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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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dann vom Swimmingpoolboy oder Fitnesstrainer durchbumsen lassen könnt.«
    Ein paar Mädchen kicherten.
    Torino senkte die Stimme. »Das ist alles möglich«, sagte er. »Das und noch mehr. Ihr könnt reich werden, ihr könnt berühmt werden. Ihr könnt Stars werden. Wenn ihr bereit seid, dafür zu zahlen. Und wenn ihr bereit seid, nach den Regeln zu spielen, die euch zu Stars machen.«
    Er ließ seine Worte verklingen und schaute nacheinander die Mädchen an.
    »Es gibt ein Tor zur Berühmtheit, und es gibt ein Tor zur Bedeutungslosigkeit. Es gibt ein Tor zum Himmel, und es gibt ein Tor zur Hölle.« Er schaute kurz auf das Produktionsteam um Schweine-Jochen, das ein Stück abseits der Bühne hinter den Scheinwerfern stand.
    »Und dieses Tor«, Torino hob den Finger, »sind wir.«
***
    Die erste Kandidatin hatte ein recht hübsches Gesicht, doch Hüften und Hintern waren dermaßen ausgeprägt, dass Torino sich fragte, ob seine Show besonders gut bei sehbehinderten Zuschauern ankam.
    Er beugte sich vor. »Und?«
    »Ich heiße Mandy«, sagte das Mädchen. »Der Name kommt aus dem ...«
    »Treibst du ab und zu Sport?«, unterbrach Torino, ohne abzuwarten, woher der Name denn nun kam.
    Das Mädchen errötete kurz. »Ja«, sagte sie und schluckte. »Ich mache Spinning, Laufen, Jazzgymnastik und Fitness.«
    »Fünf Minuten im Monat, was? Wenn du Fitness machst, was genau?«
    »Gestern habe ich Bauch und Hüfte gemacht.«
    Die Mädchen auf der Tribüne kicherten. Sie waren Jury und Angeklagte zugleich, denn jede von ihnen musste zu Torino nach vorne.
    »Bauch und Hüfte hast du reichlich«, sagte Torino, und die Mädchen glucksten weiter. »Mach lieber mal Busen. Out! Was sagen die Jungs am Computer?«
    Eine Anzeige der Online-Community wurde eingeblendet. Zustimmung von nur vierzig Prozent. Das reichte nicht, um Mandy zu retten.
    Sie schlurfte von der Bühne. Das Mädchen, das nach ihr kam, sah die Tränen in ihrem Gesicht.
    Die Nächste hatte zwar eine sehr schöne Figur, wie Torino fand, aber eine äußerst eigentümliche Art und Weise, ihr Gegenüber mit ihren Fischaugen anzustarren und dabei den Mund so langsam und weit zu öffnen und zu schließen, dass ihre Mimik an die eines Tiefseefisches erinnerte.
    Heilige Scheiße , dachte Torino, welche perversen User haben denn diese Matratze ausgewählt?
    » Ich bin Nadine«, sagte der Tiefseefisch.
    »Hatten deine Eltern jemals lebenden Nachwuchs?«, fragte Torino.
    »Äh ... ja, natürlich«, sagte Nadine und blickte sich unsicher um, wobei sie den Mund noch langsamer öffnete und schloss. Dann richtete sie ihre Fischaugen wieder auf Torino.
    »Also mal ganz unter uns«, sagte Torino scheinbar freundschaftlich, »deine Figur ist so weit okay, aber dein nachgemachtes Gesicht macht alles wieder kaputt. Ich fürchte, du bist was für die ›Fahne drüber und dann fürs Vaterland‹-Fraktion. Was meint ihr, Mädels?«
    Die Mädchen kreischten vor Vergnügen.
    »Ihr blöden Ziegen!«, rief der Tiefseefisch in Richtung der Tribüne. »Ihr seid ja nur neidisch auf meine Figur!«
    »Die Figur ist nicht alles«, rief Mandy, die Torino vorhin wegen ihres Hinterns heruntergemacht hatte.
    »Aber fast, Mandy, fast, da muss ich Nadine recht geben«, sagte Torino. Er zeigte auf Mandy, um noch einmal gehörig nachzutreten für die freche Bemerkung aus dem Off: »Wenn du dir die Haare in die Stirn kämmst, Mandy, muss man bei dir auf die Füße gucken, um zu sehen, wo vorne und hinten ist. Das muss man bei Nadine nicht.«
    »Siehst du!«, keifte Nadine, die jetzt auf irgendeine Weise in Torino einen Verbündeten sah. Der aber ließ die Falle, in die Nadine soeben getappt war, genüsslich zuschnappen. »Aber jetzt mal ehrlich, Nadine«, sagte er, »ich glaube nicht, dass hier jemand neidisch auf dich ist. Vielleicht auf die Figur, aber bestimmt nicht auf dein Gesicht. Das ist so hässlich, das könnte glatt von Le Corbusier sein.«
    Die Mädchen auf der Tribüne bogen sich vor Lachen, obwohl die meisten den Namen wahrscheinlich nie gehört hatten. Torino senkte den Daumen. Auch der TED der User half nicht weiter, und der Tiefseefisch schlurfte von der Bühne, diesmal mit von Tränen schimmernden Glupschaugen.
    Ein vielleicht neunzehnjähriges Mädchen mit rotblonden Haaren betrat als Nächste die Bühne. »Hi, ich bin die Eva.«
    »Du siehst gar nicht übel aus«, sagte Torino zur Begrüßung.
    Das Mädchen lächelte. »Danke«, sagte sie. »Ich schlafe auch nur auf dem Rücken, dann

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