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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einem Besitz, und Körper und Geist strotzten nur so vor Energie. Man hätte sein Tun nicht mehr in der Hand – es hätte einen in der Hand.
    Im verzweifelten Versuch, das Gespräch auf ein Thema zu lenken, von dem er zumindest den Hauch einer Ahnung hatte, warf Medina ein, Bat Wilson hätte in Dodge City gerade zwei Männer erschossen, und prompt fragte Halsey, ob Boone sich im Zweifelsfall in der Lage fühlte, gegen Wilson anzutreten.
    Es folgte beklommenes Schweigen, denn immerhin hatte der pummelige Halsey den Mut des Marshals in Zweifel gezogen. Boone, der sich, die Flasche in Griffnähe, leicht angeduselt auf seinen linken Ellenbogen stützte, schien den Hintersinn der Frage nicht mitbekommen zu haben.
    »Mut, meine Herren«, hob er an, »ist eine höchst merkwürdige Angelegenheit.« Er entkorkte die Flasche mit den Zähnen und goss sich bedächtig einen großzügigen Schluck ein. Dann hob er das Glas, musterte es nachdenklich und kippte seinen Inhalt in einem Zug hinunter.
    Er sah sich nach Mulligan dem Barkeeper um, der das Gespräch mit halbem Ohr verfolgt hatte, und bestellte die nächste Flasche.
    »Niemand hat ihn, zumindest nicht immer. Wenn ich an einem schönen Sommertag ordentlich gespachtelt habe und dazu noch ein paar Drinks intus, dann könnte ich’s mit ’nem ganzen Regiment aufnehmen.«
    Mulligan stellte eine neue Flasche neben Boones Ellenbogen ab. Boone füllte das Glas mit einem weiteren großenSchluck und nippte genüsslich daran, um seine Zuhörer ein wenig auf die Folter zu spannen. »Aber vor Tagesanbruch im Regen, frierend und mit leerem Magen, reicht ein lausiger Gaucho, und ich nehme die Beine in die Hand.«
    Es entstand eine Pause. Damit hatte keiner gerechnet.
    »Aber zwischen einem Meisterschützen und einem xbeliebigen Mann von der Straße gibt’s doch gewiss einen Unterschied, Marshal?«, sagte Moriarty.
    »Wille«, entgegnete Boone geheimnisvoll und nippte an seinem Whiskey. »Wille.« Boone schwieg, als wäre das eine Wort Erklärung genug.
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Marshal«, sagte Carl Medina.
    »Ihrem Durchschnittstrottel fehlt der Wille, Medina. Schon möglich, dass er genug Hass im Bauch hat, aber ihm fehlt der Wille, seinem Gegner ein Loch in den Bauch zu schießen. Er zieht, doch dann ist da dieser klitzekleine Bruchteil einer Sekunde, in dem ihm der Wille fehlt.«
    »Der Wille, um die Sache durchzuziehen? Zu töten?«, hakte Medina nach.
    Boone nickte. »Und wenn er einem halbwegs fähigen Kerl gegenübersteht, lässt ihn dieser winzige Sekundenbruchteil den Arsch zukneifen.«
    »Und was ist mit Schnelligkeit?«, fragte Moriarty.
    »Beim Ziehen der Waffe?«
    Moriarty nickte. Boone schüttelte den Kopf und betrachtete sein Glas. »Hilft ihm nur, wenn der Wille da ist.«
    Einen Moment lang sah es so aus, als wäre das Gespräch damit beendet, und nur das Gesurr der Fliegen und das Schnarchen einiger Betrunkener war zu hören, die hinter den vier Männern im dämmrigen Schankraum auf den Tischen hingen.
    »Buck ist schnell, zumindest was das Laufen angeht«, bemerkte Moriarty. »Was meinen Sie, wie der sich mit einem Revolver schlagen würde?«
    Boones Antwort ließ nicht auf sich warten. »Es gibt nureinen Weg, das rauszufinden. Mulligan«, dröhnte er, und der Barmann, der mit talgweißem Gesicht am anderen Ende der halbrunden Bar stand, ließ ein bestätigendes Bellen hören. »Such Bucks Schießeisen raus!«
    Im nächsten Augenblick glitt Bucks sechsschüssiger Revoler über den Tresen. Boone griff danach und musterte ihn.
    »Sieht nicht so aus, als hättest du den oft benutzt, Buck«, sagte er.
    »In meinem Beruf hat man nicht besonders oft Gelegenheit dazu, Marshal. Wenn ich einen Schuss höre, muss ich normalerweise zusehen, dass ich in die Gänge komme.«
    Boone nickte und lächelte mürrisch unter seinem hängenden Walrossschnäuzer. Er öffnete den Colt, nahm die fünf Patronen heraus und legte sie auf den Tisch. Dann schloss er ihn wieder und legte ihn daneben.
    »Zurücktreten, Gentlemen«, sagte er und zog einen Silberdollar aus der Tasche. Er platzierte den Dollar auf seinem linken Handrücken und streckte den Arm aus. Dann schlug er den Rockschoß über seinem rechten Pistolenhalfter zurück.
    »Meine Herren, ich werde den Dollar fallen lassen und ziehen und spannen, ehe er den Boden berührt.«
    »Zehn Dollar, dass er’s nicht schafft«, raunte Medina Halsey zu.
    »Angenommen«, knurrte Halsey.
    Die Männer traten einen Schritt von Boone

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