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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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seines Opfers übertrug sich auf ihn, sodass die Speichelfäden in bizarren Schlangenlinien zu Boden tropften. »Verpiss dich, oder ich säg ihr den Kopf ab!«
    Clara überlegte.
    Eine Bewegung seines Fingers, und die Frau wäre tot, verblutet in weniger als fünf Sekunden.
    Die Situation schien ausweglos.
    Doch es waren diese Augenblicke, in denen Clara wusste, warum sie in diesem Beruf arbeitete und in keinem anderen. Es waren solche Extremsituationen, in denen sie die Kraft und Sicherheit fand – woher auch immer –, das Richtige zu denken und das Richtige zu tun. Und nur das Richtige.
    »So weit wird es nicht kommen«, sagte sie, und ihre Stimme hörte sich an wie die einer anderen. »Ich will dir sagen, was passiert. Ich werde den Abzug betätigen, und eine Patrone wird mit siebenhundert Metern pro Sekunde deine Stirn durchschlagen und dein Nervensystem im Zentralhirn in eine schleimige, graurote Masse verwandeln. Innerhalb von Mikrosekunden bist du vom Halswirbel abwärts tot, ohne dass du es weißt. Und dein Finger an der Säge ist dann genauso nützlich wie ... der da.«
    Sie hob das Kinn und zeigte auf den abgeschnittenen Finger, der vor ihr lag, mit dem Nagellack aus Violett und weißen Blitzen.
    »Glaubst du das?«
    Die Zeit schien stillzustehen. Alles bewegte sich wie in Zeitlupe, als wäre das Getriebe der Realität zwei Gänge heruntergeschaltet worden. Clara kam alles unwirklich vor, träge und langsam.
    Der Werwolf schrie und sprang auf, riss die Frau mit sich hoch. Speichel spritzte aus seinem Mund und reflektierte das Licht des Laserpointers. »Fick dich, du Schl ...«
    Weiter kam er nicht, denn in dem Moment ertönte die ploppende, gedämpfte Explosion der Heckler & Koch. Etwas Metallisches jagte mit doppelter Schallgeschwindigkeit wie ein grauer Nebel durch den Raum, und dann war da, wo zuvor noch das rote Licht des Laserpointers wie ein Wundmal auf der Stirn des Werwolfs ruhte, plötzlich ein größeres Loch. Seine Augen wurden zu einem Standbild zwischen Erstaunen und Leere, bevor der Hass in ihnen erlosch und im selben Moment sein Gehirn explodierte. Ein, zwei Atemzüge lang stand er aufrecht da, die eine Hand noch immer in das Haar seines Opfers gekrallt, die andere an der Geflügelsäge, während Blut, Knochensplitter und Hirnpartikel an die weiße Wand hinter ihm spritzten und sein Gesicht umrahmten wie ein dämonischer Heiligenschein. Dann brach sein Blick endgültig. Er kippte nach hinten und fiel mit einem nassen, klatschenden Geräusch auf seinen aufgesprengten Hinterkopf.
    Clara atmete aus.
    »Getroffen«, sagte sie.
***
    Sie öffnete die Augen.
    Noch immer sah sie das Kreuz. Die Hände, die Füße, das Blut.
    Wahrscheinlich war es so.
    Wahrscheinlich musste sie immer durch eine Hölle aus Angst, Blut und Tränen gehen, um am Ende zu siegen.
    Wahrscheinlich war der Schmerz die Eintrittskarte zum Sieg.
    Doch ihre Zweifel waren verschwunden.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Namenlose starb – oder sie.
    Und sonst nichts.
    Clara erhob sich, noch ein wenig wackelig auf den Beinen, doch ihre Augen waren von eisiger Klarheit, als sie ein letztes Mal das Kreuz wie ein Laserpointer fixierte.
    Der Namenlose, dachte sie.
    »Ich werde ihn finden«, sagte sie mit leiser Stimme, während sie den Gang der Kapelle betrat. »Und ich werde ihn töten.«

5.
    Ein schwarzer Mercedes S-Klasse blinkte rechts und hielt an der Müllerstraße 38. Die getönte Scheibe glitt nach unten. Ein Fahrer im schwarzen Anzug und mit Krawatte beugte sich über den Beifahrersitz und schaute aus dem Fenster. Andira ging auf die Limousine zu.
    »Sie sind Andira Althaus?«, fragte der Fahrer und öffnete die Beifahrertür.
    »Bin ich. Und Sie? Sind Sie der Fahrer von Tom Myers?«
    »Richtig«, sagte er. »Macht es Ihnen etwas aus, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen? Mr. Myers wird länger als geplant in Deutschland bleiben, und ich habe gerade seine Koffer vom Flughafen abgeholt.« Er zeigte mit dem Daumen nach hinten. »Sind heute Nacht mit Fedex gekommen. Der Kofferraum ist voll und die Rücksitze leider auch.«
    Andira schaute belustigt auf die Samsonite-Koffer, die die gesamte Rückbank einnahmen.
    »Kein Problem«, sagte sie und stieg ein. »Vorne sieht man sowieso mehr.«
    Der Fahrer reichte ihr einen mehrseitigen Farbprospekt. »Das hier soll ich Ihnen schon mal geben. American Diamond. Ist ein Star-Format aus Los Angeles. Ich nehme an, Mr. Myers möchte mit Ihnen darüber sprechen.«
    Der Mercedes

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