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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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hinunter, das Treppenhaus war leer. Zum Glück hatte er eine fast geräuschlose Pistole P16 verwendet. Er war gezwungen gewesen, öfter zu schießen als geplant. Schüsse aus einer gewöhnlichen Waffe hätten die Nachbarn alarmieren können. Wenn ihn jemand beim Verlassen der Wohnung gesehen hätte, wäre möglicherweise der ganze schöne Plan im Eimer gewesen.
    Im Laufschritt eilte er zum Renault Clio seiner Frau. Ihm fiel ein dunkel gekleideter Mann mittleren Alters auf, der neben dem Clio auf irgend etwas zu warten schien. Doch dann ging er weiter in Richtung Merisatamanranta.
    |83| Die kurze Fahrt bis zum Generalstab war für den Kleinwagen eine Tortur. Siren ärgerte sich schwarz. Wie konnte es ihm, einem Mann mit fünfzehnjähriger Erfahrung in der praktischen Arbeit eines Nachrichtendienstes, passieren, daß er an der Aufgabe scheiterte, zwei Zivilisten beim Frühstück zu töten? Warum hatte er nicht erst den Mann erschossen? Nun war die Liquidierung der wichtigsten Zielperson fehlgeschlagen, trotz des guten Planes. Eigentlich hatte er die Absicht gehabt, Arto Ratamo allein in seiner Wohnung zu überrumpeln, er wollte als Polizist auftreten und sagen, die Familie sei in unmittelbarer Lebensgefahr. Er hätte verlangt, daß Ratamo seine Frau anrief und aufforderte, nach Hause zu kommen, und ihn dann sofort nach dem Anruf erschossen. Seine Frau wäre an der Reihe gewesen, sobald sie nach Hause kam. Er wollte das Ganze so inszenieren, daß es aussah, als hätte Ratamo zuerst Manneraho, dann seine Frau und zum Schluß sich selbst umgebracht. Es wäre natürlich leichter gewesen, einfach nur in die Wohnung einzudringen und die ganze Familie hinzurichten, aber den Mord an einem unschuldigen sechsjährigen Kind wollte Siren denn doch nicht auf dem Gewissen haben.
    Er war zu sentimental gewesen. Jetzt mußte er den Plan ändern.

|84| 15
    Die Flucht der Zielperson hatte Siren nur kurz aus dem Konzept gebracht. Klar war, daß Ratamo so schnell wie möglich umgebracht werden mußte. Nach dem Tod von Eero Manneraho und Kaisa Ratamo war er der einzige, der die Formel für das Gegenmittel kannte. Und er könnte auch das Geschehen am Morgen in der Kapteeninkatu bezeugen. Beides würde Sirens Plan zumindest teilweise untergraben. Und wer weiß, womöglich hatte Ratamo ein Alibi für den Zeitpunkt des Mordes an Manneraho.
    Siren hatte seinen Plan schon der neuen Lage angepaßt. Nun waren erneut überzeugende schauspielerische Leistungen gefragt. Und jetzt war er mehr von der Hilfe anderer abhängig, als ursprünglich gewollt. Er verfluchte sein Pech und Arto Ratamo.
    Das Verlangen nach Alkohol wurde immer stärker. Seine Gedanken kehrten zu den Morden zurück, aber Siren verbannte diese Überlegungen aus seinem Bewußtsein und konzentrierte sich nur auf die anstehende Aufgabe. Er wählte die Handynummer des Leiters der Abteilung Polizei im Innenministerium.
    Der Mann wirkte verlegen, als sich Siren erkundigte, wie es ihm gehe.
    »Du, ich habe ein Problem«, sagte Siren, er kam sofort zur Sache.
    |85| »Du hast nicht nur ein Problem.«
    »Das hängt mit dem Fall zusammen, wegen dem ich mein Verhör auf Montag verschieben wollte. Ich habe gerade erfahren, daß zwei von uns observierten Personen etwas passiert ist.«
    »Um wen geht es?«
    »Der eine ist Professor Eero Manneraho und der andere ein junger Wissenschaftler der EELA. Er heißt Arto Ratamo.«
    »Das ist ja schnell bei euch angekommen.«
    »Na ja, unsere Jungs, die beide Wohnungen überwachen, haben gesehen, wie die Streifenwagen vorgefahren sind, und daraus haben sie ihre Schlußfolgerungen gezogen«, sagte Siren.
    »Ich habe selbst gerade erst erfahren, daß dieser Manneraho in seiner Badewanne gestorben ist. Jetzt kann ich noch nicht sagen, ob es sich um einen Unfall, um Selbstmord oder Mord handelt. Ratamos Frau wurde erschossen, und er ist verschwunden. Die Männer von der Kriminaltechnik sind derzeit in beiden Wohnungen am Werk. Weißt du denn etwas über diese Fälle?«
    »Ja. Es geht, offen gesagt, um eine verdammt große Sache. Arto Ratamo hatte ein glänzendes Motiv, Manneraho zu ermorden. Warum er seine Frau umbringen sollte, weiß ich nicht, möglicherweise, um sie zum Schweigen zu bringen. Jedenfalls würde ich großen Wert darauf legen, daß wir die Hauptverantwortung für die Fahndung nach Ratamo übernehmen können. Es tut mir leid, daß ich nicht über Einzelheiten reden kann. Aber das wirst du ja verstehen.«
    »Natürlich geht das aus unserer Sicht

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