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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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glitt die Müllerstraße Richtung Stadtkern entlang, während Andira voller Spannung den Prospekt durchlas. Auf der letzten Seite waren die Kooperationspartner der Sendung aufgeführt: CBS, Warner Brothers, Trump Inc. Vor ihren Augen erhoben sich Amerika, Los Angeles, Beverly Hills, Las Vegas, New York. Es war kaum zu glauben. Gestern noch ein No-Name, und heute war das Glück zum Greifen nahe. Es war der American Dream, und es schien Andira, als wäre sie schon in der Neuen Welt.
    Aus diesem Grund bemerkte sie nicht, wie der Fahrer etwas aus einem kleinen Fach nahe dem Lenkrad holte.
    Und den Stich der Spritze in ihrem Bein merkte sie nur für die Zehntelsekunde, bevor sie aus dem Wachbewusstsein gerissen wurde und in einer Nacht aus Schwärze versank.
    Der Fahrer wendete auf Höhe der Chausseestraße und fuhr zurück in Richtung Stadtautobahn, während er seine Brille zurechtrückte.
    Eine Brille mit einem Rahmen aus mattem Edelstahl.

6.
    Das Büro von Dr. Alexander Bellmann, Chef des LKA Berlin, sah aus wie eine Kommandozentrale. Der Blick hinaus auf den Tempelhofer Damm und die riesige Fläche des ehemaligen Tempelhofer Flughafens, davor der wuchtige Schreibtisch mit dem großen Ledersessel, hinter dem Schreibtisch Regale und einige wenige Fotos. Auf den Fotos Bellmann, mit seinem hageren Gesicht und den graumelierten Haaren, neben berühmten Persönlichkeiten. Dem Bundespräsidenten, dem Chef von Scotland Yard und dem Direktor des FBI. Ein Foto zeigte ihn irgendwo in Asien mit Condoleezza Rice.
    Der Schreibtisch war wie leergefegt. Zwei Fotos von seiner Frau und seinen beiden Töchtern, die ihn wohl nur aus der Zeitung kannten, ein großer Monitor, ein Laptop mit Dockingstation und zwei Telefone. Daneben ein Blackberry. Auf dem Tisch noch ein Ordner und ein Eckspanner, ein Block und ein Stift. Sonst nichts. Kein Schnickschnack, wenig Persönliches, keine Aktenstapel wie in Winterfelds Büro. Hier saß ein Mann, der nur Augen hatte für das, was im Moment wichtig war.
    Fakten und Resultate.
    Erfassen und erledigen.
    Entsichern, zielen, feuern.
    Und den Nächsten ins Visier nehmen.
    Es war keine Seltenheit, dass Bellmann am Samstag in seinem Büro war. Besonders, wenn er in der Woche kaum zum Arbeiten gekommen war. Die vergangene Woche war er in Wiesbaden gewesen, beim BKA, in Meetings, Vorträgen und Konferenzen. Alles, was in dieser Woche liegen geblieben war, arbeitete er heute ab. Am Montagmorgen würde seine Sekretärin wie immer in solchen Fällen einen Riesenstapel Papier mit unterschriebenen Anweisungen auf ihrem Schreibtisch finden sowie eine Inbox mit mehr als fünfzig E-Mails. Sonntags hingegen war Bellmann nie im Büro. Dieser Tag war dann doch mehr oder weniger für die Familie reserviert.
    Er hatte gerade einen Ordner geöffnet, als Clara das Büro betrat. Mit einer knappen Geste zeigte er auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch, während sein Blick weiter über die Papiere flog. Dann ließ er den Ordner ruckartig zuschnappen wie eine Bärenfalle.
    »Wie Sie wissen«, begann er statt einer Begrüßung und schaute erst aus dem Fenster, bevor er sich Clara zuwandte, »wie Sie wissen, ist es unsere Aufgabe, Verbrecher zu fassen. Einige davon sind extrem gefährlich, andere weniger. Einige sind wahnsinnig, andere nicht.«
    Clara ruckte unruhig auf ihrem Stuhl, während sie versuchte, ruhig und konzentriert zu wirken. Solche Einleitungen Bellmanns, die mit dem Thema zunächst einmal wenig zu tun hatten, waren meist kein gutes Zeichen.
    »Sie wissen, Frau Vidalis, dass ich Sie sehr schätze und für eine der Besten halte, wenn es darum geht, psychopathische Killer zu jagen. Killer wie den Werwolf. Wahnsinnige halt.«
    Und den Namenlosen , dachte Clara. Aber diesen Namen erwähnte Bellmann nicht.
    »Doch muss ich, um solche Leute zu jagen, muss ich als Chef des LKA Berlin dafür ebenfalls wahnsinnig sein?« Er lächelte kalt, zeigte mit dem Daumen auf sich selbst und blickte Clara fest an.
    »Ich verstehe nicht ...«, sagte sie verwirrt.
    Bellmann öffnete den Ordner, zog etwas heraus, das wie eine Zeitung aussah, und tippte mit dem Finger auf das Titelbild. »Denn ich müsste in der Tat wahnsinnig sein, wenn ich Sie nach dem, was letzte Nacht vorgefallen ist, weiter an diesem Fall arbeiten lasse.«
    Clara blickte auf die Zeitung.
    Blutige Online-Mordserie in Berlin.
    Hat der Facebook-Ripper schon 14 Frauen getötet? Gibt es eine Verbindung zwischen Kommissarin Vidalis und dem Killer?
    Bellmann

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