Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
die Behörden nichts zu wissen.
    Er eilte im Laufschritt zu seinem Auto. Zum Glück waren keine Fußgänger zu sehen, eine Rolle spielte das aber auch nicht, er würde Finnland noch heute verlassen. Rasch fuhr er mit dem Renault aus dem Parkhaus hinaus auf die Sörnäisten rantatie, bog an einer Tankstelle ab und hielt auf deren Hof.
    Mit einem Laptop überwies er das von Arbamow eingezahlte Geld zunächst vom Konto der PKK auf sein eigenes und verteilte es dann auf fünfundzwanzig verschiedene Konten, auf jedes sandte er eine Million Dollar. Das dauerte unangenehm lange. Er war ganz gerührt, als er daran dachte, dass schon bald auch Zanas Traum Wirklichkeit werden würde: In wenigen Stunden würde eine umwälzende Veränderung die ganze Welt erfassen, in deren Verlauf würden auch die Kurden ihren eigenen Staat erhalten. Schade, dass Zana es nicht erleben konnte.
    Adil schaltete den Computer aus, seufzte schwer und ließ seine Augen eine Weile auf dem Verkehr ruhen, der die Uferstraße entlangfloss. Das Geld war überwiesen, er hatte eine Kettenreaktion aktiviert, die morgen starten würde. Die Absicht, Gutes zu tun, und das Gemeinwohl verlangten manchmal extreme Taten. Adil war nicht überrascht, dass auch in ihm ein Killer steckte: Zusätzlich zur Begabung musste ein Genie Besessenheit besitzen, und gerade in dieser Besessenheit, die in Form einer scheinbar unerklärlichen, eigenartigen geistigen Aktivität, in Form von ungewöhnlichen Ideen und merkwürdigen Leidenschaften auftrat, dürfte das tiefste Wesen der Genialität verborgen sein.
    Zum Glück hatte er wenigstens keinen Hang zur eiskalten, blutigen Grausamkeit wie viele große Männer der Geschichte. Alexander der Große, Stalin, Mao, Calvin … In Adils Gedächtnis tauchte eine Seite aus den Protokollen der Genfer Hexenprozesse im Jahre 1545 auf, in denen Calvin die bis dahin vorgenommenen Hinrichtungen pries und noch mehr Opfer, ja, sogar die Hinrichtung aller Zauberer, forderte. Und Calvin war immerhin ein Mann der Kirche gewesen.
45
    Der hämmernde Rhythmus am Anfang von Irwin Goodmans Titel »Die Rose des Säufers« dröhnte schon zum dritten Mal durch die Gaststätte. Eeva wartete voller Spannung an einem Fenstertisch im »Siilinpesä«. Es stank nach Zigarettenqualm, und ständig kam irgendein betrunkener Penner an ihren Tisch und machte ihr alle möglichen Vorschläge. In dieser Gesellschaft wurde sie bei dem Gedanken an Kirsi und Mikko noch betrübter. Mikko hatte eben angerufen,aber nur, um ihr zu sagen, dass er mit Kirsi zusammen auf dem Weg zum Präsidentenschloss war, sie wollten sich die Gäste ansehen, die zur großen Feier am Unabhängigkeitstag eintrafen. Der Mann kümmerte sich um sie beide, war aber dennoch ausgezogen. Das Leben kam ihr vor wie ein grausamer Scherz. War sie tatsächlich wegen ihres Gedächtnisses in diese Hölle geraten? Und was befand sich auf den Internetseiten, versteckt hinter dem Codewort, das sie knacken sollte, wenn man deswegen schon zwei Menschen getötet hatte? Auch das machte ihr Angst.
    Jemand klopfte draußen an die Fensterscheibe. Eeva schaute hinaus und hätte vor Erstaunen fast aufgeschrien, als sie Adil im Schneegestöber erblickte. Wieso wusste er, dass sie hier war? Ihr Verstand griff aber nur kurz ins Leere, dann wurde ihr klar, dass Adil also doch an den Ereignissen der letzten Tage beteiligt war. Er gab ihr durch eine Handbewegung zu verstehen, sie solle herauskommen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Eeva ihn auf Englisch und wunderte sich, warum Adil so aussah, als hätte er eine Umarmung erwartet.
    »Ich habe das alles organisiert. Dein Alptraum ist gleich zu Ende.« Adil hätte Eeva am liebsten einfach in die Arme genommen, die Ärmste sah so verängstigt und verletzlich aus. Er fasste sie leicht an der Schulter und zog sie weg von der Gaststätte und von der Siilitie, bis zu seinem Büro war es nur etwa ein halber Kilometer. »Ich werde dir gleich alles erklären. Ich …«
    Eeva riss sich so heftig los, dass sie beinahe in den Schnee gefallen wäre. »Wo ist der Türke? Bist du etwa beteiligt an diesem … diesem …«
    »Der Türke heißt Turan Zana, und ich bin dem Mann noch nie begegnet. Doch wie du sehr wohl weißt, habe ich gute Beziehungen. Als ich von deiner Situation erfuhr, habe ich die Dinge mit den Chefs von Zanas … Organisationgeregelt. Wenn du dieses Codewort knackst, brauchst du nie wieder auch nur ein Wort von dem Türken zu hören. Ich helfe dir.«
    Eeva verstand

Weitere Kostenlose Bücher