Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
Vom Netzwerk:
dunkelrot anlief, schwieg er betreten.
    Â»Es ist also nicht von Euch?«, fragte er dann.
    Andere mischten sich ein. Ein paar hatten diesen unbekannten Burschen schon gesehen, fast jeder von ihm gehört. Selbst rheinaufwärts und bis hinein ins Moseltal hatte es sich herumgesprochen, dass Farina sein Aqua mirabilis billig auf Märkten verkaufte, und die Leute warteten darauf, dass der Händler auch in ihre Städtchen käme.
    Â»Nur hier in Köln wissen wir von nichts«, bemerkte Bianco zu Dalmonte. Der antwortete nicht. Er beobachtete weiter Farina, aber es schien offensichtlich, dass sein Landsmann keine Ahnung von diesen Machenschaften hatte.
    Zusammengefallen kauerte er auf einer Steinbank an der Kirchenmauer und wischte sich mit einem großen Tuch abwechselnd über Stirn und Mund. Tonino, der Diener, hatte ihm Wasser gebracht. Aus seiner Tasche holte er eine Rosoli und zählte unter den ratlosen Blicken der Umstehenden ein paar Tropfen in den Becher. Farina trank in kleinen Schlückchen.
    Â»Glaubst du immer noch, dass er etwas mit dem Tod von Feminis’ Tochter zu tun hat?«
    Bianco hatte Dalmonte von der Menge weggezogen. Gemeinsam mit Forsbach und Merckenich beobachteten sie vom Rand aus das Treiben auf dem Platz. Die Frauen hatten mit der Ausgabe des Essens begonnen. Kölner Hausarme mischten sich unter die Italiener, zwischen und unter den Tischen spielten Kinder. Es war doch noch ein Fest geworden.
    Dalmonte ließ sich Zeit mit der Antwort.
    Â»Ich weiß nicht. Das eine muss mit dem anderen nichts zu tun haben.« Dann übersetzte er Forsbach und Merckenich kurz, was die Leute berichtet hatten.
    Â»Wir könnten es also mit zwei Verbrechen zu tun haben«, stellte Bianco fest. »Einmal mit Diebstahl und mit Mord, was deinem Geschäft nicht gerade zuträglich war, und zum anderen mit der Fälschung eines Produktes, das, wie wir alle wissen, Farina hoch und heilig ist. Und wenn dieser Unbekannte weiter damit hausieren geht, dürfte auch Farinas Ruf die Bäche runtergehen.«
    Â»Am Anfang hast du geglaubt, dass Farina es dir heimzahlen wollte, Paul«, fiel Merckenich ein. »Aber inzwischen könnte man meinen, dass es jemand auf euch beide abgesehen hat. Kann es sein, weil ihr aus derselben Gegend stammt, oder ist es reiner Zufall?«
    Â»Vielleicht will Farina nur von sich ablenken.« Dalmonte glaubte selbst nicht an das, was er da sagte. Auch die anderen drei blieben skeptisch.
    Â»Ja, wenn dieser unbekannte Wasserverkäufer nur einmal in Erscheinung getreten wäre, würde ich dir zustimmen«, sagte Merckenich. »Aber so bekannt, wie er anscheinend schon ist, kann ich mir das nicht vorstellen. Guck ihn dir doch an! Kann er so gut Theater spielen?«
    Sie schauten hinüber zu Farina, der noch immer auf der Bank saß, wie verloren inmitten seiner schwatzenden und fröhlichen Landsleute. Nur Tonino leistete ihm stumm Gesellschaft. Am anderen Ende des Platzes hielt Crotoni Hof. Um die Tische herum hatten sich Grüppchen gebildet, man erzählte sich die neuesten Nachrichten aus den Familien und spann neue verwandtschaftliche Bande. Hatte doch fast jeder einen heiratsfähigen Sohn oder eine heiratsfähige Tochter zu Hause, und wann würden sie wieder so schnell zusammenkommen? Das Pane nero hatte längst seine Abnehmer gefunden.
    Â»Wir sollten den Fall im Rat erörtern. Die Diebstähle und das falsche Aqua mirabilis schaden nicht nur Dalmonte und Farina, sie schaden der ganzen Stadt. Ich sehe schon die Mülheimer und Düsseldorfer Kaufleute, wie sie sich die Hände reiben, dass Köln das verbrecherische Gesindel nicht in den Griff bekommt.«
    Bianco bat Merckenich, ihn zu unterstützen, und dieser sagte seine Hilfe zu. Langsam gingen die vier zurück auf den Platz und mischten sich unter die Feiernden. Aber bald schon sonderte sich Dalmonte ab und setzte sich zu Farina auf die Bank. Es dauerte lange, bis er sich überwand und den Mund aufmachte.
    Â»Der junge Borgnis wird eure Kirche ausmalen«, sagte er.
    Â»Ja«, bestätigte Farina.
    Â»Auch Feminis hat seinen Teil dazu beigetragen.« Dalmontes Stimme war fordernd, Farina antwortete nicht.
    Â»Zweihundert Dublonen hat er gestiftet.«
    Wieder antwortete Farina nicht.
    Â»Für die Kirche und für eine Armenschule in Santa Maria. Kurz vor seinem Tod.«
    Farina rührte sich noch immer nicht.
    Â»Ich ebenfalls«,

Weitere Kostenlose Bücher