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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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»Aber ich wäre genauso verrückt, wenn wir unseren winzigen Vorteil nicht nutzen würden, nämlich den, dass der Killer Ihnen eine Show bieten will und deswegen einen Fehler machen könnte.«
    »Heißt das ...?« Claras Gesicht hellte sich auf. Sie hatte Mühe, ihre Euphorie zu verbergen. Gefühle zu zeigen schadete in ihrem Job fast immer. Gefühle, die man freiließ, waren wie Blut, das die Haie anlockte.
    »Das heißt, dass ich mit Dr. Friedrich spreche und Sie dann von mir hören.« Bellmann wies mit dem Kopf zur Tür, was bedeutete, dass er das Gespräch als beendet betrachtete. »Aber gehen wir mal davon aus, dass Sie, Frau Hauptkommissarin, weiter diesen Namenlosen jagen.« Er lächelte, sofern man bei Alexander Bellmann überhaupt von Lächeln sprechen konnte. »Ich werde die Presse so lange hinhalten. Und Sie versprechen mir, diesen Verrückten schnell zu fangen.«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte Clara und erhob sich.
***
    Sie hatte sich an der rumpelnden Kaffeemaschine in der Küche im dritten Stock einen Kaffee eingeschenkt und damit eine Beruhigungstablette heruntergespült. Vorher hatte sie mit Winterfeld wieder am offenen Fenster gestanden, der hastig einen Zigarillo geraucht und die Kippe nach draußen geworfen hatte.
    MacDeath war in Bellmanns Büro. Sie besprachen das Täterprofil. Hermann hatte nichts Neues von der IT-Front zu berichten, und die Krankenhäuser hatten die DNA, die sie in dem Käfer isoliert hatten, noch immer nicht identifizieren können. Es sah so aus, als hätte diese Spur ins Leere geführt. Dafür richtete sich Claras ganze Hoffnung jetzt darauf, mehr über Ingo M. zu erfahren. Es war nicht nur eine persönliche Sache. Ingo M. hatte den Killer gekannt. Vielleicht wurde er zu einer Spur, die auch zum Killer zurückführte?
    Die Beamten, die damals auf die verbrannte Leiche gestoßen waren, hatten Clara die Akte geschickt und sie bereits mit einigen Kontakten versorgt. Sie hatte schon bei mehreren dieser Leute angerufen. Doch an einem Samstag war bei den meisten leider nur der Anrufbeantworter zu erreichen. Also wieder warten und warten.
    Clara hasste das Warten, bis Bellmann sich endgültig entschieden hatte. Sie hasste das Warten, bis jemand sie wegen Ingo M. zurückrief. Sie hasste das Warten, bis die IT-Leute etwas Neues hatten. Doch Warten schien das Einzige zu sein, was sie im Moment tun konnte. Warten auf die Entscheidung. Warten auf das »Go« von Bellmann.
    Und auf das nächste Lebenszeichen des Namenlosen.

7.
    Winterfeld kam in die Küche und stellte seine leere Kaffeetasse in die Spülmaschine.
    »Eine gute und eine schlechte Nachricht, Señora«, sagte er. »Kommen Sie schnell mit.«
    Clara folgte Winterfeld, der mit eiligen Schritten den Korridor hinunterging. »Was ist die gute Nachricht?«, fragte sie.
    »Sie arbeiten weiter an dem Fall.« Sie bogen um eine Ecke. »Sie haben bei Bellmann ja schon gute Vorarbeit geleistet, und MacDeath und ich haben den Sack dann zugemacht.«
    Gott sei Dank. Clara dachte an den Augenblick vorhin in der Kapelle des Krankenhauses, während sie und Winterfeld die Treppe in den vierten Stock nahmen.
    »Und die schlechte?«
    Winterfeld hielt ihr oben die Tür auf, zeigte in Richtung der IT-Abteilung und ließ Clara den Vortritt. »Wir haben wieder ein Filmchen für Sie.«
    Clara war, als hätte sie Kokain anstelle der Beruhigungstablette eingenommen.
    »Wieder von ihm? «, fragte sie.
    »Sieht ganz danach aus.« Winterfeld öffnete die Tür zum IT-Raum. Hermann saß dort mit zwei Technikern, die heute, am Samstag, ebenfalls Dienst hatten. Einer der großen Apple-Monitore glühte im Halbdunkeln. Eine Videoseite war geöffnet. Es war die Landing Page von Xenotube. Clara trat näher heran. Es war eine Filmdatei von knapp zwei Minuten Länge. Titel: Shebay-Erwachsenenversion – präsentiert vom Namenlosen.
    » Das ist die Landing Page von Xenotube«, sagte Clara.
    Hermann nickte resigniert.
    »Das sehen Millionen Leute, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Wieder nickte Hermann.
    »Und dort hat er ein Video platziert? Auf der Landing Page?«
    Die Frage war rhetorisch gewesen, denn das Video war da. Gleich würde Hermann auf den Play-Button drücken und irgendetwas Grauenvolles, Dunkles würde Claras Seele in einen dämonischen Klammergriff nehmen.
    Ein Snuff-Video auf der Landing Page von Xenotube?
    Clara atmete tief ein. Vielleicht war dieser Killer doch ihr Untergang. Vielleicht war er so stark, dass dies ihr letzter Fall werden

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