterten und landeten Vögel hoch oben im Geäst, aber keiner von ihnen bot ihnen irgendwelche Ratschläge an. Jede noch so kleine Einzelheit wirkte unglaublich hell und klar und bedeutungsschwer, als bestünde die gesamte Umgebung förmlich aus Wörtern und Buchstaben, die in einem magischen geographischen Drehbuch verschlüsselt aufgezeichnet waren.
Richard holte einen Kompass hervor, dessen Nadel sich jedoch verklemmt hatte. Sie war auf den Pappuntergrund hinuntergebogen, als befände sich der magnetische Pol Fillorys tief unter der Erde, genau unterhalb ihrer Füße. Er warf das Instrument in einen Busch. Janet hüpfte beim Gehen, die Hände gegen die Kälte unter die Achseln geklemmt. Josh spekulierte über den hypothetischen Inhalt eines Pornohefts für intelligente Bäume mit dem Titel Baumhouse .
Sie wanderten zwanzig Minuten, höchstens eine halbe Stunde lang. Quentin blies abwechselnd in seine Hände und zog sie in die Ärmel seines
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