Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
schwerfiel. Sie war ein Kaffeejunkie. Ihr System funktionierte nur mit einem gewissen Koffeinpegel.
    »Na schön, dann müssen Sie den Verfolger eben ablenken, während ich den USB -Stick besorge.«
    Ranis Gesichtszüge wurden ganz weich. »Das würden Sie tun?«
    »Aber selbstverständlich! Schon aus reiner Neugier.«
    Rani strahlte. MaC strahlte auch.
    Da klingelte MaCs Handy.
    Es war ihr Chefredakteur. »Sagen Sie mal, Frau Cramlowski«, bellte er in den Hörer, »was genau verstehen Sie nicht an den Worten ›Kümmern Sie sich
sofort
darum!‹?«
    Ich habe durchaus meine Fehler; mich zu irren ist keiner davon. (Irmgard Seifferheld)
    »Wo sind denn die Kissen?« MaC betrachtete ungläubig die nackte Couch in Seifferhelds Wohnzimmer und schaute sich dann suchend um. Ihre Sammlung niedlicher Hummel-Figuren stand nicht mehr in der Vitrine. Das Foto von ihr und Siggi auf einem Boot der Kocherflotte hing auch nicht mehr an der Wand.
    »Siegfried! Ich bin seit gerade mal einer Stunde ausgezogen!!« Noch eine winzige Kleinigkeit und MaC würde explodieren. Oder sich wie Rumpelstilzchen in den Parkettboden bohren.
    Onis trabte schleunigst aus dem Wohnzimmer. Den rosa Teddy unter der Couch ließ er zurück. Das war einer dieser Momente, wo sich jeder selbst der Nächste war.
    »Das bin ich nicht gewesen«, verteidigte sich Ex-Kommissar Seifferheld tapfer, aber schuldbewusst. Er hätte sich Irmi in den Weg stellen müssen, aber – ganz ehrlich – hätte er wirklich davon ausgehen können, dass MaC so schnell zurückkommen würde?
    »
Ich
war das«, warf Irmgard ein, die in diesem Moment mit einem Tablett aus der Küche kam.
    Exakt fünf Minuten hatte Irmgard es unbemannt in ihrer ehelichen Wohnung ausgehalten. Von wegen, es wäre herrlich, einmal allein zu sein. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich um andere gekümmert, schon als junge Frau. Erst um die kranken Eltern, dann um den angeschossenen Bruder und schließlich um ihren lebensuntauglichen Ehemann. Irmi hatte keine Ahnung, wie man allein lebte, was man mit sich anfangen sollte, wenn es sonst niemanden gab. Es machte ihr Angst. Es ging einfach nicht.
    Also hatte sie ihre Reisetasche gepackt und war in ihr Elternhaus zurückgekehrt. Genau zum rechten Zeitpunkt, schließlich hatte diese Österreicherin ihren Bruder gerade schnöde verlassen. Und jetzt mimte diese Person auch noch die Aufgebrachte. Nun, das ließ Irmi kalt.
    »Als ich hörte, dass du ausgezogen bist, dachte ich, es würde dich nicht weiter kümmern.«
    »Es kümmert mich aber!« Man musste keine besonders stark ausgeprägte Phantasie besitzen, um die kleinen Dampfwölkchen zu sehen, die – schon wieder – aus MaCs Ohren quollen. Sie war ein veritables Dampfkraftwerk auf zwei Beinen. »Es kümmert mich sogar
sehr!
Du hast jetzt deinen eigenen Haushalt! Sorge doch bei dir daheim für Sterilität!«
    »Helmerich missioniert die Afrikaner. Und nachdem du ja offensichtlich das Handtuch geworfen hast, sah ich es als meine Pflicht an, mich wieder um meinen Bruder zu kümmern.« Man konnte Irmgard allerhand nachsagen, aber nicht, dass sie die Kunst der Kriegsführung nicht verstand. In einem früheren Leben war sie zweifelsohne Dschingis Khan gewesen. Oder Wallenstein. Oder Cäsar. Oder alle drei. »Kaffee?«
    MaC knickte kurz ein. Mit Kaffee konnte man sie immer locken. Vor allem in einem Moment, in dem sie seit gefühlten 100  Stunden – und realen drei Stunden – keine einzige Tasse mehr getrunken hatte. »Oh … äh … danke, gern.«
    Aber als sie die Sammeltasse, die Irmgard ihr gereicht hatte, an die Lippen setzte und den ersten schwarzen Schluck nahm, fiel es ihr abrupt wieder ein: Irmgard konnte keinen Kaffee brühen. Selbst wenn sie nur den Hebel einer vollautomatischen, hochwertigen Kaffeemaschine (Direktimport aus Italien) betätigte, schmeckte das, was herauskam, so dick und zähflüssig wie Maschinenöl. Wohingegen MaC, die Kaffeevieltrinkerin, ihre Koffeinaufnahme nach der Methode der Engländer bevorzugte: dünn wie Plörre. So dünn, dass er wie Wasser schmeckte, das man aus einem nassen Ärmel herausgewrungen hatte. MaC spitzte die Lippen und ließ das Maschinenöl wieder aus dem Mund in die Tasse zurückfließen.
    Irmgard hob eine Augenbraue. Eine Augenbraue, die nichts Gutes verhieß.
    »Auch eine Tasse, Frau Chopra?«, wandte sich Irmgard an den indischen Gast.
    Rani Chopra entstammte einer großen Familie, sie war Grabenkämpfe gewohnt und wusste, dass man als unbeteiligter

Weitere Kostenlose Bücher