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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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stadtauswärts gehen, bis zu den letzten Kirchen vor dem Tor, dann am Severinskirchplatz nach rechts abbiegen, vorbei an der kleinen Kirche Sankt Maria Magdalena, bis er die Häuser hinter sich gelassen haben würde. Den Weg zuerst geradeaus weiter, dann zweimal rechts und noch einmal links, dort fände er, verborgen zwischen Feldern und eingezäunten Gärten, das Haus des Dottore, eher ein Gartenhäuschen, eine Hütte. Von außen kaum zu entdecken. Aber sie hatten ihm das Eingangstor beschrieben, eine Brettertür in der Mauer, mit drei Querlatten. Dahinter wachse eine Fichte. Er könne es nicht verfehlen.
    Durch Löcher und Hecken hindurch erblickte er kahle Weinstöcke. Auf schmalen Ackerstreifen spross das erste Grün. Dann entdeckte er die ausladenden Zweige der Fichte. Weiß der Himmel, wer diesen seltenen Baum einst hier gepflanzt haben mochte. Giacomo klopfte an das Gatter, zweimal, dreimal, nichts rührte sich. Erst als er mit einem Stein gegen das Schloss hämmerte, hörte er, wie sich drinnen jemand dem Eingang näherte. Die Tür öffnete sich einen Spalt, das Gesicht eines alten Mannes linste hindurch.
    Â»Ich soll zum Dottore.« Giacomo deutete auf die Kiste, die er auf dem Boden abgesetzt hatte. Der Alte war kaum größer als ein zwölfjähriger Junge. Mit ausdruckslosen Augen glotzte er an Giacomo hoch.
    Â»Ja?«, krächzte er.
    Â»Ich komme wegen der Kiste«, wiederholte Giacomo lauter als vorher, aber es war nicht klar, ob der Mann ihn jetzt verstanden hatte. Denn er verriegelte die Tür wieder und schlurfte davon. Giacomo wusste nicht, was er tun sollte. Vielleicht gab es hier mehrere solcher Häuschen, und er hatte sich in der Pforte geirrt. Er dachte daran, mit seiner Beute aus der Stadt zu verschwinden. Aber er fürchtete, am Tor angehalten und durchsucht zu werden. Er müsste sich eine Ecke suchen, von wo aus er unbemerkt die Pforte beobachten könnte, um in einem günstigen Augenblick an den Wachen vorbeizuschlüpfen. Da hörte er die Schritte zurückkommen. Der Alte öffnete und ließ ihn ein.
    Der Garten war voller Gerümpel. Bretter lagen herum, Lumpen, Holzschuhe, Krüge, Töpfe, Scherben. Nur an der rechten Mauer waren einige Kisten ordentlich übereinandergestapelt, daneben zwei schlampig abgedeckte Tuchballen. Als der Alte die Gartentür wieder schloss, fiel Giacomos Blick auf ein von Kieselsteinen säuberlich eingefasstes Beet.
    Â»Zwiebeln?«, fragte er auf gut Glück und deutete auf die winzigen Pflänzchen, die kaum aus der Erde herausguckten, aber er bekam keine Antwort.
    Das Haus war wirklich eher ein Schuppen. Der Boden schien, soweit Giacomo es von außen erkennen konnte, wenigstens an einigen Stellen aus Steinen zu bestehen, die Wände darüber waren aus Holzlatten zusammengezimmert. Über den Brettern, die das Dach bildeten, lag eine dünne Schicht Stroh. Es hatte sich schon lange niemand mehr die Mühe gemacht, sie auszubessern. An der Tür wartete der Dottore. Es war der Römer. Giacomo wunderte sich nicht. Schon gestern hatte er dessen lange, sehr saubere Finger gesehen. Die groben Arbeiten ließ der Mann von anderen verrichten.
    Â»Setz die Kiste ab!«, wies er ihn jetzt an. Dann beugte er sich darüber, hebelte den Deckel mit einer Stange auf und begann den Inhalt zu durchsuchen.
    Â» Bene, rüsca, ben fatto . Ist dir jemand nachgegangen?«
    Giacomo verneinte.
    Der Römer nahm die Kiste und verschwand mit ihr im Haus.
    Â»Warte gefälligst«, befahl er, als Giacomo ihm folgen wollte. Durch die halb offene Tür fiel kaum Licht ins Innere. Wenn es an der Rückfront Fenster gab, waren die Läden vorgeklappt. Nur schemenhaft gewahrte Giacomo eine vollbepackte Stellage an einer Wand und einen Stuhl. Vermutlich verdeckte die Tür den dazugehörigen Tisch. Leise trat er näher, ein Dufthauch berührte ihn, aber da kam der Römer schon wieder zurück und schob ihn nach draußen.
    Â»Du hast gute Arbeit geleistet. Griet weiß Bescheid, sie wird dir zu essen geben. Schlafen kannst du wieder im Hinterhof. Morgen reden wir weiter.«
    Der hutzelige Greis war nirgends zu sehen, als Giacomo zur Gartentür ging.
    Â»Und schlag dir die rote Cristina aus dem Kopf. Sie gehört mir«, rief der Römer hinter ihm her und lachte wieder dieses eigenartige Lachen, das sanft begann, aber in einem kehligen Ton endete, dessen

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