Finnisches Quartett
und antwortete eilig auch auf die anderen Fragen.
»Von Schiphol gibt es heute keinen direkten Flug nach Washington mehr. Also ist für Sie ein Platz im Flug von Easyjet zweiundzwanzig Uhr fünfzehn nach London und von dort mit American Eagle …«
»Danke, die restlichen Informationen finde ich sicherlich auf den Tickets«, entgegnete Ratamo unfreundlich, beendete das Gespräch und wählte hastig die Nummer des Chefs der SUPO.
»Ketonen.« Der Chef meldete sich schon nach dem ersten Ruf, und Ratamo erzählte von seiner Entscheidung, im Windschatten von Nordman nach Washington zu reisen.
»Gut, mein Junge. Entscheidungen muß man dann treffen, wenn sie fällig sind«, sagte Ketonen. »Der AIVD hat uns übrigens endlich Fotos von Eamon O’Donnell geschickt. Sowohl die Kellnerin im Hotel Lord als auch der Zeuge im Treppenhaus haben den Mann sofort erkannt.Wenn O’Donnell gefaßt wird, werden die DNA-Proben endgültig bestätigen, daß er der Mörder von Elvas ist – hoffentlich. Das heißt, die Ermittlungen sind hier so gut wie abgeschlossen, dieser Besuch von Nordman in Lauttasaari wird allerdings immer noch überprüft.«
Die Männer unterhielten sich noch über die allerletzten Wendungen bei den Ermittlungen, bis Ratamo in seinem Hotel eintraf.
Jussi Ketonen befahl Musti, das Sofa in seinem Arbeitszimmer zu verlassen, und schob die Hände unter die Hosenträger. Für ihn würden sich diese Ermittlungen wohl kaum zum rasanten Schlußakkord seiner Karriere bei der SUPO entwickeln, Ratamo hingegen durfte wieder durch die Weltgeschichte reisen. Neidisch war Ketonen nicht, er akzeptierte, ohne zu murren, daß nun die Jüngeren an der Reihe waren, mit wehenden Haaren zu schuften. Es bereitete Ketonen jedoch Sorgen, daß ihm immer wehmütiger zumute wurde, je näher sein letzter Arbeitstag rückte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich vorzustellen, daß er es möglicherweise nur noch – wie jeder andere Finne – in den Medien verfolgen würde, wenn bei diesen Ermittlungen nachgewaschen wurde.
Ossi Loponen unterbrach seine Überlegungen und schob gemächlich den Videowagen in Ketonens Zimmer. »Was wollte sich der Herr Polizeirat denn anschauen?«
Der Chef hob den Finger und neigte ihn in Richtung Tür. Als Loponen gegangen war, holte Ketonen aus einer Schublade seines Schreibtischs ein Video, auf dem ein Bartmensch, der aussah wie eine Kreuzung aus Weihnachtswichtel und Kommandosoldat, mit ernster Miene dreinschaute. »Elchjagd heute« stand auf dem Video.
Ketonen seufzte. Marketta tat alles, um sich für ihn neue Hobbys für seine Tage als Rentner auszudenken. Ihrer Meinungnach kannte sie zu viele Direktoren, die ein paar Jahre nach ihrer Pensionierung starben, weil ihnen keine andere Beschäftigung mehr eingefallen war. Natürlich waren auch Ketonen solche Fälle zu Ohren gekommen, aber er hatte nicht vor, auf seine alten Tage noch zum Elchjäger zu werden, selbst wenn der Nordpol abbrannte. Das Video würde er sich jedoch wohl oder übel anschauen, denn man mußte in der Lage sein, die Elchjagd mit Sachkenntnis abzulehnen.
Die von Kriegsfilmen bekannte pathetische Musik und die banale Einführung sorgten dafür, daß Ketonen sich von Beginn an amüsierte. Dann fing der Sprecher an, die Bekleidung des modernen Jägers zu beschreiben. »… als unterste Schicht sollte man aus Polyester hergestellte Spezialunterwäsche wählen … das für die Zwischenschicht geeignete Material ist beispielsweise Fleece … und die äußere Bekleidungsschicht sollte wasser- und windabweisender, aber dennoch atmungsaktiver, mit Polytetrafluoräthylenfolie behandelter Mikrofaserstoff sein, dessen Futter aus Outlast-Faser besteht … Gemäß den gesetzlichen Vorschriften muß ein Jäger eine rote Weste und eine rote Mütze tragen …«
Ketonen lachte schallend. Wer hatte denn dieses Video gedreht, Juhan af Grann oder Hannu Karpo?
»… batteriebeheizte Socken und mit Gore-Folie geschützte wasserdichte hohe Schuhe halten die Füße trocken und warm …«
Ketonens Interesse wäre fast erloschen, als der monotone, aber eifrige Sprecher mit einer detaillierten Besprechung der Waffen für die Elchjagd begann. Gerade wollte er das Band weiterspulen, als schon ein neues Thema in Angriff genommen wurde.
»… eine besonders notwendige Zusatzausrüstung ist ein unter der Jacke versteckter Getränkerucksack, aus dem sich mit Hilfe eines Schlauches leicht belebende Flüssigkeit saugenläßt … weitere Ausrüstungsteile sind
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