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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Geld auf das Konto, ohne dabei etwas zu empfinden. Es war schwer gewesen, eine Entscheidung zu treffen, nicht, sie auszuführen.
    Zana schaute dem Russen über die Schulter, beobachtete den Überweisungsvorgang und vergewisserte sich dann mit einem Anruf, dass die Summe tatsächlich eingetroffen war. »Die Zeichnungen von Militech Russia«, sagte Zana und erhielt von Renata eine Pappröhre, er überprüfte den Inhalt und reichte Arbamow eine schwarze Tasche.
    Der Russe lachte und schaute Zana das erste Mal in die Augen. »Ich weiß nicht, was es für einen Sinn haben soll, die überhaupt zu öffnen. Auch wenn Sie versuchen sollten, mich hinters Licht zu führen, kann ich jetzt nichts machen.«
    Zanas Lockerheit verschwand auf einen Schlag. »Seien Sie vorsichtig. In unserer Kultur ist die Ehre wichtiger als das Leben. Wir töten um der Ehre willen.«
    Als Arbamow den Kurden mit dem fleckigen Gesicht anschaute, wurde sein Zorn noch größer, das lag aber nicht am Aussehen oder Wesen Zanas, vielmehr erkannte Arbamowdie unausweichliche Tatsache, dass es nicht dieser Mann gewesen sein konnte, der den Erpressungsplan ausgearbeitet hatte. Zana war kein Führer und kein Planer, sondern ein Soldat. Der Kurde strotzte vor Testosteron. Wer steckte dahinter? Er würde es herausfinden, eines Tages.
    Arbamow öffnete die Tasche und kramte fieberhaft in den Unterlagen: Fotos, eine Liste seiner Männer, Speicherkarten einer Kamera, DVDs … Für einen Augenblick wagte er zu hoffen, dass Zana die Wahrheit gesagt hatte. Er schloss die Tasche und schüttelte sich den Schnee von den Schultern. »Ich hoffe wirklich, dass wir uns nie wieder begegnen. Obwohl man in Russland sagt, dass auch der ewige Frieden nur bis zum nächsten Jahr hält.«
44
    Unterhalb der Betonhäuser von Merihaka heulte ein eisiger Wind, aber Adil kümmerte sich nicht darum. Er wartete an der Bushaltestelle in der Haapaniemenkatu, die durch das riesige Parkhaus verlief, auf Turan Zana und spürte den Sturm der Gefühle und Gedanken, der in ihm tobte. Schopenhauer hatte recht gehabt, als er behauptete, das Genie wohne nur eine Etage höher als der Wahnsinn.
    Die Vorbereitungen würden bald abgeschlossen sein, Turan Zana und Wassili Arbamow hatten ihre Aufgaben erfüllt, gleich durfte er Eeva treffen und dafür sorgen, dass sich das Recht durchsetzte. Danach war die Zeit für das Finale gekommen, der morgige Tag würde die Welt verändern.
    Turan Zana kam mit seinem Transporter aus Richtung Zentrum und bemerkte Adil an der Bushaltestelle. Er bremste, bog nach links ein und stellte den Wagen auf einem Platz für Besucher des Finanzamtes ab.
    »Adil ist sicher zufrieden, in Finnland ist alles perfekt gelaufen.«
    »So ist es, mein Bruder, bald können wir nach Hause fahren.«
    Adil hörte von Zanas Dialog nur ein Murmeln, als der Kurde auf ihn zukam. Die Anspannung beschleunigte den Stoffwechsel in den Zellen und Geweben, dachte Adil, der Ausstoß von Adrenalin und Non-Adrenalin nahm zu, das Nervensystem wurde empfindlicher, das Herz schlug heftiger, die Muskeln wurden angespannt und die Reflexe beschleunigt, die Pupillen erweiterten sich, die Blutgefäße der Haut verengten sich, und die Leber setzte zusätzliche Glukose frei. Er war bereit.
    »Hast du Erfolg gehabt?«, fragte Adil, nahm Zana am Mantelärmel und führte ihn weiter in das Parkhaus hinein.
    »Ohne die geringsten Probleme. Wassili Arbamow hat seine Niederlage eingesehen und brav gezahlt. Nach ein paar Minuten war das ganze Treffen vorbei.« Zana versuchte gar nicht, seinen Stolz zu verbergen. Von dem Handgemenge im Badezimmer der Wohnung in der Helsinginkatu wollte er Adil natürlich nichts erzählen.
    »Wunderbar, ich gratuliere. Und was ist mit deinen Leuten?«
    »Die sind schon bald auf der Fähre nach Schweden. Und die Männer, die geholfen haben, den Kommandotrupp von Renata Gergijewa auszuschalten, sind schon auf dem Rückweg nach Norwegen.«
    »Wackerer Othello, in den Kampf gegen den Türken, den gemeinsamen Feind, müssen wir nun sogleich ziehen«, sagte Adil fröhlich und erreichte, dass sein Helfer lächelte. »Du erlaubst ja wohl, dass ich Shakespeares Worte ein wenig variiere?«
    Ihre Schritte hallten in dem öden und kalten Parkhaus wider, als Adil und Zana immer tiefer in das Reich der Neonröhren, Autos und summenden Klimaanlagen eindrangen.
    »Dort kann uns niemand sehen.« Adil führte Zana zwischen den Betontreppen hindurch in eine dunkle Ecke hinter einen LKW der Brauerei Koff. »Und

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