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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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hat blaue Augen, ist hellhäutig, unter dreißig Jahre alt und mittelgroß. Der Mann hat seine Sonnenbrille am Tatort zurückgelassen, das kriminaltechnische Labor untersucht sie gerade. Der Killer wurde mit folgenden Worten beschrieben …«, de Groot nahm ein Blatt vom Tisch, »in Trance, geisteskrank, vor Haß brennende Augen, verrückt. Ein Phantombild wird gerade angefertigt, aber ich wage jetzt schon zu behaupten, daß der Mann kein Inder ist. Also zumindest kein Ureinwohner. Die Bilder der Überwachungskameras werden überprüft, die Techniker untersuchen …«
    Henk Timmerman sprang so heftig auf, daß seine Fliege wackelte. »Ein Mann aus einem westlichen Land führt eine Hinrichtung im Auftrag einer indischen Terrororganisation aus, die nicht existiert. Das hört sich an wie … Wer zum Teufel führt hier wen an der Nase herum?« brüllte er. Die verblüfften Mienen der holländischen Ermittler sagten alles über den Stand der Ermittlungen. Sie bekamen kein Ende eines Fadens richtig zu fassen.
    »Die vom Mörder eingesetzte Waffe deutet allerdings aufden Bundesstaat Kerala hin«, sagte de Groot, suchte wieder ein neues Blatt hervor und berichtete, das Urumi-Schwert finde bei der Kampfart Kalaripayattu Verwendung, die zu Anfang des ersten Jahrtausends in Kerala entstanden war.
    »Die Verwendung solch einer Waffe verlangt Geschick, Übung …«, überlegte Timmerman.
    »Die indischen Terroristen hätten auch ein Motiv für den Anschlag gegen Final Action – Rache«, sagte de Groot und wirkte unsicher. »Die Haltung der indischen Freiheitskämpfer gegenüber der indischen Zentralverwaltung ist negativ, aber die multinationalen Konzerne akzeptieren sie. Die schaffen nämlich in den armen Regionen heißbegehrte Arbeitsplätze. Der erste Anschlag von Final Action gegen eine Fabrik, die Kinder als Arbeitskräfte verwendete, führte zum Rückzug Dutzender europäischer Unternehmen aus Kerala, so verloren Hunderte indische Familien ihr Einkommen.«
    Timmerman schlug mit der Hand auf den Tisch. »Und die andere Nachricht? Oliveira ist also ermordet worden?«
    De Groot nickte. »Der Bericht über die Todesursache bestätigt das nicht zweifelsfrei, aber die blauen Flecke an Oliveiras Handgelenken und im Genick weisen auf einen gewaltsamen Tod hin. Ebenso die Tatsache, daß der Mann nach Auffassung des Pathologen bei Bewußtsein war, als er in dem flachen Teich ertrank. Die am Rand der blauen Flecken gefundenen latenten Fingerabdrücke werden noch heute mit den Fingerabdrücken der Sicherheitsleute von van der Waal verglichen. Jedenfalls ist schon klar, daß sie nicht Lasse Nordman gehören.«
    Timmerman dachte einen Augenblick nach. »Sollten wir Nordman nicht nach Finnland ausweisen, bevor seine Mutter, die Ministerin, der Königin wegen der Freilassung ihres Sohnes in den Ohren liegt?« Er sah den fragenden Gesichtsausdruck von de Groot.
    »Während des Anschlags von Final Action in Indien warNordman nachweislich in Rom, Dutch Oil wird ihn nicht verklagen, und der Anschlag von Den Haag erfüllt nicht den Tatbestand eines Terroraktes, weil nur einem privaten Unternehmen Schaden entstanden ist und keinerlei Gewalt angewendet wurde. Nordman würde hier in Holland vielleicht nur eine Geldstrafe wegen Sachbeschädigung bekommen.« So begründete Timmerman seinen Entschluß. »Der Mann nützt uns mehr, wenn er auf freiem Fuß ist, vielleicht kommt irgendein Nachrichtendienst durch ihn den Führern von Final Action auf die Spur.«
    Timmerman erteilte seinen Untergebenen Befehle und beschloß, Mary Cash noch weiter zu bearbeiten. Wenn gegen die Frau keine konkreten Beweise gefunden wurden, mußte man sie freilassen. Und das konnte bedeuten, daß es einen neuen Mord gab.

19
    Die Panik ließ Ulrike Berger immer noch zittern, obwohl sie annahm, daß sie den Wahnsinnigen abgeschüttelt hatte, der ihr hinterhergerannt war. Niemand hätte ihr unbemerkt über eine Stunde lang auf ihrem Weg über Brücken und durch Gassen, Innenhöfe und Parks folgen können. Sie sah immer noch die vor Haß brennenden Augen des verrückten Mörders vor sich; kein Augenpaar, dem sie in ihrem Leben begegnet war, kam dem starren Blick des Mörders mit dem Kindergesicht gleich.
    Der Regen bombardierte die Pfützen auf den Straßen, und die Menschen hatten es eilig, nach Hause zu kommen; die meisten waren mit dem Fahrrad unterwegs. Ulrike atmete tief ein und zupfte sich die pitschnassen Sachen von der Haut; wie viele Kilometer war sie wohl gerannt? Und

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