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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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eigentlich hineingeraten? Würde sein Ruf befleckt werden? Ketonen behauptete, er würde versuchen, den Killervirus und die Formel für das Gegenmittel zu verkaufen. Er wiederum hatte von Siren gehört, daß Ketonen die Briefe verfaßt hatte. Hatte sich Ketonen diese Geschichte ausgedacht, um ihn hinters Licht zu |275| führen und von ihm zu erfahren, wo die Viren und die Formel waren? Oder hatte jemand die Briefe ohne Sirens Wissen ausgetauscht und versuchte nun das Viruspaket zu verkaufen? Oder vielleicht hatte Siren die Briefe von Ketonen bekommen und dann ausgetauscht und versuchte nun selbst, die Viren und die Formel zu verkaufen? Es konnte nur so sein, daß Ketonen log. Siren, Rautio oder der Ermittler der SUPO, der die Briefe kopiert hatte, hätten die Operation zum Verkauf einer Massenvernichtungswaffe nicht planen können, das war einfach unmöglich. Niemand hätte dafür genug Zeit oder Hintergrundwissen gehabt. Außer vielleicht Siren. War das die Ursache für seinen Wutausbruch? Warum zum Teufel hatte er Parolas und Leppäs Einsatz nicht abgebrochen oder zumindest den Generalstabschef über die Operation Ratamo informiert …
    »Du versuchst bloß, Fakten aus mir herauszupumpen«, erwiderte Vairiala wütend und brauchte sich nicht zu verstellen, als er Ketonen anfuhr: »Ich weiß zufällig, daß du selbst diese Briefe geschrieben hast.« Er hätte sich gern den Schweiß von der Glatze gewischt, konnte es aber wegen der Fesseln nicht. Die Leuchtstoffröhren strahlten Wärme ab wie ein Grill.
    Über den Raum senkte sich Schweigen. Ketonen stand auf und ging um den Tisch herum. Vairialas Behauptung war merkwürdig. Und wenn der Mann nun gar nicht log? Wenn er gar nicht wußte, was in den Briefen stand. Wer zum Teufel hatte sie dann geschrieben? Und von wem hatte Vairiala sie erhalten? Beim besten Willen fiel Ketonen nicht ein, wer sonst hinter der Operation stecken könnte. Rautio hatte erst von den Briefen erfahren, als Vairiala sie ihm gegeben hatte. Von dem Augenblick an bis zum Kopieren der Briefe durch Wrede hätte Rautio als Observierter nicht einmal theoretisch Zeit gehabt, |276| neue Briefe zu verfassen. Und Wrede? Er hätte die Briefe schreiben und in Rautios Hotelzimmer gegen die Originale austauschen können, aber dann hätte er schon vorher den Hintergrund und die Einzelheiten des Falles kennen müssen. Doch das war, wie Ketonen wußte, unmöglich. Siren wiederum war nach seiner Kenntnis in keiner Weise in die Virusangelegenheit verwickelt, obwohl er sich in den letzten Tagen merkwürdig verhalten hatte. Und wenn nun jemand ganz anders hinter dem Schwindel steckte? Ketonen wurde noch nervöser. Das Kombinieren brachte einen auch nicht weiter. Vairiala konnte nicht so blöd sein, daß er seinen Agenten Briefe überbringen ließ, deren Inhalt er nicht kannte. Am wahrscheinlichsten war, daß Vairiala log, aber es überraschte Ketonen, wie echt er den Unwissenden spielte. Möglicherweise war er noch zu betrunken. Vielleicht würde er in nüchternem Zustand den Ernst seiner Lage besser verstehen und wäre dann bereit, die Wahrheit zu sagen. Ketonen hatte den Verdacht, daß seine Fähigkeiten eingerostet waren. Allmählich schwand seine Selbstsicherheit.
    Im Verhörraum herrschte eine bedrückende Atmosphäre. Der Schweißgeruch wurde stärker, und die Temperatur näherte sich schon den Werten einer schwedischen Sauna. Beide Chefs waren völlig konsterniert. Die Ärztin und der Wächter saßen schweigend da. Tissari starrte Vairiala stumm an. Er trug seine Smith & Wesson im ledernen Schulterhalfter.
    Vairiala erkannte die Umrisse von Tissaris Waffe. Er wußte nur zu gut, wer Tissari war und warum er sich in dem Raum befand. Er galt als härtester Mann der SUPO, und Ketonen hatte ihn für den Fall mitgebracht, daß die Befragung, die Drohungen oder das Wahrheitsserum nicht wirkten. Tissari wäre der Vollstrecker der letzten und aus Vairialas Sicht unangenehmsten Phase des Verhörs.
    |277| »Gut, Pekka. Du redest Unsinn, aber lassen wir das. In den Briefen steht, daß die Frist für die Abgabe von Angeboten um fünf, also in einer reichlichen Stunde, abläuft, und die Röhrchen mit dem Blut werden eine Stunde später übergeben. Da wir die Kaufkandidaten und ihre Adresse nun kennen, ist das Ebola-Blut nicht mehr das Problem. Aber die erste Rate wird um zwölf Uhr bezahlt, und bis dahin will ich dich dazu bringen, daß du mir erzählst, wer alles an diesem Verrat beteiligt ist, wer die Formel für das

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