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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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jemand dem Maurermeister zu.
    Dalmonte bemerkte Merckenichs unmutiges Gesicht. Es würde Jahre dauern, brummte der, bis der Rat zu einer vernünftigen Einigung käme. Wenn überhaupt!
    Â»War übrigens am Sonntag jemand bei der Totenmesse für die Jungfer Feminis?«
    Victor Brückmann hatte eine winzige Pause in der aufgebrachten Debatte genutzt, um das Thema zu wechseln. Dalmonte wollte etwas sagen, aber Merckenich hielt ihn zurück.
    Â»Warte, Bianco ist noch nicht da. Er wollte noch etwas erledigen und dann nachkommen.«
    Dalmonte schloss den Mund wieder. Da er am Sonntag bald nach Cettini gegangen war, dürfte ihn kaum jemand bemerkt haben. Er fiel auch jetzt nicht auf, da er halb verdeckt hinter Merckenich saß.
    Â»Eine beeindruckende Trauergemeinde«, erinnerte sich Bürvenich.
    Â»Mir tut es leid«, bemerkte einer am anderen Ende des Tisches. »Mit dem Tod der Jungfer wird Feminis’ Geschäft sterben. Meine Frau schwört auf sein Aqua mirabilis. Ohne ein paar Tropfen jeden Morgen fängt sie den Tag gar nicht erst an.«
    Â»Am Schluss hat es ja vor der Kirche ziemlichen Lärm gegeben.« Gottfried Thelen spuckte verächtlich seinen Kautabak aus. Dalmonte musste sich beherrschen, um nicht dazwischenzufahren.
    Â»So ein plötzlicher Tod kann einem aber auch auf den Magen schlagen«, entgegnete Brückmann.
    Johann Badorf stimmte ihm zu, dann blickte er suchend in der Runde herum.
    Â»Wollten die Herren Bianco und Gallo heute nicht kommen?«, fragte er.
    Â»Ach, was gehen uns die Ausstädtischen an. Ich bin nicht unglücklich, dass wir mal wieder unter uns sind«, knurrte Thelen. Merckenich wurde stocksteif. Er blickte kurz zu Dalmonte, der die Stirn runzelte und rot geworden war.
    Â»Wieso Ausstädtische? Bianco und Gallo sind Kölner Ratsherren«, gab Badorf zurück.
    Â»Welscher bleibt Welscher«, beharrte Thelen. »Guckt ihn euch doch an, wie er aussieht, dieser Bianco! Die Haare rabenschwarz und kraus und die Haut so dunkel, dass man meinen könnte, seine Mutter habe ihn in Karthago auf dem Markt gekauft. Wer weiß, vielleicht heißt er nicht einmal Bianco, sondern hat sich den Namen nur gegeben, um sich reinzuwaschen.«
    Diedrich von Merzen, der neben Thelen saß, schlug sich auf die Schenkel. Er schien einen Sinn für besondere Scherze zu haben.
    Â»Du bist ja nur neidisch, weil du selbst keine Haare mehr auf dem Kopf hast«, höhnte Badorf und zupfte Thelen an seiner silbrig weißen Perücke.
    Â»Unter gepuderten Köpfen stecken meist die kleinsten Gehirne«, raunte Merckenich Dalmonte zu. Er war aufgebracht. Aber der Lombarde konnte schon wieder lachen. Der handfeste Krach begann ihm sogar Spaß zu machen. Er musste sich unbedingt das ein oder andere Argument merken, um es bei passender Gelegenheit bei Forsbach anzuwenden. Auch der Pfarrer neigte dazu, kleine Spitzen gegen seine Landsleute abzuschießen, vor allem dann, wenn sie die Gottesdienste schwänzten.
    Bürvenich schaute Thelen spöttisch an. »Ist deine Mutter nicht auch schwarz wie eine sizilianische Schönheit? Was müssen wir daraus schließen?«
    Thelen schob gereizt seinen Bierkrug von sich weg.
    Â»Ihr habt gut lachen. Euch macht keiner von den hergelaufenen Hausierern euer Geschäft kaputt. Aber was soll ich sagen? Kaum stehen die Pomeranzenjungen auf dem Markt, rennen alle Weiber zu ihnen, und keine will mehr meine Äpfel. Ich weiß nicht, warum die ihr Zeug so billig verkaufen können. Die verderben das Geschäft, nehmen uns unser ganzes Einkommen.«
    Von Merzen pflichtete dem Kaufmann bei: »… und verdienen sich eine goldene Nase mit ihren Spezereien und Kramwaren.«
    Â»Genau!« Einer der Ratsherren, der bisher etwas abseits gesessen hatte, jetzt aber näher rückte, fiel von Merzen ins Wort. »Die schicken ihr ganzes Geld zu ihren Familien ins Lombardische oder nach Venedig oder wo immer sie herkommen. Dort leben sie dann in Saus und Braus, und bei uns geben sie keinen einzigen Heller aus.«
    Â»Nun mal langsam, meine Herren!« Bürvenich klopfte auf den Tisch, aber es gelang ihm nicht, sich bemerkbar zu machen.
    Es waren immer dieselben erregten Wortgefechte. Dalmonte hatte sie sich schon tausendmal anhören müssen. Immer wieder die Frage, ob man wirklich jedem Fremden erlauben sollte, sein Gewerbe an Rhein und Mosel auszuüben. All diesen hergelaufenen

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