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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Gleichzeitig hörte er einen Schrei. Er machte einen Schritt in Richtung Küche und begriff, daß er Kaisa Ratamo direkt in die Augen schaute. Die Frau mußte ihn im Flurspiegel gesehen haben.
    Ratamos Herz ließ zwei Schläge aus. Der Einbrecher hatte eine Waffe. Würde der Mann sie erschießen? Mußte er sich auf den Kerl stürzen? Was zum Teufel sollte das?
    Noch bevor er oder Kaisa eine Bewegung machen konnte, hob Siren seine Waffe, stützte seine rechte Hand auf die linke, ging ein wenig in die Knie und schoß Kaisa Ratamo aus drei Meter Entfernung zweimal mitten in die Stirn. Ihr Genick schnellte nach hinten, und ihre Arme und die Hände, die gerade noch die Zeitung gehalten hatten, fielen schlaff zur Seite. Ihr Kopf wurde weiter nach hinten geschleudert und schlug dumpf auf dem Küchentisch auf. Die Wände waren mit Blut und Gehirnfetzen bespritzt. In der Luft schwebte ein roter Blutnebel.
    Im selben Augenblick, in dem sich Siren zu Ratamo umdrehte, rammte der ihn mit dem Kopf in die Seite. Sie krachten gegen die Wand und stürzten zu Boden – Ratamo nach hinten in Richtung Schlafzimmer und Siren zur Küche hin. Die Pistole flog in die Küche und blieb auf dem Fußboden liegen. Ratamo begriff blitzartig, daß der Killer seine Waffe wieder hätte, bevor er sich auf ihn werfen könnte. Hastig schnappte er sich seine Laufschuhe und stürzte zum Schlafzimmer. Die wenigen Meter im Flur erschienen ihm so lang wie ein Marathon. Siren war schon auf dem Weg in die Küche. In vollem |81| Tempo griff Ratamo nach der Klinke der offenen Tür, zog sie zu und drehte den Schlüssel um. Zum Glück hatte Kaisa bei der Renovierung den Einbau eines Schlosses verlangt, damit Nelli nicht im falschen Augenblick hereingerannt kam.
    Ratamo war völlig in Panik. Im Flurspiegel hatte er gesehen, wie Kaisas Kopf explodierte. Und der Killer war nur ein paar Meter von ihm entfernt. Ihm wurde übel. Eine solche Angst hatte er noch nie empfunden. Das Stechen in den Muskeln, der Gallegeschmack im Mund und sein dröhnender Herzschlag, den er im ganzen Körper spürte – alles das war die Angst. Trotzdem mußte er jetzt handlungsfähig sein.
    Er riß das Fenster auf. Bis hinunter waren es etwa drei Meter. Er mußte es wagen. Plötzlich prasselte und splitterte es, und Betonstaub wirbelte durch das ganze Schlafzimmer. Schnell stieg er aufs Fensterbrett, ging in die Hocke und ließ sich auf die Straße fallen. Hinter ihm krachte berstendes Holz. Er landete auf dem Asphalt, ohne sich zu verletzen, und blickte instinktiv nach oben. Der Kopf des Schützen verschwand gerade wieder im Schlafzimmerfenster. Ratamo rannte los in Richtung Zentrum, die Schuhe hatte er in der Hand.
    Siren stand im Schlafzimmer und atmete ein paarmal tief durch. Er hatte beim Töten wieder eine übermenschliche Macht gespürt. Aber er fühlte sich jetzt noch viel schlechter als nach Mannerahos Tod. Vielleicht lag das daran, daß eine Frau das Opfer war. Doch er durfte noch nicht über seine Taten nachdenken. Die ganze Operation könnte mißlingen, wenn er sich seinen Gefühlen überließ.
    Wie zum Teufel konnte es sein, daß Kaisa Ratamo noch zu Hause war? Wer hatte dann mit dem Kind in dem Golf gesessen? Das interessierte nun aber nicht mehr. Wichtig war nur, daß die Zielperson der Aktion entkommen war. Er hatte nicht |82| damit gerechnet, daß Ratamo aus dem Fenster im ersten Stock springen könnte. Als nach mehreren Schüssen auf das Schloß die Tür endlich aufging, war der Mann schon hinausgesprungen. Und er konnte ihn ja schließlich nicht auf offener Straße erschießen.
    Man braucht sich nicht mehr hinzuhocken, wenn man die Scheiße schon in der Hose hat, dachte Siren. Ratamo würde sicher sofort die Polizei rufen. Er nahm aus seinem Rucksack den Minigrip-Beutel, in dem sich die Fasern aus der Wohnung Mannerahos befanden, und verteilte den Inhalt an den geeigneten Stellen. Dann suchte er rasch in allen Räumen nach Material, das mit Ratamos Arbeit zusammenhing. Doch der nahm offenbar seine Unterlagen nicht mit nach Hause. Die Familie besaß auch keinen stationären Computer und keinen Laptop.
    Siren steckte die Pistole in den Rucksack und warf ihn sich auf den Rücken. In der Wohnung konnte er sie nicht lassen, weil Arto Ratamos Fingerabdrücke nicht auf der Waffe waren, auch das hatte nicht geklappt. Rasch wählte er den Notruf und legte den Hörer auf den Tisch.
    Er horchte eine Weile an der Tür, dann verließ er die Wohnung und ging mit ruhigen Schritten

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