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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hausierer. Verkauft Lacklederschuhe. Der ist seit zwei Wochen sternhagelvoll.«
    »Ich hab gesehen, wie der sich zum Pinkeln den Hemdkragen aufgeknöpft hat«, sagte Halsey und reichte Medina den Eimer.
    Langsam goss Medina dem jungen Mann das Wasser ins Gesicht. »Sieht ganz so aus, als hätten wir unseren Mann gefunden, Professor«, sagte er. »Ein Gegner für Buck Miller.«
    »Wie heißt du, Bürschchen?«
    Der Junge spuckte das Wasser aus, das ihm in den Mund gelaufen war, rappelte sich mühsam hoch und setzte sich auf den Tisch.
    »Speed, Sir«, sagte er. »Billy Joe Speed.«

3
BUCK GEGEN BILLY JOE
    Es bedurfte einen ganzen Tag zäher Verhandlungen, ehe man sich auf die Bedingungen für den Wettlauf zwischen Billy Joe Speed und Buck Miller einigen konnte, hatte Speed doch keine große Begeisterung gezeigt, sich den Quälereien der Englischen oder sonst irgendeiner Methode auszusetzen. Schließlich hatte das Geld entschieden. Denn der Texaner, zweifelsohne ein erstklassiger Verkäufer von Benjamin’s Lackschuhen, hatte seine Gewinnbeteiligung in den vergangenen vierzehn Tagen bis zum letzten Cent versoffen und verzockt. Bis auf seine zerknitterten Klamotten, die er am Leib trug, und sechs Paar schwarzer Lacklederschuhe in Größe 46 (für die, wie Boone ihm versicherte, bei den Bürgern von Canyon City äußerst geringer Bedarf bestand), war Billy Joe Speed völlig abgebrannt.
    Doch das eigentliche Problem war Moriarty gewesen. Zuerst hatte er eine Zehn-Meter-Vorgabe für Billy Joe gefordert. Schneller machen könnte er Billy Joe schon, keine Frage. Doch ihn auch nur annähernd an Buck Miller heranzubringen, würde selbst Captain Barclay, Gott hab ihn selig, auf eine harte Probe stellen. Wenn Billy Joe also in einem Lauf ohne Vorgabe gegen Buck Miller antreten sollte, dann brauchte es besondere Quoten, plus einen Monat freie Kost und Logis sowie keinerlei Kontrolle oder Einmischung jedweder Betroffenen.
    Er forderte eine Quote von zehn zu eins. Dass Billy Joe eines Abends in volltrunkenem Zustand behauptet hatte, ein ungeschlagener Sprint-Champion zu sein, täte nichts zur Sache, argumentierte Moriarty. Sechzig-Meter-Läufe, Dreibein-Wettkämpfe und Sackhüpfen als Zwölfjähriger inTexas könnte man wohl kaum als nennenswerte Sprint-Rekorde bezeichnen. Außerdem war Buck vermutlich der schnellste Mann von Arizona, vielleicht nur einen Sekundenbruchteil langsamer als der Indianer selbst. Also war eine Quote von zehn zu eins nur gerecht.
    Doch Medina war hart geblieben. Hätte Billy Joe nur ein Bein gehabt, wäre zehn zu eins fair gewesen, doch der kleine Texaner hätte zwei wunderbare Beine und wäre ein kräftiger junger Kerl mit gesundem Gebiss. Fünf zu eins wäre das höchste der Gefühle, und Halsey und Boone pflichteten ihm bei. Als Moriarty nicht lockerließ und es bereits aussah, als sei die Wette schon gelaufen, schlug Medina spaßeshalber eine Zusatzwette von zehn zu eins vor, wenn Billy Joe die Rekordzeit des Straßenlaufs von 13,4 auf 130 Meter unterbieten könnte, egal ob er gewinne oder nicht, und für diese Wette bekam Mayor Halsey von Moriarty 500 Dollar.
    Am Ende wettete Moriarty 1000 Dollar bei fünf zu eins mit Medina und Boone, 500 mit Buck und noch einmal 1000 Dollar mit Halsey auf die Siegeszeit. Das Last Chance stellte für einen Monat ein Zimmer zur Verfügung, Mulligan die Verpflegung, und Macy erlaubte Buck und Billy Joe, seinen Stall nach Bedarf zu versetzten Trainingszeiten zu nutzen.
    Billy Joes Verwandlung begann am 1. Juli 1875 um halb sieben Uhr morgens mit einem Besuch bei Lung Chow. Er wurde gewogen und das Ergebnis in dem kleinen schwarzen Notizbuch festgehalten, das tagsüber in Moriartys Brieftasche und nachts im Safe des Last Chance steckte.
    Tags darauf folgte Billy Joes erste »Schwitzkur«, mit der er den nagelneuen, eine Woche zuvor aus St. Louis eingetroffenen Schwitzkasten einweihte. Nach einer gründlichen Massage von Lung Chow nahm Billy Joe um halb acht nackt auf der hölzernen Bank des Schwitzkastens Platz. Dann wurde der Kasten geschlossen und heißer Dampf eingeleitet. Billys Schreie, als der Dampfstrahl seineSchenkel verbrannte, brachten selbst Moriartys hartes Herz zum Schmelzen. Also wurde der Kasten wieder geöffnet und Billy Joes Beine mit schützenden dicken Handtüchern umwickelt.
    Moriarty befand, dass eine halbe Stunde für die erste Sitzung mehr als genug sei, und schließlich wurde der schweißtriefende Billy Joe aus der Kiste befreit, abgetrocknet,

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