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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Road in sein Bewußtsein,ihr Körper, der sich unter ihm wand.
»Merke auf, du Menschenkind! Denn dies Gesicht gehört in die Zeit des Endes«,
murmelte er und verließ das Internetcafé.
    Es hatte aufgehört zu regnen. Er ging am Ufer des Hafens entlang und beobachtete die Fahrzeuge, die an den Straßenrändern parkten, bis er fand, was er suchte: ein Motorrad, eine alte Fünfhunderter-Kawasaki. Er brauchte nur wenige Sekunden, bis es ansprang; in seiner Jugend hatte er auf den Straßen von Belfast das eine oder andere gelernt.
    Der Helm saß straff auf Ezraels Kopf, als er auf der feuchten Hauptstraße zum Juweliergeschäft Liberty Jewelry in der ruhigen Gegend von Timonium fuhr, die etwa zwanzig Kilometer nördlich vom Zentrum Baltimores lag.
    Er betrat das Geschäft, lächelte den Verkäuferinnen höflich zu und nahm sich einen Prospekt aus dem Regal, um Zeit zu gewinnen und die Räume beobachten zu können. Er wußte schon, daß in diesem Geschäft Schmuck sowohl entworfen als auch hergestellt und repariert wurde, und er wußte natürlich auch, daß zur Reinigung von Gold und Silber Salpetersäure verwendet wurde.
    Durch die Fenster in den Innenwänden der Verkaufsräume sah man die Angestellten, die mit unterschiedlichen Arbeiten beschäftigt waren. Ezrael ging an eins der Fenster, dann an ein anderes und entdeckte, was er suchte: eine Flasche mit der Aufschrift »Nitric Acid HNO 3 «, und sie war fast voll. Perfekt. Im Geschäft befanden sich drei Verkäuferinnen und ein phlegmatisch wirkender Wachmann, der abwechselnd mit jeder von ihnen flirtete. Ezrael war der einzige Kunde. Nun fühlte er eine befreiende Glut aufsteigen, das Blut strömte in den Kopf, und er spürte seinen Geschmack im Mund. Das Rot herrschte und mit ihm die Bestie.
    Er klopfte dem Wachmann auf die Schulter, der Mann drehte sich um, und Ezraels Hand schloß sich wie eineZange um seinen Hals. Er schob den Kopf des Wachmanns nach oben; das Gesicht des Yankees wurde dunkelrot, und die Augen traten hervor. Der Wachmann griff nach seinem Hals und versuchte vergeblich, Ezraels Griff zu lösen. Eine der Verkäuferinnen kreischte, eine andere drückte auf den Alarmknopf, und dann verschwanden alle drei im hinteren Raum.
    Die Farbe des Blutes überzog das ganze Gesichtsfeld, selbst eine leichte Berührung durch die Bestie würde tödlich sein. Ezrael betrachtete das Gesicht des sich wehrenden Wachmannes, und es fiel ihm zu seiner Überraschung leicht, zu verstehen, daß dies kein Verräter war, er mußte ihn leben lassen. Er schlug mit dem Ellbogen heftig auf die Stirn des Wächters; der schlaffe Körper glitt zu Boden, und Ezrael nahm die Waffe des Mannes.
    Das Plexiglas zur Werkstatt zerplatzte, als Ezrael schoß. Er trat das Scherbenmosaik ein, sprang in die Werkstatt und ergriff die Flasche mit der Salpetersäure. Jetzt war er bereit:
»… so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und wird sie töten.«

43
    Jeff Hanes, der Chef der Critical Incident Response Group, fingerte an dem FBI-Ausweis herum, der am Kragen seiner Anzugjacke hing, und starrte auf das Washington Monument. Die Granitspitze des gewaltigen Obelisken war aus dem Fenster des Büros im Energieministerium der USA zu sehen. Auf dem Gesicht des dunkelhäutigen Mannes spiegelte sich seine Verärgerung wider, die er zu unterdrücken versuchte.
    Er mußte sich eine Flut von Fragen John Dexters anhören, der Abteilungsleiter für fossile Energie schien besorgtzu sein. Das FBI leitete die Fahndung nach Eamon O’Donnell und versuchte außerdem zu klären, ob Informationen in der Nachricht an den AIVD, in der Dexter denunziert wurde, zutrafen. Dexter und sein alter Freund vom NSA, Matt Kendall, saßen auf dem Sofa an der Stirnseite des Dienstzimmers, das so groß wie eine Wohnung war, und Hanes hockte in einem unbequemen Sessel und betrachtete sie prüfend. Er vermutete, daß die beiden mehr wußten, als sie verrieten.
    »Nein, das FBI weiß nicht, wo Eamon O’Donnell sich versteckt«, sagte Hanes, als er endlich zu Wort kam. »Wir wissen noch nicht einmal, wie es ihm gelungen ist einzureisen, obwohl die Behörde für Verkehrssicherheit äußerst umfassende Sicherheitskontrollen bei allen Passagieren vornimmt, die einreisen wollen. Sämtliche Informationen werden überprüft: Kreditkarten, Krankheiten, spezielle Diäten …«
    Dexter unterbrach ihn: »O’Donnell hat also anscheinend nirgendwo ein Psychopathenessen

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