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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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mit einer neuen Form von Gewalt zu tun.« Sie stand auf. »Wir können uns jetzt davon fertigmachen lassen und die ganze Nacht nicht schlafen, oder wir konzentrieren uns auf das, was wir am besten können und wofür wir bezahlt werden. Das Schwein zu finden, das so etwas fertigbringt.«
    Winterfeld nickte und erhob sich. »Für besonders schwierige Fälle sieht das LKA vor, den ermittelnden Beamten ausnahmsweise Hilfeleistungen zur Verfügung zu stellen, die es sonst nicht gibt.« Er ging zum Schrank und brachte eine Flasche Johnny Walker Black Label und ein paar Pappbecher zum Vorschein. »Was glaubt ihr?«, fragte er, während er einschenkte und die Becher verteilte. »Spezialeffekt oder nicht?«
    Friedrich zuckte die Schultern. »Wenn es eine Computeranimation ist, wäre es extrem teuer. Reichlich aufwendig, nur um uns Bullen in Schrecken zu versetzen.«
    »Vielleicht eine geschmacklose Marketingkampagne für einen Horrorfilm?« Clara hoffte weiterhin, dass der Film ein Fake war, obwohl die Vernunft ihr das Gegenteil sagte.
    Winterfeld blickte skeptisch drein. »So blöd kann keiner sein«, sagte er. »Jeder weiß, dass man sich damit gewaltigen Ärger einhandelt. Denkt an die Achtzigerjahre.«
    » Cannibal Holocaust «, sagte Friedrich. Als er Claras verständnisloses Gesicht sah, erklärte er: »Ein italienischer Regisseur, Ruggero Deodato, hat damals einen Low-Budget-Horrorfilm gedreht, der allerdings eingeschlagen hat wie eine Bombe und der noch heute zu den extremsten Horrorfilmen der Welt gehört.« Er nahm seine Brille ab. »Es geht dabei um eine Expedition in den Urwald am Amazonas, alles mit der Handkamera gedreht, wie eine frühe Version von Blair Witch Project . Viele Szenen und Tricks sehen noch heute verdammt echt aus. In dem Film kommen sämtliche Expeditionsteilnehmer ums Leben, und am Ende wird das Bild einfach schwarz.« Er kniff die Lippen zusammen. »Wie bei uns.«
    »Aber es ist doch keiner wirklich gestorben, oder?«, fragte Clara beinahe ängstlich und setzte sich wieder.
    »Nein, aber Deodato hatte mit den Schauspielern einen Deal gemacht, dass sie nach dem Filmstart ein Jahr lang untertauchen müssen, damit alle Welt denkt, sie seien wirklich tot. Viele Zuschauer haben es tatsächlich geglaubt. Leider auch die, bei denen Deodato hätte darauf verzichten können.«
    »Die Bullen?«, fragte Winterfeld und tippte mit seinem Whiskybecher auf den Tisch.
    »Wer sonst? Sie wollten den Regisseur einbuchten. Um dem zu entgehen, musste Deodato nicht nur die Schauspieler, die natürlich alle noch lebten, aus ihrem Versteck holen, sondern auch alle unappetitlichen Special Effects des Films verraten, von denen es jede Menge gibt.« Er trank einen Schluck Whisky und verzog abschätzig das Gesicht, als würde er sich ärgern, dass es kein echter Highland Scotch war. »Kurzum, so etwas kann einem ganz schön um die Ohren fliegen.«
    »Sehr ermutigend«, sagte Clara und schaute sich eines der Fotos an, die die Spurensuche von Umschlag und CD gemacht hatten. »Dann gehen wir mal davon aus, dass es kein Special Effect ist. Und der Mörder ist dreist genug, dass er den Mord vor den Augen der Polizei filmt und das Opfer auch noch die Rede für seine eigene Beerdigung halten lässt.« Ihr Blick schweifte von Friedrich zu Winterfeld. »Und wir sitzen hier und können nichts tun.« Sie roch an dem Whisky, ohne zu trinken. Sie wusste, dass es nicht die ganze Wahrheit war, doch auf unerklärliche Weise wusste sie auch, dass sie die ganze Wahrheit gar nicht wissen wollte , jedenfalls nicht jetzt. Sie stand wieder auf und ging durchs Zimmer. »Entweder möchte dieser Verrückte uns zeigen, was für ein böser, vom Teufel persönlich gesandter Killer er ist ...«
    »Das ist ihm gelungen«, warf Friedrich ein.
    »... oder die Tat hat eine so große Bedeutung für ihn, dass er sie mitteilen muss .«
    Friedrich schaute sie an, während Winterfeld ein Zigarillo aus der Schachtel zog. »Einen Aspekt haben Sie gerade angesprochen, aber zu meinem Erstaunen noch nicht thematisiert. Oder absichtlich verdrängt.«
    »Und das wäre?«, fragte Clara, obwohl sie schon wusste – und fürchtete –, was MacDeath gleich sagen würde.
    »Die Tat hat für ihn eine Bedeutung. Ebenso der Empfänger.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Oder besser, die Empfängerin.« Seine Blicke ruhten auf Clara wie die des Priesters bei der Beichte. »Er hat Ihnen die CD geschickt.«

14.
    Tom Myers hatte endlich ein paar Minuten Zeit für ein

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