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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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die Aufzeichnung, ist das gelungen?«
    Zana öffnete seine Tasche, nahm einen Stapel Unterlagen heraus und zeigte Adil die wenige Zentimeter großen Kameras, die auf dem Taschenboden lagen. »Vier davon haben wir am Denkmal auf dem Senatsplatz vor dem Treffen befestigt, und meine Männer hatten in ihrem ganz in der Nähe geparkten Auto den Sender, den Empfänger und einen DVD-Recorder.« Zana kramte in seiner Tasche, hantierte eine Weile mit den Geräten herum und hielt dann Adil einen etwa handtellergroßen Flüssigkristalldisplay vor die Augen.
    »Möchten Sie die Einzahlung auf das Konto, das Ihr finnischer …« Wassili Arbamows Stimme war aus dem Lautsprecher zu hören und sein Gesicht auf dem Display zu sehen.
    »Wunderbar, du hast dich selbst übertroffen. Und das sind sicherlich unsere Exemplare der Beweise und die Zeichnungen der E-Rakete«. Adil zeigte auf den Stoß Papier, den Zana hielt, und bekam ein Nicken als Antwort.
    Mit einer raschen flüssigen Bewegung schob Adil seine rechte Hand in die Brusttasche seines Kaschmirmantels, zog eine Pistole vom Typ PSS Vul heraus, hielt den Lauf ganz dicht an Zanas Kopf und schoss zweimal.
    Einen Augenblick starrte Zana seinen Wohltäter verdutzt an, er hatte zwei schwarze Löcher in der Stirn, dann fiel er zusammen wie ein geplatzter Reifen. Hinter seinem Ohr schlängelte sich ein Blutrinnsal über den Beton.
    Adil betrachtete Zanas Leiche und wunderte sich, dass er nichts anderes empfand als Sorge um das, was kommen würde. Er hatte das erste Mal in seinem Leben einen Menschen getötet. Dankbarkeit empfand er aber doch: Zana hatte mit den ihm erwiesenen Diensten und mit seinemTod bei der Umsetzung des Plans geholfen. So viel dazu, jetzt war alles in Ordnung. Niemand hatte die Schüsse gehört, weil die Waffe fast lautlos war. Etwas Gutes hatten auch die Russen der Welt gegeben, dachte Adil: Eine fast geräuschlose Pistole, mit der man mühelos sogar durch kugelsichere Westen schießen konnte. Die üblichen Schalldämpfer verringerten die Durchschlagskraft der Waffen, also hatten die Russen stattdessen eine lautlose Munition erfunden. Geniale Ideen waren einfach, das wusste Adil besser als jeder andere.
    »Jeder Kommunist muss die Wahrheit begreifen: ›Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen‹«, zitierte Adil aus Maos Kleinem Rotem Buch. Als Rache. Er hatte Zanas Angewohnheit, seinen Opfern stets Gedanken Mao Tsetungs, des ideologischen Lehrvaters der PKK, als vermeintliche Weisheiten mitzugeben, verabscheut; wer richtig auswählte, konnte aus jedem beliebigen Werk sprichwörtliche Wendungen herauspicken, die sich intelligent anhörten. Mao hatte schließlich mehr Menschen umbringen lassen als Stalin und Hitler zusammen.
    Die Waffe legte er Zana auf den Bauch, das bot den Behörden noch mehr Stoff zum Grübeln, denn auch die Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU verwendeten die lautlose Pistole PSS Vul. Er betrachtete den toten Kurden, der Arme hatte nichts geahnt. Zana war wie eine Mücke gestorben, die auf dem Arm eines Menschen landet und erschlagen wird. Auch eine Mücke würde sich nicht hinsetzen, um zu sterben, wenn sie fähig wäre, das Wesen des Menschen zu begreifen, eine Entität, die auf so überwältigende Weise mächtiger als sie selbst ist. Adil versuchte Mitleid für seinen Helfer zu empfinden, aber es gelang ihm nicht. Vielleicht verstand er, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie unbedeutend Zanas Leben verglichen mit seinem Plan war – so musste es sein.
    Adil schrak aus seinen Gedanken auf, er musste den Ort, an dem die Leiche lag, verlassen. Er überprüfte, ob sich alle Beweise in Zanas Tasche befanden, sie würden den Behörden ein vollständiges Bild geben, wer für die Herstellung des Heroins, für dessen Schmuggel und Verteilung, für den Mord an Kirilow, Dworkin und Veikko Saari sowie für die Todesfälle durch eine Überdosis überall in Europa verantwortlich war – Arbamow, Umar und Zana. Von ihm selbst wusste niemand etwas. Das heißt, Umar wusste es, aber er würde nie Gelegenheit erhalten, es irgendjemandem zu sagen. Zum Schluss speicherte er auf einer DVD die Daten des Kontos, auf das Arbamow das Erpressungsgeld eingezahlt hatte, steckte sie ebenso in Zanas Tasche wie einige selbst angefertigte Dokumente, in denen Umar Hussain und die Stadt Nadschaf erwähnt wurden, und noch Aufzeichnungen, die sichern würden, dass Eeva ihr Recht zuteil wurde. Die Zeichnungen der E-Rakete nahm er mit, von ihnen brauchten

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