Finnischer Tango - Roman
Sprengladungen zu zünden …
Mouni rannte an das andere Ende des Dutzende Meter langen Raumes, legte sich auf den Bauch, ruckte an dem Metallrost, hob ihn hoch, tastete nach der Sprengstoffladung, packte sie entschlossen und holte sie heraus. Für Angst blieb keine Zeit mehr. Wie viele Sprengstoffladungen würde er einsammeln können, bevor die Polizei ihn fand? Diese beiden genügten nicht, das war sicher, er musste aus dem Frachtraum nebenan noch mindestens zwei holen. Das würde vielleicht reichen, das Schiff zu versenken.
Mit dem Plastiksprengstoff unterm Arm stürzte er zur Brandschutztür, trat hinaus auf den Hauptgang des L-Decks und erstarrte, als er einen Mann in Zivil weit entfernt am Ende des Ganges stehen sah. Doch der schaute in die andere Richtung. Mouni blieb keine Zeit zu warten, er lief mit großen Schritten so leise wie möglich über den Flur. Metall knirschte, als er die Klinke nach unten drückte. Er wandte den Kopf zur Seite, und um ein Haar wäre ihm ein Seufzer der Erleichterung entfahren: Der Mann schaute immer noch in die andere Richtung. Mouni betrat den Frachtraum, und die Tür fiel hinter ihm dumpf ins Schloss.
Vielleicht hätte er doch in der Ratakatu bleiben und Eeva zusammen mit Wrede und Kuurma verhören sollen, überlegte Ratamo frustriert auf dem leeren Flur und stopfte sich noch einen Priem unter die Lippe. Plötzlich hörte er hinter sich ein dumpfes Knallen und drehte sich um, sah aber niemanden.Hatte nicht eben auch etwas gequietscht, oder war es das Eis, das an den Flanken des Schiffes schabte? Er hatte es satt, hier zu warten, nach den Meldungen im Sprechfunkgerät schien alles Wichtige ein Stockwerk tiefer zu passieren; zumindest zwei Terroristen hatte man schon gefunden. Er zog seine Glock-Pistole aus dem Halfter.
Dumpf knallen konnte auf diesem Gang nur eine Stahltür, dachte Ratamo und ging in die Richtung, aus der er das Geräusch gehört zu haben glaubte. Er wollte lieber etwas tun, als hier unnütz herumzustehen. Mit jedem Schritt beschleunigte sich sein Puls.
Türen befanden sich auf beiden Seiten des Ganges. Er blieb vor der ersten stehen, bemerkte, dass seine Handflächen feucht wurden, und überlegte, wie er die schwere Tür mit der Waffe in der Hand öffnen könnte. Er versuchte es, aber daraus wurde nichts.
Also die Waffe ins Halfter, ein Ruck an der Klinke, mit aller Kraft daran ziehen – und er starrte in den dunklen Frachtraum und hörte nichts außer seinem dröhnenden Herzschlag. Er tastete nach dem Lichtschalter, erst auf der einen Seite der Tür, dann auf der anderen, und endlich flackerten die Leuchtstoffröhren. In dem riesigen halbleeren Frachtraum roch es nach Fisch und Salz. Er atmete tief durch, löschte das Licht und kehrte auf den Gang zurück.
Die Überprüfung des nächsten Raumes wäre einfacher, jetzt wusste er, wo sich der Lichtschalter befand. Ratamo ging quer über den Hauptflur und versuchte sich zu beruhigen. Er zog an der Metallklinke, riss die Tür auf, trat in den Frachtraum hinein, schaltete das Licht an und schaute in die Augen eines Mannes, der in einer Entfernung von etwa zehn Metern vor ihm stand – das war Sliman Mouni! Ratamos Augen registrierten drei Plastiksprengstoffstangen zu Füßen des Mannes und in Mounis Händen einen Gegenstand, vielleicht den Zünder.
Was sollte er tun, es blieb keine Zeit, lange zu überlegen und zu warten … Mouni würde das Schiff sprengen … die Angst lähmte ihn … würde er so sterben … Ratamo stürmte los, auf den Terroristen zu, und zog die Waffe aus dem Halfter, ein Schuss knallte; die Kugel prallte auf den Stahl hinter ihm, das schrille Geräusch des Querschlägers betäubte seine Ohren. Er warf sich auf Mouni, beide stürzten zu Boden, und Ratamos Waffe rutschte unter einen Stapel von Metallkisten.
Eine Faust traf Ratamo am Hals. Er schluckte, um die Kehle frei zu bekommen, sah Mounis Beretta einen Meter entfernt liegen und rollte sich zu ihr hin.
Seine Finger waren nur noch ein paar Zentimeter vom Griff der Waffe entfernt, da kam Mounis Fuß geflogen, und die Pistole rutschte bis ans Ende des Frachtraumes. Mouni sprang hoch und stürmte seiner Beretta hinterher.
Er würde sterben, wenn er hier nicht wegkam … Allzu viel bliebe ungetan … vor Angst stockte ihm der Atem. Ratamo griff nach dem Zünder, riss sich hoch und rannte zur Tür. Er musste es schaffen … noch zehn Meter … er hörte keine Schritte mehr … hatte Mouni seine Waffe erreicht … Metall klirrte
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