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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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ich mich«, sagte Jochen. »Ich ruf die Mädels gleich an und sag ihnen, dass sie den ganzen Freitag für uns blocken müssen, wenn sie Karriere machen wollen. Anderenfalls können sie sich gleich beim Discounter an die Kasse setzen.«
    »Richtig so«, sagte Torino. »Andira ruf ich an, die ist der Star des Abends. Und dann Tom Myers.«
    »Jedem das Seine«, sagte Jochen.
    Torino legte auf. Adrenalin schoss durch seine Venen, und sein Kopf dröhnte bei dem Gedanken an all die Dinge, die noch vor ihm lagen.

30.
    Clara und Hermann saßen wieder vor Jasmin Peters’ silbernem Laptop. Ein zweiter Rechner der IT stand daneben, auf dem Hermann sich durch diverse Benutzeroberflächen klickte. Er öffnete eine lilafarbene Seite, auf der Fotos von attraktiven Frauen und Männern zu sehen waren.
    »Das ist Dategate«, sagte Hermann. »Ein Kontaktnetzwerk für Beziehungen und Sexkontakte. Wir haben vorhin schon bei denen angerufen. Sie schicken uns alle relevanten IP-Adressen der letzten acht Monate.«
    »So lange speichern die?« Clara hob die Augenbrauen.
    »Sechs Monate sind Pflicht. Die speichern aber noch länger, weil sie die Daten weiterverkaufen«, sagte Hermann. »Erst haben sie es abgestritten, aber als wir gesagt haben, dass wir auch gerne mit Blaulicht vorbeikommen können, ging’s auf einmal.« Er griff in die Gummibärchentüte, die inmitten des Chaos aus Schrauben, Platinen, CDs und Kabeln auf dem Tisch lag. »Willst du jetzt welche?«, fragte er.
    »Kann eh nicht mehr schlimmer werden«, sagte Clara und griff sich drei Gummibärchen aus der Tüte.
    Hermann öffnete ein Fenster auf der Kontaktplattform. Es zeigte das Foto einer hübschen jungen Frau. Als Name war Lady J. angegeben, doch das Foto zeigte eindeutig Jasmin Peters mit offenen blonden Haaren und einem knappen Top an irgendeinem Strand.
    »Das ist sie«, sagte Hermann, während Clara die Hobbys, persönlichen Interessen und sexuellen Vorlieben überflog, die bei solchen Kontaktseiten immer den Profilen zugeordnet waren.
    Hobbys: Lesen, Sport, Ballett, Reisen, Yoga, Reiten (nicht nur auf Pferden ;–)
    Das typische Smiley, dachte Clara, das sich aus dem Internet nicht nur in der Tastatursprache, sondern sogar schon in der Handschrift einiger Leute eingenistet hat. Ihre Blicke huschten weiter über den Text.
    Ich suche einen Mann, der nicht nur an das Eine denkt, sondern es vor allem sehr gut beherrscht.
    »Oh«, sagte Clara, »an der ist eine Diplomatin verloren gegangen. Denn die meisten Männer auf solchen Plattformen suchen ja genau das.«
    »Also weniger Museumsbesuche und Tanzschule?«, fragte Hermann, während er andächtig auf den Gummibärchen kaute.
    »Wohl eher nicht«, sagte Clara. »Hat sie viel Post bekommen?«
    »Jede Menge.« Hermann öffnete ein neues Fenster. Es zeigte mehr als hundert Mails von interessierten Männern an. »Die haben wir aus den Dateien recovered, die sie schon gelöscht hat.«
    Recovered, dachte Clara. Das war ein Lieblingswort bei der IT. Und es war unheimlich. Denn richtig löschen konnte man in der digitalen Welt fast nichts mehr. Alles war irgendwie wieder herzustellen. Nichts konnte vergessen, nichts ungeschehen gemacht werden. Ohnehin fragte ein Computer immer reichlich aufsässig, ob man sicher sei, dass man etwas löschen wolle – und selbst dann war das, was man gelöscht zu haben glaubte, nicht wirklich gelöscht. Denn selbst die Daten, die niemand mehr brauchte, tauchten durch das Recovern wie Gespenster wieder auf; die Datenmengen wuchsen und wuchsen, und das gesamte System blähte sich auf in einer diabolischen Schwangerschaft der Information.
    Hermann klickte auf Jasmins Profil. »Lady J. schien einer der Stars bei Dategate zu sein.« Er scrollte durch die Mails. Neben dem Rechner surrte ein Laserdrucker. Hermann beugte sich vor und zog ein paar Blatt Papier heraus. »Hier«, sagte er. »Eine kleine Kostprobe.«
    Clara überflog die Zeilen. Eine ganze Heerschar von Interessenten hatte Jasmin mit den unterschiedlichsten E-Mails zur Kontaktaufnahme bombardiert.
    DREAMBOY: Warum meldest du dich nicht mehr? Ich könnte dich heute zum Essen einladen. Wie wär’s?
    STALLION: Du hast wirklich hübsche Augen.
    GÜNTHER: Bin schon etwas älter, aber vielleicht können wir uns mal treffen?
    TRIPLE X: Darf ich dein Lecksklave sein?
    DREAMBOY: Na, was ist?
    SPORTY: Hey, Lady J., ich habe ein Gedicht für dich verfasst. Schau mal, da unten ...
    STALLION: Du bist aber auch sonst sehr schön.
    GÜNTHER: Das heißt,

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