Finnischer Tango - Roman
Messezentrum gefahren?«, erkundigte sich Ratamo bei Ville Kivelä, dem Leiter des Karhu-Kommandos, und erhielt als Antwort ein Nicken. Er überlegte, ob er mitfahren müsste, um Passagiere zu verhören, oder sollte er im Fahrwasser des Karhu-Kommandos an Bord gehen? Was hatten die Terroristen vor? Würden sie sich auf dem Schiff verstecken, mit den anderen Passagieren ins Messezentrum fahren oder sich in die Luft sprengen? Vielleicht waren die Männer von Takfir gar nicht mehr an Bord. Das Wichtigste war, die Sprengladungen zu finden, dachte Ratamo und beschloss,beim Karhu-Kommando zu bleiben. Er spürte die Spannung im Magen.
Die dicke Stahltür öffnete sich quietschend, und die Gruppen des Karhu-Kommandos warteten schweigend auf Befehle. Jede Gruppe hatte einen Bombenspürhund dabei, und das Te-Bo-Kommando würde sofort zur Hilfe gerufen, wenn sich Sprengladungen fanden.
Kivelä und Ratamo betraten das Schiff und blieben stehen, als ein Mann schnaufend vor ihnen auftauchte. Nach der prächtigen Schirmmütze und den goldenen Zeichen am Ärmel zu urteilen, gehörte er zu den Schiffsoffizieren. »Wer ist hier der Leiter? Ich bin der Erste Steuermann des Schiffes und stehe Ihnen zur Verfügung.«
Kivelä verlor keine Zeit. »Diese Männer beobachten die Überwachungskameras des Schiffes.« Er zeigte auf zwei Mitglieder des Kommandos. »Geben Sie jemandem den Befehl, sie hinzubringen. Und unsere drei Einsatzgruppen brauchen Führer, die das Schiff wie ihre Westentasche kennen. Es bleibt jetzt keine Zeit, einen Blick auf die Grundrisse zu werfen.«
Der Steuermann verteilte die Aufgaben mit ein paar energischen Befehlen an fünf Mitglieder der Mannschaft. »Die Sprengladungen müssen an der Ladewasserlinie des Schiffes oder darunter angebracht werden, das heißt, wir gehen das Schiff Meter für Meter von unten nach oben durch. Eine Gruppe beginnt am Bug, die andere am Heck und die dritte in der Mitte.« Damit hatte Kivelä die ihnen zugeteilten Führer eingewiesen, und alle drei Gruppen stürmten in den Fluren des riesigen Schiffes davon.
Ratamo schloss sich Kiveläs Gruppe an, sie liefen ein paar Minuten durch die verwinkelten Gänge, dann wurde der Befehl »Halt!« gerufen, und die Gruppe blieb auf dem Hauptflur des L-Decks stehen. »Du kannst hier irgendwo warten, laß das Sprechfunkgerät an«, befahl Kivelä Ratamo,dann gab er ein Kommando, seine Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und ließ den Mann von der SUPO allein auf dem leeren Flur zurück.
Kiveläs Gruppe stieg hinunter auf das M-Deck und rannte in Richtung Heck, als der Bombenspürhund Witterung aufnahm. Er zog seinen Hundeführer vor eine Brandschutztür, und Kivelä drückte sein Ohr an den Stahl. Er hörte jemanden sprechen, es klang arabisch, aber sicher war er nicht.
»Wir sind am Heckende des M-Decks, seht ihr über die Kameras in diesen Frachtraum hinein?«, flüsterte Kivelä in sein Mikrofon am Helm.
Es dauerte einen Augenblick, bis einer der beiden Karhu-Männer an den Überwachungskameras antwortete. »In dem Frachtraum befinden sich zwei Männer und Sprengstoff, Waffen sind nicht zu sehen, und der Raum ist fast leer.«
Kiveläs Arme zuckten durch die Luft, als er seine Leute mit Handzeichen auf ihre Positionen beorderte. Solche Situationen hatten sie Hunderte Male trainiert, aber nun wurde es ernst, und ihren Gesichtern sah man die Anspannung an.
Einer der Polizisten riß die Stahltür auf, und die Mitglieder des Kommandos sahen etwa zwanzig Meter entfernt zwei dunkelhaarige junge Männer, der eine lag auf dem Fußboden, und der andere hielt Sprengstoffstangen in den Händen.
Die Terroristen riefen sich etwas zu, der eine zog eine Waffe aus dem Gürtel und der andere hantierte mit der Sprengladung.
Der Bombenspürhund schnellte in den Raum, war mit ein paar Sätzen in der Mitte und schlug die Zähne in den Ellenbogen des Terroristen, der an der Sprengladung herumfingerte. Der andere Terrorist schoss, kurz bevor zwei Mitglieder des Kommandos ihn mit einer Maschinenpistolensalve in die Brust trafen.Sliman Mouni löste den Plastiksprengstoff vorsichtig von dem Stahlträger im mittleren Frachtraum des L-Decks und schaute auf die roten Ziffern der Zeitschaltuhr: Nur ein paar Stunden, und alles wäre gelungen. Als er begriffen hatte, was im Gange war, hatte er sofort seine beiden Gefährten angerufen, und sie wussten nun alle drei, dass in dieser Situation das äußerste Opfer erforderlich war. Wenn einer von ihnen dazu käme, genug
Weitere Kostenlose Bücher