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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie verwischt.«
    »Was redest du da für Unsinn? Ich habe nur meine Arbeit getan und sonst nichts. Und wo ist meine Brille?« erwiderte Vairiala. Er mußte immerfort die Augen zusammenkneifen, um überhaupt etwas zu erkennen.
    »Hör auf mit dem Scheiß! Hier geht es um so wichtige Dinge, daß ich bereit bin, dich mit Thiopental vollzupumpen! Dann singst du wie ein Vögelchen, und du weißt, daß das keine Vergnügungsreise ist!« brüllte Ketonen.
    »Meinetwegen kannst du mich mit Pferdepisse vollpumpen, aber erzähle mir erst mal, warum ich hier bin und was du von mir willst!?« Vairialas Arroganz schien grenzenlos zu sein.
    Mit wutverzerrter Miene stand Ketonen plötzlich auf und schlug Vairiala mit der flachen Hand so heftig ins Gesicht, daß es klatschte. Er starrte ihn einen Augenblick an, die Hand zum Schlag erhoben, wandte sich dann aber ab. »Verdammter Grünschnabel«, murmelte er, »wenn dir das Fell gegerbt wird, bleibt dir deine Überheblichkeit im Halse stecken.«
    Tissari schaute seinen Vorgesetzten irritiert an, blieb aber still. Seiner Meinung nach sah Variala so elend aus, daß es leicht wäre, ihn auszuquetschen.
    |273| Vairiala hatte Angst, seine Wange brannte. Er drehte den Kopf hin und her und spielte den Benommenen. Ihm war bekannt, daß man ein in der Praxis bewährtes »Wahrheitsserum« erhielt, wenn das Betäubungsmittel Thiopental mit Amobarbital und anderen Chemikalien gemischt wurde. Wenn es nur darum gegangen wäre, Ketonen die Sache mit dem Virus und mit Ratamo zu verschweigen, hätte ihm das wesentlich weniger Sorgen bereitet. Er konnte es sich aber keinesfalls leisten, alle seine Geheimnisse auszuplaudern. Im stillen Konkurrenzkampf mit der SUPO wäre er völlig wehrlos, wenn Ketonen die geheimen Abkommen, die Befugnisüberschreitungen und die Namen der Kontaktpersonen seiner Aufklärungsabteilung kennen würde. Die Gefahr, daß er seine ganz persönlichen Geheimnisse verraten könnte, machte die Aussicht, betäubt zu werden, auch nicht gerade verlockender. Seit der Zeit in der Kadettenschule hatte er einen Liebhaber, einen Mann also. Ihm wurde klar, daß er bis zum Hals in der Scheiße steckte.
    »Ich will wissen, woher du die Idee hast, die Killerviren und die Formel für das Gegenmittel auf dem internationalen Waffenmarkt zu verkaufen. Und wer sind deine Helfer. Und wer hat Eero Manneraho und Kaisa Ratamo ermordet. Nur das will ich wissen, verdammt noch mal!« brüllte Ketonen. Er bedauerte schon, daß er zugeschlagen hatte, konnte sich aber einfach nicht beruhigen.
    »Ich habe nicht versucht, irgend etwas zu verkaufen. Im Gegenteil, ich bemühe mich, den Versuch eines Verkaufs, der im Gange ist, zu verhindern. Und daß Arto Ratamo wegen zweier Morde gesucht wird, weißt du selber.« Vairiala begriff sofort, daß er möglicherweise schon zuviel gesagt hatte. Falls Ketonen versuchte, in den Besitz der Viren und der Formel zu gelangen, würde er darüber möglichst viel von ihm in Erfahrung |274| bringen wollen. Vairiala nahm an, daß Ketonen das Serum nur ungern anwenden würde. Erst wenn er dazu gezwungen war, würde er das Leben seines Gefangenen riskieren. Das Wahrheitsserum war sehr wirksam, hatte aber zuweilen bedenkliche Nebenwirkungen. Manchmal sackte der Blutdruck gefährlich ab, und anderen wurde so übel, daß man eine Magenspülung durchführen mußte. Im schlimmsten Fall wurde der Herzmuskel gelähmt, und der Verhörte starb. Vairiala glaubte, daß es vorläufig am besten wäre, auf Zeit zu spielen.
    Ketonen war mit Vairialas Antwort zufrieden, denn in dem Moment, als er zugegeben hatte, daß er in die Virusangelegenheit verwickelt war, hatte er seine Karten aufgedeckt. Der SUPO-Chef entspannte sich ein wenig.
    »Du willst uns die Sache also nicht leichter machen, Pekka. Wir wissen schon den größten Teil von dem, was du angestellt hast. Deine Briefe mit den Bitten um Angebote haben wir gelesen. Mein Ermittler hat sie in London bei deinem Agenten kopiert. Wir wissen, daß du versuchst, die Röhrchen mit Ebola-Blut und die Formel des Gegenmittels zu verkaufen.« Ketonen schaute Vairiala an und wartete auf dessen Reaktion. Er wußte, daß es für Vairiala das beste war, zu schweigen, denn wenn er seine Gefängnisstrafe abgesessen hätte, wäre er verdammt reich, gesetzt den Fall, er hatte seine Komplizen sorgfältig ausgewählt.
    Vairiala überlegte fieberhaft, soweit es seine zunehmenden Kopfschmerzen zuließen. In was war er da

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