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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erfunden, einem Gentleman namens Captain Barclay Allardice. Als Cribb nach Schottland zu Allardice kam, war er in kläglicher Verfassung. 120 Kilo schierer Speck. Dann wurde er einer achtwöchigen sportlichen und medizinischen Behandlung unterzogen.«
    »Die da wäre?«, fragte Medina.
    Moriarty warf einen Blick in die Runde, griff suchend in die Innentasche seiner Jacke, zog ein dünnes schwarzes Notizbüchlein hervor, holte einen Kneifer aus der Westentasche und klemmte ihn auf die Nase. Dann hielt er sich das Notizbuch dicht vor die Augen und begann langsam daraus vorzulesen: »Ein guter Trainer richtet sein Augenmerk auf den Darm, die Lunge und die Haut und ergreift die geeigneten, der Fettreduzierung und dem Muskelaufbau dienenden Maßnahmen. Der Sportler wird radikal entschlackt und einer Schwitzkur unterzogen, die ihn zum Gehen in schwerer Bekleidung und zum Liegen unter Federbetten zwingt. Seine Gliedmaßen werden kräftig abgerieben. Seine Diät besteht aus Rind oder Hammel. Als Getränk erhält er Starkbier.«
    »Starkbier? Das ist das Beste, was ihr Captain bisher von sich gegeben hat«, sagte Boone und griff abermals nach seiner Flasche.
    »Klingt wie die Hölle auf Erden«, bemerkte Halsey.
    »Ein Mann muss sterben, ehe er leben kann, Mayor«,sagte Moriarty, ließ das Notizbuch sinken und nahm seinen Kneifer ab. »Und dann gibt’s da natürlich noch ›Black Jack‹.«
    »Wer ist das nun wieder?«, fragte Medina.
    Moriarty setzte sich den Kneifer auf und blätterte durch das schwarze Büchlein, bis er den richtigen Absatz gefunden hatte. Er räusperte sich. »Der Läufer beginnt mit einer regelmäßigen Abführbehandlung namens Black Jack. Sie besteht aus 30 Gramm Kümmelsamen, 15 Gramm Koriandersamen, 30 Gramm Lakritzsaft und 15 Gramm Kandis, vermengt mit zwei Flaschen Apfelmost und um die Hälfte eingekocht.«
    »Das geht oben rein und unten wieder raus«, knurrte Boone.
    »Und was ist mit dem Training, den Übungen?«, bohrte Medina.
    Moriarty nahm abermals den Kneifer ab, klappte das Notizbuch zu und ließ beides in seiner Innentasche verschwinden. »Ich fürchte, ich habe sowieso schon mehr als genug verraten, Gentlemen. Läufergeheimnisse.«
    Leise lächelnd meldete sich Buck zu Wort. »Und was ist mit Frauen, Professor?«
    Moriarty schüttelte den Kopf. »Gift für den Sportler, Buck. Das sollten Sie wissen. Wichtige Körpersäfte. Frauen saugen den Mann aus. Ein Mann muss seine wichtigsten Körperflüssigkeiten bei sich behalten.«
    »Und hat dieser Kerl, dieser Boxer …« Medina hielt inne.
    »Cribb?«
    »Genau.«
    »Ob er den Kampf gewonnen hat?«
    Moriarty nickte. »In der 33. Runde haben sie den Neger aus dem Ring getragen. Molyneux hat sich nicht so leicht kleinkriegen lassen. Cribb meinte hinterher, den Kampf würde er noch einmal durchstehen, aber das Training nicht.«
    Boone zeigte auf die Betrunkenen, die schnarchend in der Saloonecke lagen.
    »Sie wollen mir weismachen, Sie können mit Ihrer Englischen Methode aus einem von denen einen Schnellen Mann machen?«
    »Einen schnelleren Mann«, wiegelte Moriarty ab.
    »Na, kommen Sie schon, Moriarty, machen Sie jetzt keinen Rückzieher«, sagte Medina und ging zum ersten Mal während des Gesprächs zur Offensive über. Er machte ein paar Schritte in die hintere Ecke des Saloons und beugte sich über einen grauhaarigen Kerl, der mit dem Gesicht nach unten und sabbertriefenden, aufgesprungenen Lippen auf der Tischplatte lag.
    »Der doch nicht, Medina«, sagte Mayor Halsey. »Das ist Sam Bunce. Dem ist vor zwei Jahren ein Pferd auf den Fuß getreten.«
    Medina ging zum nächsten Tisch, an dem vornübergekippt und mit ausgestreckten Armen ein Mann hockte. Er hob den Kopf des Mannes hoch, damit Moriarty ihn in Augenschein nehmen konnte. Der Säufer war mindestens fünfundvierzig Jahre alt und hatte ein aufgedunsenes, pockennarbiges Gesicht.
    Moriarty hob beschwichtigend die Hand. »Ich hab gesagt, ich könnte Männer trainieren, nicht, Tote auferwecken.«
    Achselzuckend ging Medina einen Tisch weiter. Darunter lag zusammengekauert ein junger Kerl. Medina hockte sich hin und musterte ihn aus nächster Nähe.
    »Der sieht ziemlich jung aus«, sagte er. »Kann mal jemand einen Eimer Wasser bringen?«
    Boone trat ebenfalls an den Tisch und betrachtete den Jungen, während Buck Wasser holen ging. Der Marshal hob den Kopf des Mannes an. Er war blond und milchgesichtig und trug braune Buckskins.
    »Den kenn ich«, sagte Boone. »Ist aus Texas. Ein

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