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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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Schneekönigin, verbesserte sie sich im Stillen. Janne hatte anscheinend keine Schokolade gebraucht, um glücklich zu sein. Anna schämte sich ein bisschen ob ihrer lästerlichen Gedanken.
    Â»Wenn ich von Dalmontes Spedition zu Eurer wechseln sollte, erscheint es mir nur recht und billig, dass er mein Fortgehen abgegolten bekäme. Er verliert nicht einfach nur eine Magd«, setzte sie selbstsicher hinzu.
    Einen Augenblick lang war von Merzen fassungslos, seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, dann aber brach er in wieherndes Gelächter aus.
    Â»Ihr seid eine kluge Frau, Anna. Es bestätigt mich in meinem sehnlichen Wunsch, Euch zu heiraten. Ich kann nur gewinnen mit Euch. Ja, ich werde mit Dalmonte reden. Er soll einen guten Brautpreis für Euch bekommen, so sagt man doch, nicht wahr?«
    Er rückte mit seinem Stuhl vom Tisch ab und rieb sich vergnügt mit beiden Händen die Oberschenkel, über die sich prall die Hosen spannten. Nur auf seiner Stirn hatte sich eine schmale Falte zwischen den Augen gebildet. Er schien nachzudenken. Jetzt hielt er mitten in der Bewegung inne.
    Â»Ich habe eine Idee. Ich werde Dalmonte eine Beteiligung an seinem Speditionshandel anbieten.«
    Zufrieden lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme hinterm Kopf.
    Â»Warum bin ich nicht schon vorher auf diesen Gedanken gekommen! Ich möchte ihn fast genialisch nennen. Ich steige bei Dalmonte ein und bin auch bereit, ein Drittel, nein, die Hälfte seiner aufgelaufenen Schulden zu übernehmen. Jedem von uns ist damit gedient. Und Dalmonte, er ist ja nicht mehr ganz jung, kann sich langsam aufs verdiente Altenteil zurückziehen.«
    Von Merzen redete sich warm, auf seinem Gesicht erschienen rote Flecken. Erregt griff er nach Annas Hand.
    Â»Anna, Ihr werdet es sehen. Sein Geschäft wird bei mir in sicheren Händen sein, und er bekommt, was er im Alter braucht. Ich habe keinen Vater mehr, warum sollte ich dann nicht für Dalmonte sorgen?« Seine Augen wurden zärtlich und die Stimme weich. Trotzdem erschrak Anna. Das war es nicht, was sie sich vorgestellt hatte, als ihr der Gedanke mit der finanziellen Abgeltung gekommen war. Dalmonte würde sein Geschäft nicht verkaufen, auch nicht anteilsmäßig, noch nicht. Das wäre, als würde man ihm das Herz aus dem Leib reißen, auch wenn von Merzen es sicher gut meinte.
    Sie linste zur Schokoladentasse, aber es war kein Schlückchen mehr darin, das ihr jetzt Kraft geben würde, die richtigen Worte zu finden.
    Â»Ihr seid ein ehrenwerter Mann, Herr von Merzen, wir … ich meine Herr Dalmonte verabsäumt nie, zu erwähnen, dass er das zu schätzen weiß. Er wird den Vorschlag sicher aufmerksam prüfen, auch wenn zur Zeit noch Probleme anstehen, die vorrangig gelöst werden müssen. Zu einem späteren Zeitpunkt aber könnte Eure vortreffliche Idee vielleicht willkommen sein.«
    Unter ihrem neuen Kleid verdrehte Anna die Füße zu einem Knoten. Die Hände wurden ihr feucht. Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht übertrieb, die Worte nicht zu schwulstig waren. Sie zwang sich weiterzusprechen. Um nicht so laut reden zu müssen, beugte sie sich etwas zu von Merzen hinüber.
    Â»Wir sollten zuerst herausbekommen, wer die Anschläge auf Herrn Dalmontes Haus verübt hat. Dann werden auch die Kunden wieder zu uns zurückkommen.«
    Sie hatte »zu uns« gesagt! Mit einem Mal spürte sie, wie sehr sie an diesem Haus hing. Dalmontes Spedition war auch ihre Spedition, Dalmontes Familie ihre eigene. Sie wollte ihr Herzblut dafür geben, dieses Geschäft zu erhalten. Ihre Bereitschaft, Diedrich von Merzen zu heiraten, geriet ins Wanken.
    Von Merzen schien nicht zu merken, welches Durcheinander sich in Annas Kopf abspielte.
    Â»Gibt es denn schon einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«, fragte er.
    Â»Vielleicht dieser Hausierer aus Mülheim. Ich bin sicher, wir werden ihn finden.«
    Sie war felsenfest überzeugt, dass es Tilman gelingen würde, diesen Betrüger ausfindig zu machen, auch wenn es die Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein würde.
    Â»Ja«, bestätigte von Merzen, »das sollte der erste Schritt sein. Hat Dalmonte denn genügend Leute, die er dafür entbehren kann? Ich könnte zwei meiner Männer zur Verfügung stellen. Je mehr wir sind, desto schneller finden wir den Halunken«, sagte er noch, und es

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