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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Lindström von der Karte auf: »Die Straße, in der die Zielperson wohnt, ist eine Sackgasse. Bieg gleich rechts ab in Richtung der Station für die technische Kfz-Überprüfung in Espoo. Von dort gehen wir durch das Wäldchen zum Kielotie.«
    Der Opel hielt, ungefähr zweihundert Meter von der Wohnung der Zielperson entfernt, auf einem Parkplatz. Tissari blieb im Auto, während Lindström und Somerto zu dem Haus gingen und die Alarmanlage abschalteten. Nach ihrer Rückkehr warteten sie im Wagen, bis die Zielperson ihrer Ansicht nach ins Bett gegangen war.
    Sie trugen von Kopf bis Fuß schwarze Kleidung. Die Nacht war Anfang August schon so dunkel, daß sie die an der Jacke befestigten Lampen brauchten. Die vollständige Kommandoausrüstung hatten sie nicht angelegt, weil sie keinen starken |264| Widerstand erwarteten und möglichst wenig Aufsehen erregen wollten.
    Die Männer rannten gebückt durch den lichten Wald. Fünfzig Meter vor dem Haus trennten sie sich. Tissari hatte den weitesten Weg, er nahm Kurs auf die Hinterseite des Hauses, wo man die Fenster des Kaminzimmers und aller Schlafzimmer sah. Lindström blieb am Rande des Waldes vor dem Haus, zwischen ihm und dem Grundstück lag nur ein schwach beleuchteter Weg. Er konnte ungehindert durch das Küchenfenster hineinschauen. Somerto rannte zunächst hinter Tissari her, blieb aber dann an der Seite des Hauses stehen, wo sich ihm eine gute Sicht auf die großen Wohnzimmerfenster und das Küchenfenster bot.
    Im Obergeschoß brannte noch Licht. Eine Frau mittleren Alters ging im Morgenmantel in der Küche umher. Lindström beobachtete sie mit dem Fernglas und fand, daß sie wahrlich keine Schönheit war. Sie stellte ein Glas und ein belegtes Brot auf den Tisch und setzte sich hin. Lindström berichtete seine Beobachtungen in ein kleines Mikrofon an seinem Jackenrevers, das mit den Knopfhörern im rechten Ohr seiner Kollegen verbunden war.
    Somerto meldete, daß sich im Wohnzimmer nichts rührte.
    Tissari betrachtete prüfend die Rückseite des Hauses. Im Obergeschoß war es dunkel. Die Kinder schliefen. In dem Flur vor dem Schlafzimmer der Eltern brannte ein mattes Licht, aber ansonsten war auch das Untergeschoß dunkel. Tissari befahl Lindström, zu ihm hinter das Haus zu kommen. Somerto sollte sowohl die Vorderseite als auch die Flanke des Gebäudes im Auge behalten.
    Als Lindström eintraf, flüsterte Tissari ihm etwas ins Ohr und rannte dann zum Badfenster. Lindström blieb im Gebüsch |265| und beobachtete das Untergeschoß, während Tissari aus einer Seitentasche seiner Hose einen Glasschneider herausholte, rasch ein Stück aus der Scheibe herausschnitt und den Griff von innen öffnete. Er kletterte durch das enge Fenster hinein und ließ sich vorsichtig auf den Fußboden hinab. In dem Raum war es dunkler als draußen, er wartete einen Augenblick, bis er die Umrisse erkennen konnte. Lindström teilte Somerto mit, er werde jetzt auch einsteigen, und zwängte sich durch das Fenster hinein. Als sich auch seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, holten beide aus den Vordertaschen ihrer Jacken Waffen heraus, die ungewöhnlich aussahen. Tissari öffnete die Badezimmertür langsam einen Spalt. Links hinter dem Kaminzimmer mußte sich der Hauswirtschaftsraum befinden und daneben das Schlafzimmer der Eltern. Rechts gegenüber vom Hauswirtschaftsraum führte die Treppe hinauf ins Obergeschoß. Auf einer Kommode zwischen Schlafzimmer und Hauswirtschaftsraum stand eine Lampe, die ein mattes Licht gab. Die Zielperson mußte bereits schlafen.
    Als Tissari die Badezimmertür aufschob, war ein kurzes, lautes Geräusch zu hören. Daß es sich um das Bellen eines Hundes handelte, begriff er erst, als er einen höllischen Schmerz im Bein spürte. Ein Dobermann von der Größe eines Kalbes schlug all seine scharfen Zähne in Tissaris rechten Schenkel. Der verzog das Gesicht vor Schmerz, schreien durfte er nicht. Er richtete seine Waffe auf den Köter, ohne lange zu zielen, und schoß. Der Pfeil mit einem Betäubungsmittel auf Ketaminbasis traf das linke Auge des Hundes.
    Er fluchte lautlos und biß sich in die Hand, als der große Hund zu Boden sackte. Vor Schmerz schossen ihm Tränen in die Augen, als er mit dem Fuß auf die Luftröhre der Bestie drückte, bis sie endlich einschlief. Tissari spürte, wie ihm das |266| Blut am Bein hinunterlief, es fühlte sich warm an und durchnäßte den Strumpf.
    Somertos Stimme erklang im Kopfhörer. »Die Frau steht auf, schaut nach

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