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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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als Kämpfer. Später stieg er auf zum Torpedo , zum Profikiller, danach zum Byk , zum Leibwächter, und schließlich zum geachteten Brodyag , also zum Meisterschüler. Nach dem Zerfall der Organisation im Jahre 1997 verschwand Kirilow für ein Jahr aus den Unterlagen der Behörden, bis er sich vom Petersburger Geschäftsmann Wassili Arbamow anwerben ließ und auf dessen Gehaltsliste auftauchte.«
    Ratamo hatte das Gefühl, dass Eeva seine Hilfe brauchen würde.
3
    »Bald darf Kirilow getötet werden«, murmelte Turan Zana in Kurmandschi, während der Fiat Ducato, in dem er saß, am Kaivopuistonranta entlangfuhr.
    »So ist es, mein Bruder. Denke aber daran, wie er sterben muss«, antwortete er sich selbst und warf einen Blick zu seinen kurdischen Kameraden, die sich anscheinend schon an seine Ein-Mann-Dialoge gewöhnt hatten. Mit Absicht hielt er eine gewisse Distanz zu seinen Helfern, sie redeten nur über Dinge, die mit ihrem Auftrag zusammenhingen. Zana schaute kurz auf seine Armbanduhr. Je länger sie Geduld hatten und warteten, mit umso größerer Sicherheit würde der Pathologe feststellen, dass der Zeitpunkt von Kirilows Tod nicht mit der Aussage Eeva Hallamaas übereinstimmte.
    »Fahr noch einmal um den Park herum«, befahl er dem Mann am Steuer und bemerkte amüsiert, dass er sich um ein Haar selbst geantwortet hätte. Heutzutage halfen ihm diese Selbstgespräche, sich zu konzentrieren, aber vor Jahrenhatte ihn diese Angewohnheit davor bewahrt, den Verstand zu verlieren. Damals hatte er sich ein halbes Jahr lang in der Nähe der Stadt Hasankeyf im Herzen Kurdistans in einer fensterlosen Gebirgshöhle verborgen gehalten, in der es nur eine Matratze und eine Decke gab. Aber immerhin leisteten ihm ja Schafe Gesellschaft, und dann war da die Aussicht auf die imposante Landschaft im Tal des Tigris. Das halbe Jahr in diesem Versteck war der Preis, den er für seinen ersten Schlag gegen die Türken als Peschmerga -Kämpfer zahlen musste. Pesch merga, Zana ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen: Wider den Tod.
    Die drei Kurden in der Fahrerkabine ruckten nach vorn, als der Chauffeur die Geschwindigkeit abrupt verringerte. Sie sahen, wie die Polizistin am Lenkrad eines Ford Mondeo, der am Straßenrand stand, zu ihnen herüberschaute. Der Transporter rollte im Schneckentempo die Merisatamanranta entlang, bis der Fahrer überzeugt war, dass ihnen das Polizeiauto nicht folgen würde, dann beschleunigte er wieder.
    Erleichtert freute sich Zana, dass er endlich einmal brauchbare Helfer bekommen hatte. Es hing immer vom Zufall ab, ob man Männer fand, die sich auf ihr Handwerk verstanden. Diesmal hatte er Glück gehabt. Die hiesigen Kameraden traten mit überraschend großem Eifer für die Ziele der PKK, der Arbeiterpartei Kurdistans, ein. Mit der größten Hingabe wurden die jedoch von Kämpfern wie ihm verfochten, von den Guerillas der PKK, den Soldaten der Befreiungsarmee des Volkes von Kurdistan. Sie hatten in Nordostkurdistan seit 1984 einen Guerillakrieg gegen die türkische Armee geführt. Schwankend bog der Transporter von der Hernematalankatu nach rechts ab und hielt vor dem Tor des Industriegeländes von Hernesaari an. Einer der Helfer Zanas zerschnitt das Kettenschloss des eisernen Tores mit einer robusten Zange, dann fuhr das Auto langsamhinter die Halle für die technische Überprüfung, rutschte noch ein Stück auf dem schneebedeckten Asphalt und blieb schließlich stehen. Turan Zana sprang mit einem Satz aus. Die frische frostige Luft spürte man in den Lungen, die Kälte war das, was Kurdistan und Finnland miteinander verband.
    Er ging mit großen Schritten nach hinten, öffnete die Doppeltür des Laderaums, stieg hinein und riss den schwarzen Müllsack auf, in dem Arkadi Kirilow lag. Es war kurz vor drei, in sieben Minuten würde er anfangen. Zana setzte sich hin, und sein Blick fiel auf eine Parkgebührenquittung auf dem Fußboden. Vor fünf Jahren hatte sein Bruder Jalal einen mit Sprengstoff beladenen PKW in Harbiye vor dem Gebäude der türkischen Rundfunk- und Fernsehanstalt TRT geparkt. Aus irgendeinem Grund war die Bombe ein Blindgänger gewesen, und auf dem Parkgebührenschein, der auf dem Armaturenbrett des Autos lag, fand man bei den kriminaltechnischen Untersuchungen Jalals Fingerabdrücke. Der türkische Nachrichtendienst hatte dem Gericht Beweise dafür vorgelegt, dass Jalal ein aktives Mitglied der PKK und ein Terrorist der Befreiungsarmee des Volkes von Kurdistan war, und das Gericht in

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